2017 war kein leichter Projekteinstieg

Demonstrationsnetzwerk Erbsen und Bohnen

Im Mai 2016 ging das bundesweite Demonstrationsnetzwerk Erbsen Ackerbohnen (DemoNetErBo) auch in Rheinland-Pfalz mit sechs beteiligten Betrieben an den Start. Es ist nach dem Sojabohnen- und dem Lupinennetzwerk das dritte Projekt, das über das Bundesprogramm Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN) für drei Jahre gefördert wird.

Bio-Wintererbse-Triticale-Gemenge.

Foto: Buß

Hintergrund ist die Eiweißpflanzenstrategie des Bundesministeriums aus dem Jahr 2012, die den rasant schwindenden Anbau von Körnerleguminosen und die damit in Gang gesetzte Spirale der weiter abnehmenden Wettbewerbsfähigkeit heimischer Eiweißpflanzen aufhalten will. Dieses gilt sowohl für den ökologischen als auch den konventionellen Anbau. Nachfolgend schildert Jochen Buß, Projektmitarbeiter des Netzwerks in Rheinland-Pfalz, die bisherigen Aktivitäten und Erfahrungen aus 2016. Bundesweit sind zehn Bundesländer mit verschiedenen öffentlichen Einrichtungen, Vereinen und Gesellschaften vertreten. Von ihnen werden insgesamt 75 Demonstrationsbetriebe während der Projektlaufzeit bis Ende 2018 betreut und Wertschöpfungsketten dargestellt. Die Koordination des Projektes übernimmt der Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) in Kassel. Unterstützend wirken die Universität Hamburg durch die Analyse von Qualitätsparametern sowie die Fibel Projekte GmbH im Bereich Wissenstransfer und Öffentlichkeitsarbeit mit.

Sechs Demo-Betriebe mit unterschiedlicher Ausrichtung

An das Projekt sind weitere Projektteilnehmer angegliedert. Darunter ist die Stiftung Ökologie und Landbau (SÖL) mit dem Projekt „Erweiterung und ackerbauliche Auswertung der Praxiserhebungen und -untersuchungen im Rahmen des modellhaften Demonstrationsnetzwerk Erbse und Bohne der Eiweißpflanzenstrategie“. Die SÖL untersucht im Rahmen des Projektes die Auswirkungen und Selbstverträglichkeit von Körnerleguminosen innerhalb einer Fruchtfolge. Weiterhin sind Projekte in den Bereichen Humanernährung, Umweltschutz und Diversifizierung mit einbezogen. Herz des Netzwerks in Rheinland-Pfalz sind die sechs Betriebe (zwei ökologisch und vier konventionell wirtschaftend), die weiträumig angesiedelt sind und nicht nur unterschiedliche Anbauformen, sondern auch eine vielfältige Verwertung demonstrieren. In den zwei ökologisch wirtschaftenden Betrieben werden Milchkühe gehalten, wobei lediglich in einem die eigens erzeugten Ackerbohnen und Erbsen als Eiweißkomponente in der Futterration Verwendung finden. Über ein Poolsystem der Naturlandmarktgesellschaft werden im zweiten Betrieb alle Körnerleguminosen über das Jahr hinweg vermarktet.

In den konventionellen Betrieben werden ausschließlich Erbsen angebaut. Diese dienen zur Fütterung von Milchvieh, Mastrindern und Mastschweinen. In zwei Betrieben liegt die Wertschöpfungskette komplett in eigener Hand. Diese reicht von Anbau und Ernte über die Rinder- und Schweinemast bis hin zum Verkauf des Fleisches in der eigenen Metzgerei. Die Erbsen, welche nicht zur Fütterung der eigenen Tiere benötigt werden, werden über den Landhandel ab Hof oder Feld hauptsächlich an die Futtermittelindustrie verkauft. Die Betriebe haben grundsätzlich zwei Aufgaben: Sie sind bereit, ihre Erbsen- beziehungsweise Ackerbohnenflächen für Feldbegehungen bereit zu halten und auf Beispielflächen aktuelle Anbaufragen zu demonstrieren. Die zweite Aufgabe der Betriebe besteht darin, ihre Daten zum Leguminosenanbau sowie einer Vergleichsfrucht umfassend bereit zu stellen. Zusammen mit den Projektmitarbeitern werden bundesweit einheitlich Daten zu Anbau, Aufbereitung und Verwertung erhoben und gemeinsam ausgewertet. Die beteiligten Landwirte profitieren von den gewonnenen Auswertungsergebnissen und können ihre Erfahrungen an interessierte Landwirte weitergeben.

