Gesund und ertragreich, ideal für den Öko-Anbau

Öko-Landessortenversuche Wintertriticale

Triticale bringt als Kreuzung von Weizen und Roggen vom Weizen das höhere Ertragspotenzial und vom Roggen die geringere Krankheitsanfälligkeit mit. Als langstrohige, gesunde und relativ anspruchslose Getreideart mit hohem Futterwert eignet sie sich gut für den Anbau in Ökobetrieben. Öko-Ackerbauern benötigen Sortenempfehlungen, die unter den Bedingungen des Ökologischen Landbaus gewonnen wurden. Dr. Thorsten Haase vom Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen fasst die Ergebnisse der hessischen Öko-Landessortenversuche zu Wintertriticale zusammen.

LLH-Berater Thomas Schindler stellt den LSV Öko-Wintertriticale am Standort Alsfeld-Liederbach vor.

Foto: Dr. Haase

Die Landessortenversuche (LSV) Wintertriticale – ökologischer Anbau – rotieren in Alsfeld-Liederbach auf den Betriebsflächen des seit 1989 biologisch-dynamisch bewirtschafteten Betriebs Kasper und stehen stets im ersten Jahr nach zweijährigem Feldfutterbau. Aufgrund der integrierten Viehhaltung (0,4 GV/ha) ist auf den Versuchsflächen die Grundnährstoffversorgung mit Phosphor, Kalium und Magnesium auf den meisten Schlägen im optimalen Bereich (Versorgungsstufe C).

Der Kornertrag von Wintertriticale am Standort Alsfeld-Liederbach beträgt im Mittel der letzten zehn Jahre (2011 bis 2020) rund 63 dt/ha (Sorte Cosinus). Der mittlere Kornertrag der beiden langjährig (hier: 2015 bis 2019) geprüften Sorten Cosinus und Tulus lag ebenfalls bei 63 dt/ha, im Jahr 2020 jedoch bei lediglich 40 dt/ha.

Zusätzlicher Standort Frankenhausen

In den Jahren 2018 bis 2020 wurde der LSV Öko-Wintertriticale zusätzlich am Standort Frankenhausen (Landkreis Kassel) durchgeführt. Der über drei Jahre gemittelte Ertrag der beiden Sorten fiel mit auf dem sehr fruchtbaren Standort Frankenhausen mit 65 dt/ha deutlich besser aus als in Alsfeld-Liederbach (54 dt/ha).

Dieser zu erwartende Effekt des Standortes auf den Kornertrag kommt allerdings erst durch die erheblichen Unterschiede im Jahr 2020 zustande, als in Frankenhausen 70 und in Alsfeld-Liederbach nur 40 dt/ha gedroschen wurden.

Für insgesamt sieben Sorten liegen mittlerweile von beiden Standorten Ergebnisse aus drei Versuchsjahren vor. Es stellt sich die Frage, ob die neueren den beiden bewährten Sorten Cosinus und Tulus (beide Zulassung 2009) Konkurrenz machen können. Die Einschätzung des Ertragspotenzials der Sorten wird ergänzt durch eine Bewertung der wichtigsten agronomischen Eigenschaften.

Die geprüften Sorten im Überblick

Vergleich man die beiden Verechnungssorten Cosinus und Tulus miteinander, so unterscheiden sie sich im neunjährigen Mittel (Alsfeld-Liederbach 2011 bis 2020, wegen Auswinterung ohne 2012) hinsichtlich des Kornertrags nicht voneinander. Anders verhält es sich beim dreijährigen Mittel (2018 bis 2020). Hier schneidet Tulus deutlich (103 Prozent) besser ab als Cosinus (97 Prozent).

Die Blattgesundheit ist bei Cosinus ausgewogen, ihre Anfälligkeit gegenüber Gelbrost etwas stärker ausgeprägt als bei Tulus. Cosinus ist lang, aber recht lageranfällig. Die zweite Vergleichssorte Tulus ist etwas weniger lang, blattgesund. winterhärter als Cosinus, neigt weniger zum Lagern und wird auch weniger von Gelbrost befallen.

Lombardo weist eigentlich ein deutlich größeres Ertragspotenzial auf als die beiden genannten Verrechnungssorten. Jedoch wurde die Sorte 2019 als auch 2020 in Frankenhausen stark von Gelbrost befallen, was den Kornertrag stark reduzierte. Die erhöhte Braunrostanfälligkeit sollte ebenfalls beachtet werden. Die Sorte ist mittellang, stand- und sehr winterfest.

