2015 war ein schwieriges Kartoffeljahr
Ergebnisse aus dem Öko-Kartoffelsortenversuch Hessen
Das Jahr 2015 war schon wieder ein außergewöhnliches Kartoffeljahr mit extremen Witterungsbedingungen. Die ausgeprägte Frühsommertrockenheit mit sehr hohen Temperaturen hat vielen Beständen stark zugesetzt. Wie die Sorten mit diesen Bedingungen zurechtgekommen sind, erläutert Reinhard Schmidt vom Beratungsteam ökologischer Landbau beim LLH.
Zum zweiten Mal in Folge ist der Winter fast ausgeblieben. Der Frost war nur sehr flach in den Boden eingedrungen und konnte auch bei rauer Pflugfurche kaum für die erhoffte Frostgare sorgen. Bodenverdichtungen und Kluten nach dem Pflanzen waren die Auswirkungen.Obwohl im März und April keine ergiebigen Regenmengen gefallen sind, ist der Boden nur sehr langsam abgetrocknet, sodass eine bodenschonende Bearbeitung erst spät erfolgen konnte. Niedrige Temperaturen, teils mit Nässe Ende April/Anfang Mai haben zu einem verzettelten Auflaufen der Bestände geführt.
Witterungsabhängig sehr unterschiedliche Erträge
Die größte Herausforderung waren dann die hochsommerlichen Witterungsbedingungen im Juni und Juli. Trockenheit und hohe Temperaturen haben nur einen langsamen Knollenzuwachs zugelassen. Krautfäule war bis dahin fast nicht zu finden. Auf die extreme Trockenphase folgten dann ergiebige Niederschläge. Empfindliche Sorten reagierten darauf mit Zwiewuchs und Kindelbildung. Regional waren die Niederschläge so heftig dass sich noch Krautfäule- und Nassfäule in den Beständen ausgebreitet hatte. Insgesamt haben diese Krankheiten in Hessen aber keine nennenswerten Schäden verursacht.
Die einsetzenden Niederschläge haben neben der Beendigung des Trockenstresses auch zu einer Nährstoffmobilisierung geführt, so dass Sorten, die noch über ausreichend Blattmasse im Juli verfügten, diese in hohe Knollenzuwächse umsetzen konnten. Die Ertragssituation in Hessen ist witterungsabhängig sehr unterschiedlich ausgefallen. Bestände mit Beregnung oder auf Lössstandorten mit rechtzeitigen Niederschlägen im Juli haben überdurchschnittliche Erträge erzielt. Bestände ohne Beregnung und nur mit geringen Niederschlägen im Juli haben dagegen deutlich unterdurchschnittliche Erträge gebracht. Die Stärkegehalte waren wegen der warmen und trockenen Bedingungen erwartungsgemäß auf vielen Standorten erhöht und beeinflussen die Kochqualität negativ.
Landessortenversuch Öko-Kartoffel
Der Versuch wurde in Zusammenarbeit mit der Universität Kassel auf der Hessischen Staatsdomäne Frankenhausen bei Kassel durchgeführt. Geprüft wurden fünf Sorten aus der frühen Reifegruppe und sieben Sorten aus der mittelfrühen Reifegruppe. Als Vorfrucht stand ein dreijähriges Luzernekleegrasgemenge, welches Anfang August 2014 umgebrochen wurde. Als Zwischenfrucht wurde ein Gemenge aus Ölrettich, Senf und Phacelia gesät. Vier Wochen vor dem Pflanztermin wurde die Zwischenfrucht gepflügt. Vor dem Auspflanzen am 24. April erfolgten noch eine Bearbeitung mit dem Federzinkengrubber und schließlich die Pflanzbettbereitung mit der Kreiselegge.
Eine N-Düngung wurde ebenso wenig durchgeführt wie eine Beregnung. Ein Einsatz von Kupfer-Mitteln gegen Krautfäule erfolgte nicht. Der Versuch wurde in Kleinparzellen und vierfacher Wiederholung angelegt. Für die Ertragsberechnung wurden nur die zwei Mittelreihen berücksichtigt. Bei den Sorten Almonda, Belmonda und Caprice wurde das Kraut am 19. August entfernt, bei allen anderen Sorten erfolgte dies bereits am 9.August.