Das Anbaujahr 2016 in Rheinland-Pfalz

Wintererbsen im Schnee.

Foto: Buß

Laut Bodennutzungserhebung des statistischen Landesamtes wurden 2800 ha Leguminosen im Jahr 2016 in Rheinland-Pfalz angebaut. In den meisten Teilen des Landes herrschten im vergangenen Vegetationsjahr gute Aussaat- und Startbedingungen für die Leguminosen. Darauf folgte ab Mitte Mai eine über mehrere Wochen anhaltende starke Regenperiode mit nur wenig Sonnenstunden, welche gute Voraussetzungen für die aufkommenden Pilzkrankheiten wie Ascochyta und Botrytis geschaffen hat. Weiterhin sorgten bundesweit die Untersuchungen des Julius-Kühn Institut aus Braunschweig mit der Diagnose von Nanoviren an Körnerleguminosen für Aufsehen. Diese Viren werden von Blattläusen übertragen, sodass nach dem Winter 2016/17 davon auszugehen ist, das die Blattlauspopulation gemindert und dadurch auch die Virenproblematik sowie der Käferbefall geringer einzustufen sind. In den Landessortenversuchen am Standort Biedesheim wurden im Mittel der konventionellen und biologischen Sommererbsen 37,9 dt/ha beziehungsweise 22,1 dt/ha geerntet. Die Winter- und Sommerackerbohnen aus konventionellem Versuchsanbau erzielten einen Ertrag von jeweils 41,1 dt/ha und 62,8 dt/ha. Aus der Praxis sind regional sehr unterschiedliche Erträge zu verzeichnen.

Vermarktung und Verwertung

Die Vermarktung von Futtererbsen lässt sich mittlerweile über die bestehenden genossenschaftlichen und privaten Landhändler meistens reibungslos durchführen. Bei Ackerbohnen gestaltet sich die Vermarktung über den konventionellen Landhandel schwieriger. Deshalb ist eine betriebsinterne oder überbetriebliche Verwertung sinnvoll. Einzelne Handelshäuser bieten unterschiedliche Annahmemethoden auch direkt ab Feldrand an, um so die Vermarktung und den Lagerraum, auch bei kleinen Chargen, besser organisieren zu können. Mittlerweile sind in der Praxis auch Kooperationen mit Ackerbau- und Viehhaltungsbetrieben anzutreffen. Dadurch lassen sich die anfallenden Körnerleguminosen und im Gegenzug organischer Dünger ohne große Transportwege einfach vermarkten.

Feldbegehungen bieten Kontaktmöglichkeiten

Die beteiligten Projektbetriebe bringen ein hohes Maß an Engagement und Interesse für den Anbau von Körnerleguminosen mit. Dadurch lassen sich für die Zukunft Beispiele ableiten, wie Körnerleguminosen sinnvoll und ökonomisch in den Betriebsablauf integriert werden können. Das Wetter im Anbaujahr 2016 war sicher keine Erleichterung für die anbauenden Betriebe. Große Besorgnis setzte ein, als der nasse Juni die Pilzbesiedlung vorantrieb. Es gab hohe Ausfälle bei den Wintererbsen und Ackerbohnen zu verbuchen. Dies war kein leichter Projekteinstieg. Derzeit werden die Daten aus dem ersten Projektjahr sorgfältig erhoben. Bei den Feldbegehungen gab es interessante Kontakte zu anderen Landwirten, die regional kleine nachbarschaftliche Anbau- und Absatzvereinbarungen getroffen haben, oder auch zu Landhändlern, die Vorabverträge schließen. Auch der Landhandel stellt sich offen gegenüber dem Leguminosenanbau auf. Dies alles sind Ansätze, die im Jahr 2017 vertieft werden müssen. Fragestellungen und Anregungen aus der Praxis werden aufgenommen und sollen in den Demonstrationsbetrieben dargestellt werden.

Jochen Buß, DLR – LW 13/2017