24 Stunden Bewegung für Pferde im Aktivstall Beck
Computergesteuerte Funktionsbereiche motivieren zur Bewegung
Der Aktivstall von Irmgard und Hannah Beck erstreckt sich über etwa 1,3 Hektar und bietet 50 Pferden genügend Platz. Der Gedanke eines Aktivstalls ist, dass sich die Pferde durch die möglichst weit voneinander entfernten Funktionsbereiche wie Liegebereich, Tränke, Kraftfutterstation und Heustation vermehrt bewegen. Dies wirkt sich positiv auf die Gelenke, die Sehnen und das Allgemeinbefinden der Pferde aus. Der Aktivstall wird als eine der artgerechtesten Haltungsformen für Pferde angesehen.

Aktivstall innerhalb weniger Monate fertiggestellt
Nach dem Masterabschluss des agrarwissenschaftlichen Studiums stieg Tochter Hannah in den Betrieb ein, seit Sommer 2014 wird dieser als Mutter-Tochter GbR geführt. Vor etwa drei Jahren kamen die ersten Gedanken auf, einen Aktivstall zu bauen. „Wir haben uns viele Aktivställe angeschaut und uns dafür entschieden, einen Bewegungsstall mit Platz für 50 Pferde zu bauen“, sagt Irmgard Beck. Sie kauften nahegelegene Flächen, die sie zuvor zur Pacht bewirtschafteten und begannen im März letzten Jahres den Bau des Aktivstalls mit dem Ziel, im Oktober mit den ersten Pferden einziehen zu können. Von vielen Seiten belächelt, schafften sie das auch, sodass im Oktober die ersten Pferde das Gelände betreten konnten.
Im „alten“ Stall stehen weiterhin etwas mehr als 50 Pferde in Kleingruppen, Offenställen und Boxenhaltung mit Weidegang. Beide Ställe können die vorhandenen zwei Hallen, zwei Reitplätze, einen Roundpen, die Grasrennbahn und das weitläufige Gelände gleichermaßen benutzen. Der Betrieb wird seit etwa 15 Jahren nach den Richtlinien des Naturlandverbandes bewirtschaftet. Die Pferde werden mit hochwertigem Heu, Biopellets und selbstangebautem Hafer gefüttert. Insgesamt bewirtschaften die Becks etwa 100 Hektar. 55 Hektar davon sind Grünland, wovon etwa 20 Hektar als Weide genutzt werden.
Funktionsbereiche motivieren die Pferde, sich viel zu bewegen

Individuelle Betreuung für jedes Pferd
Mit einem Chip im Halsband, in der Mähne eingeflochten oder implantiert erkennt jede Station das jeweilige Pferd und stellt diesem das zustehende Futter zur Verfügung. Dabei ist die Kraftfuttergabe auf viele kleine Portionen über den Tag aufgeteilt. Das ist zum einen für die Verdauung der Pferde sehr wichtig, zum anderen führt es dazu, dass sich die Pferde zwangsläufig bewegen müssen, um an den einzelnen Stationen ihren Bedürfnissen nachzugehen. Dank der individuellen Einstellung an den Stationen kann auf jedes Pferd eingegangen werden, so gibt es in der Herde Tiere, denen nur eine begrenzte Menge an Heu, eingeteilt in viele kleine Portionen, zur Verfügung stehen darf. Diese Pferde bekommen ihr Heu dann in den Heustationen, haben aber keinen Zugang zum Heuraum, in dem die Pferde Heu ad libitum aufnehmen können. Den meisten Pferden im Stall Beck steht allerdings 24 Stunden am Tag Heu zur freien Verfügung. „Aufgrund der vielen Funktionsbereiche verteilen sich die Pferde sehr gut, durch das große Platzangebot kommt es kaum zu Streitigkeiten untereinander, die Herden sind sehr ausgeglichen und zufrieden“, sagt Hannah Beck. Der Untergrund der gesamten Lauffläche besteht aus gebrauchtem Kunstrasen, darauf wurde Sand verteilt. Dieser bietet den Tieren einen rutschfesten und wasserdurchlässigen Untergrund, der ideal zum Toben und Spielen geeignet ist. „Unser Ziel war es, eine strukturierte Fläche zu bauen, auf der es keine Sackgassen gibt und auf der die Pferde durch die unterschiedlichen Stationen viele Möglichkeiten haben, sich zu beschäftigen und zu bewegen“, erzählt Irmgard Beck.

All Inclusive für Pferd und Reiter
Für die Unterstellung eines Pferdes bezahlen die Einsteller 395 Euro. Für diesen Preis bekommen die Pferde alles, was sie brauchen: einen sauberen Stall, viel Bewegung, Biofutter und selbstgemachtes Heu zur freien Verfügung, viele Stallgenossen und die Pflege und Fürsorge von der Familie Beck. Auch den Einstellern fehlt es an nichts, viele Reitmöglichkeiten, große Sattelkammern, beheizte Räume zum Deckentrocknen, überdachte Wasch- und Putzplätze und ein großer Raum mit Terasse zum Beobachten der Pferde sowie dem gemütlichen Beisammensein stehen allen zur Verfügung. Irmgard Beck ist sich sicher: „Aktivställe sind die Zukunft der Pferdehaltung“, dafür müssten aber ihrer Meinung nach die Klischees ausgeräumt werden, dass „Laufställe nur etwas für Rentner- und Robustpferde sind“.
jk – LW 28/2016