Sehr hohe Stärkegehalte im LSV
Die Versuchsergebnisse der vergangenen Jahre zeigen, dass an diesem Standort vergleichsweise hohe Stärkegehalte auftreten; ein Grund könnte die knappe Kaliumversorgung der Fläche sein. Gut mit Kalium versorgte Pflanzen können leichter Wasser aufnehmen, was zu höheren Wassergehalten in den Knollen führt, während gleichzeitig die TS- und Stärkegehalte abnehmen. Außerdem steigt die Wassereffizienz an, das heißt für die Produktion der gleichen TS-Menge braucht die Pflanze weniger Wasser. Daneben fungiert Kalium auch als Enzymaktivator und fördert somit unter anderem die Stärkeproduktion. Die Versuchsfläche wurde zwar mit rund 600 kg K2O/ha (Kaliumsulfat) gedüngt, die Trockenheit hat aber die Verfügbarkeit deutlich reduziert. Die Stärkegehalte sind für alle Sorten im Versuch für die jeweilige Kocheigenschaft deutlich zu hoch.
Ordentliche Erträge mit guter Sortierung bei den Mittelfrühen
Die gute Flächenbonität und die Niederschläge im Juli haben auf dem Versuchsstandort, auch ohne Beregnung, noch zu guten Erträgen geführt. Der Marktwareertrag (Sortierung >30mm bei lang/langovalen Sorten und >35mm bei rund/rundovalen Sorten) lag im Schnitt der Sorten bei 330 dt/ha.
Den höchsten Marktwareertrag erzielte die im zweiten Jahr geprüfte „Belmonda“ (418 dt/ha), sie hat damit das gute Ergebnis aus dem Vorjahr bestätigt. Auch der Anteil von fast 95 Prozent Speiseware (30/35mm-60/65mm) am Gesamtertrag ist ähnlich gut wie im Vorjahr. Die aus dem gleichen Züchterhaus stammende Sorte Almonda (1. Prüfjahr) erzielte ebenfalls einen stark überdurchschnittlichen Ertrag (387 dt/ha). Der Speisewareanteil mit knapp 91 Prozent ist bei Almonda aufgrund des etwas höheren Anteils an Untergrößen etwas geringer als bei Belmonda. Mit Ausnahme von Regina erreichen alle Sorten aus dem mittelfrühen Segment einen Ertrag über dem Versuchsdurchschnitt.
Von den frühen Sorten erreicht dagegen nur Wega ein leicht überdurchschnittliches Marktwareergebnis (342 dt/ha), sie hatte mit 3 Prozent auch den höchsten Anteil an Übergrößen. Wega hatte, ebenso wie die mittelfrühen Sorten, die Trockenheit gut überstanden, da das Kraut Mitte Juli noch sehr grün war und es mit den Niederschlägen noch deutlichen Knollenzuwachs gegeben hatte. Die anderen frühen Sorten sahen zum gleichen Zeitpunkt deutlich gestresster aus. Der Knollenzuwachs ab Mitte Juli ist somit deutlich geringer ausgefallen. Dies sieht man auch an dem deutlich höheren Anteil an Untergrößen bei den frühen Sorten Belana (17 Prozent), Venezia (19) und Campina (16), sowie der mittelfrühen Sorte Regina (19 Prozent). Die Trockenheit hat die früheren Sorten mehr Ertrag gekostet als Sorten die mittelfrühen.
Wenig Schorf und Rhizoctonia
Trotz Trockenheit in der frühen Knollenbildungsphase war der Kartoffelschorfbefall verhältnismäßig gering. Die Sorten Ditta, Caprice und Soraya zeigten den geringsten Befall. Stärker befallen waren die Sorten Goldmarie, Regina, Campina und besonders Belmonda. Neben Schorf rückt auch immer mehr der Rhizoctonia-Sklerotienbesatz bei der Vermarktung in den Vordergrund. Fast befallsfrei waren die Sorten Wega und Almonda. Allians, Soraya und Venezia fielen durch höhere Befallswerte auf. Allerdings scheint auch die Versuchsfläche bezüglich Rhizoctonia nicht absolut homogen gewesen zu sein. So resultiert der hohe Wert bei Soraya nur aus einer Wiederholung, während alle Knollen aus den anderen drei Wiederholungen befallsfrei waren. Rhizoctonia kann über das Pflanzgut und über den Boden übertragen werden.
– LW 4/2016