Die Sorte Cedrico wies im Mittel von drei Jahren und zwei Standorten einen leicht überdurchschnittlichen Ertrag (103 Prozent) auf. Hinsichtlich Gelbrost erwies sie sich im Feldversuch als gering anfällig. Die Sorte ist kurz, halmstabil und blattgesund (Ausnahme: Mehltau). Ein Anbau kann in Betracht gezogen werden.

Robinson ist mittellang im Wuchs, standfest, und blattgesund. Die Sorte wies jedoch beim Kornertrag zwischen den Jahren und den Orten starke Schwankungen auf. Im Mittel liegt der Ertrag auf dem Niveau von Cosinus.

Temuco ist kurz in der Pflanzenlänge, sehr halmstabil und blattgesund. Der Ertrag der Sorte war im Mittel der Jahre und Standorte mit 106 Prozent deutlich über dem Mittel der Vergleichssorten.

Noch besser schnitt die Sorte Trisem ab. Sie ist die längste Sorte im Prüfsortiment. Dennoch ging Trisem trotz Erträgen von über 90 dt/ha 2019 in Frankenhausen nicht ins Lager. Die äußerst blattgesunde Sorte lieferte in allen drei Jahren auf beiden Standorten sehr erfreuliche Erträge. Sie kann auf jeden Fall für den Anbau empfohlen werden.

Für drei weitere Sorten liegen erst zweijährige Daten vor. Ein drittes Prüfjahr bleibt abzuwarten.

Zweijährig geprüfte Sorten

Die Sorte RGT Belemac ist mittellang im Wuchs, standfest und blattgesund.

Riparo ist kurz, standfest, und blattgesund. Die bisherigen Ergebnisse deuten auf ein gutes stabiles Ertragspotenzial hin.

Ozean ist mittellang, lagerstabil und weist eigentlich eine ausgeprägte Blattgesundheit auf. Ähnlich wie Lombardo wurde die Sorte jedoch in Frankenhausen 2019 und 2020 stark von Gelbrost befallen – mit verheerender Wirkung auf den Kornertrag.

Neuzugänge im LSV

Vivaldi ist kurz und sehr halmstabil, weist eine gute Blattgesundheit auf, fiel jedoch wie Lombardo und Ozean durch sehr starken Gelbrostbefall negativ auf.

Ramdam ist mittelang, sehr blattgesund und soll laut Bundessortenamt ein sehr hohes Ertragspotenzial haben. Die Ergebnisse von beiden Standorten aus dem ersten Jahr scheinen das zu bestätigen. Ähnliches lässt sich für Belcanto sagen.

Was beim Anbau zu berücksichtigen ist

Aufgrund ihrer relativ geringen Ansprüche kann Triticale als abtragende Frucht in die Fruchtfolge integriert werden. Bei hohem Getreideanteil ist jedoch auf Fußkrankheiten (Halmbruch, Schwarzbeinigkeit) zu achten. Dementsprechend sind Gerste und Weizen als direkte Vorfrüchte zu vermeiden. Der Erntezeitpunkt der Vorfrucht sollte so früh liegen, dass genügend Zeit für die Bodenbearbeitung und die termingerechte Aussaat (Ende September bis Mitte Oktober) bleibt. Günstige Vorfrüchte sind Kartoffeln, Hafer, Erbsen und andere Leguminosen.

Die Saatfurche (20 bis 25 cm) sollte etwa zwei bis drei Wochen vor der Aussaat durchgeführt werden. Ein feines Saatbeet mit entsprechender Rückverfestigung erhöht die Wahrscheinlichkeit eines schnellen Auflaufens und einer zügigen Vorwinterentwicklung. Auf lehmigen Standorten sind 350 Körner/m2 anzustreben. Die Saattiefe liegt bei 2 bis 4 cm.

Der Striegeleinsatz kann als Blindstriegeln erfolgen und erlaubt das Freilegen der Keimfäden der Unkräuter. Nach Feldaufgang kann wieder ab dem 3-Blatt-Stadium gestriegelt werden. Der für Triticale typische kriechende Wuchs der Bestockungstriebe erfordert in der Folge vorsichtiges Striegeln. Aufgrund des guten Unkrautunterdrückungspotenzials der Triticale sollte ein einmaliger Arbeitsgang im Frühjahr ausreichen.

Triticale profitiert von einer organischen Düngung mit Gülle. Höchstmengen von 20 bis 25 m3 sollten im Frühjahr aber nicht überschritten werden.

Wer Bedarf an Öko-Saatgut hat, kann sich im Internet auf der Seite www.organicxseeds.com über verfügbare Sorten und deren Anbieter informieren. Die Ergebnisse der hessischen Öko-Landessortenversuche können auf www.llh.hessen.de/oekologis... abgerufen werden.

 – LW 36/2020