Verbrauchertäuschung durch Analogkäse
Der Kunstkäse unter der Lupe
Analogkäse, Käseimitat, Kunst- oder Scheinkäse sieht aus wie Käse, schmeckt wie Käse, ist aber kein Käse. Das LW nimmt den Kunstkäse im folgenden Beitrag für Sie unter die Lupe.
Gesetzlicher Verstoß
Denn nur wo Käse drin ist, darf auch Käse draufstehen. Alles andere ist ein Verstoß gegen die deutsche Käse-Verordnung sowie die EU-Verordnung „über den Schutz der Bezeichnung der Milch und Milcherzeugnisse bei ihrer Vermarktung“. Wer das Imitat trotzÂdem als „Käse“ deklariert oder verkauft, macht sich strafbar.
Die ZDF-Sendung Frontal21 informierte kürzlich darüber, dass im Handel statt Parmesan, Mozzarella oder Hartkäse auch sogenannter Analogkäse verwendet wird. Dieser besteht meist aus Wasser, Bakterien-, Soja- oder Milcheiweiß, Stärke und Pflanzenölen, zum Beispiel PalmÂöl. Damit das Ganze nach Käse schmeckt, werden Aroma- und Farbstoffe, Salz und Geschmacksverstärker hinzugefügt. Die Imitate, die es sowohl in Scheiben als auch gerieben oder geraspelt gibt, sehen Käse täuschend ähnlich.
Schnell produziert
Bei der Herstellung von Analogkäse wird also teures Milchfett gegen billiges Pflanzenfett ausgetauscht. Die Zutaten werden gerührt, erhitzt und sind in rund 20 Minuten als Käseersatzmasse fertig. Echter Käse muss monatelang reifen. Das ist aufwendiger und teurer. Doch der Preisunterschied scheint die Industrie zu locken. So stellte Frontal21 fest: „Offenbar verkaufen Pizzabäcker, Gastwirte und Lebensmittelproduzenten immer häufiger das billige KäseÂimitat, ohne die Verbraucher genau darauf hinzuweisen.“ So würden schätzungsweise an die 100 000 Tonnen Analogkäse jährlich in Deutschland produziert. Da das Produkt hohe Hitze vertrage (bis zu 400 Grad) „können Fließband-Pizzas doppelt so schnell gebacken werden wie mit echtem Käse, der schon bei 200 Grad anbrennt“, so Frontal21. Eine Untersuchung der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein ergab, dass bisher nicht so sehr die Käseregale im Lebensmitteleinzelhandel betroffen sind, sondern bundesweit eher die Gastronomie, Bäckereien sowie Fertiggerichte.
Damit Verbraucher nicht auf das pflanzliche Käseersatzprodukt hereinfallen, sollten sie einmal mehr die Zutatenlisten von ProdukÂten lesen. Wird beispielsweise eine Pizza mit „Pizza-Mix“ oder „Pizza-Topping“ zum Ãœberbacken beÂworben, könnte dies ein Hinweis auf ein Imitat sein, wobei der Hersteller zu Recht das Wort Käse vermeidet. Oder: Ist in der ZutatenÂliste von Pflanzenfetten, Aromastoffen, Verdickungsmitteln oder Geschmacksverstärkern die Rede, kann auch das ein Hinweis auf AnaÂlogkäse sein.
Wer als Verbraucher gezielt nach den Inhaltsstoffen nachfragt, weckt das Problembewusstsein von Herstellern (zum BeiÂspiel Bäckern) und GastronoÂmen.
Eindeutig kennzeichnen!
Von Seiten des BauernverbanÂdes wird die Verbrauchertäuschung durch Analogkäse kritisiert: Der DBV beispielsweise hat die LebensÂmittelindustrie aufgerufen, den Produktcharakter herkömmlicher Lebensmittel nicht weiter zu verfälschen und Innovationen in der Lebensmittelherstellung auch als solche eindeutig kenntlich zu machen. Lediglich ein Verweis auf der Zutatenliste werde dem Informationsverlangen des Verbrauchers über die ZuÂsamÂmensetzung dieser neuen Lebensmittel nicht gerech. Im Zusammenhang mit der Absatzverbesserung bei Milch kritisierte HBV- Präsident Friedhelm SchneiÂder kürzlich auf einer Milch-Fachtagung die ErnähÂrungsÂÂindustrie wegen der VerwenÂdung von Analogkäse, der aus pflanzÂÂlichen Fetten hergestellt wird. Auch der Präsident der LandÂwirtschaftsÂkammer Rheinland-Pfalz, Norbert SchindÂler, kritisiert den Einsatz von Analogkäse scharf. SL
In einer Stellungnahme von Jeneil BioProducts, einem Herstellers von Zutaten, die bei der Herstellung von Analogkäse eingesetzt werden, wird hervorgehoben, dass KonÂsumenten mit einer LakÂtoseÂintoleranz diese käseähnlichen Produkte verzehren können. |