Agrarkompetenz in Hessen
Die vier landwirtschaftlichen Fachschulen im Ãœberblick
Vier landwirtschaftliche Fachschulen gibt es in Hessen. Jede dieser vier Schulen hat ihren Stellenwert. Für viele Junglandwirte ist dabei oft die zentrale Verkehrsanbindung ein wichtiÂges Auswahlkriterium, um die Schulstandorte von den landwirtschaftlichen Betrieben aus gut erreichen zu können. So kommt es, dass Fachschulen in Hessen, beispielsweise in Fritzlar, auch von Junglandwirten aus Nordrhein-Westfalen beziehungsweise aus Südniedersachsen besucht werden.
An den zweijährigen FachÂschulÂÂÂstandorÂten in Fritzlar, Fulda-Petersberg und Griesheim wird der Abschluss zum „Staatlich geprüften Betriebswirt“ erworben. An der einjährigen Fachschule Alsfeld wird der Abschluss „Staatlich geprüfter Wirtschafter“ erworben.Landwirtschaftsmeister und künftige Betriebsleiter
An den landwirtschaftlichen Fachschulen erlangen die Schüler ebenso die Qualifizierung für ein anschließendes Studium. Durch die PrüfungsÂordnung sind die LehrÂinÂhalte vorgegeben und zwischen den StandÂorten im Grundsatz vergleichbar.
Zwischen 10 und 20 Prozent der Fachschüler kommen außerhalb der Landwirtschaft. Die AusÂÂÂÂbildung hat zum Ziel, Fachkräfte in der Landwirtschaft zu befähigen, moderne landwirtschaftliche Betriebe zu leiten oder im landwirtschaftlichen Dienstleistungsbereich, beziehungsweise in denen der Landwirtschaft vor- oder nachgelagerÂten Unternehmen der Wirtschaft TäÂtigkeiten innerhalb der Betriebsleitung zu übernehmen.
Fachschulen in Hessen finden großen Zuspruch
Die Nachfrage nach Absolventen der Fachschulen in Hessen ist in den letzten Jahren deutlich angestiegen, berichtet Dr. Lothar Koch, der für die Leitung der Fachschulen in Hessen zuständig ist. Er führt dies insbesondere darauf zurück, dass die sukzessive wachsenden landwirtschaftlichen Betriebe zum einen inzwischen oft auch als ArbeitgeÂber im ländlichen Raum auftreten. Zum anderen daÂÂrauf, dass zur Führung der wachsenden BeÂtriebsÂeinÂheiten die fachlichen Voraussetzungen in der Produktionstechnik und im MaÂnaÂgement eines LandÂwirtÂschaftsÂbeÂtriebes immer wichtiger werden. Neben der fundierten beruflichen ErstÂausbildung sei daher die WeiterÂquaÂÂliÂfizierung an einer ein- oder zweijährigen Fachschule der Fachrichtung Agrarwirtschaft oder die Fortbildung zum „LandÂwirtschaftsmeister“ für künftige Betriebsleiter und FachÂkräfte inzwischen unerlässlich.Einjährige Fachschule am LLH-Standort in Alsfeld
An der Bildungs- und Beratungseinrichtung des LLH in Alsfeld haben Junglandwirte die Möglichkeit, die einjährige FachÂschule für Landwirtschaft zu besuchen, die als einzige der vier Fachschulen in Hessen als Winterschule geführt wird. Dort ist es in zwei Winterhalbjahren (jeweils Oktober bis März) möglich, den Abschluss zum „Staatlich geprüften Wirtschafter der Fachrichtung Agrarwirtschaft“ zu erwerben. Mit bestandener AbÂschlussÂprüfung in der Tasche sind dann zwei Formen der Weiterqualifizierung möglich: Die Fortbildung zum Landwirtschaftsmeister, sowie die zum staatlich geprüften BeÂtriebswirt, Fachrichtung Agrarwirtschaft, auch als Agrartechniker bezeichnet. Im Anschluss an die einjährige Fachschule kann durch absolvieren eines dritten und vierÂten Semesters, das heißt der Besuch von einem Jahr Vollzeitschule an einer der drei zweijährigen Fachschulen (Fritzlar, Fulda, Griesheim) der Abschluss zum staatlich geprüften Betriebswirt der Fachrichtung Agrarwirtschaft erlangt werden.
Zweijährige Fachschulen am Beispiel von Fritzlar
Mit dem Bestehen der Prüfung und dem erfolgreichen Abschluss im Fach „BeÂÂrufs- und Arbeitspädagogik“ wird die Ausbildereignung in der LandÂwirtschaft erworben. Während die Unterschiede zwischen den drei Fachschulstandorten in Hessen im Wesentlichen nur im jeweiligen Einzugsgebiet bestehen, da der Schulplan zum Besuch einer Zweijährigen Fachschule in Hessen einheitlich ist, wird im Folgenden der FachschulÂbeÂsuch exemplarisch für den SchulÂstandort Fritzlar näher erläutert. Die zweijährige Fachschule für Wirtschaft, Fachrichtung Agrarwirtschaft in Fritzlar unterrichtet ganzjährig. Jedes Jahr öffnet eine Schulklasse im Sommer.
Anmeldungen für das neue Schuljahr erfolgen bis Januar des Jahres. Unterrichtet wird von Montag bis Freitag von 8 bis 13 Uhr und zusätzlich an zwei bis drei Nachmittagen im Schuljahr. Aktuell befinden sich 20 Fachschüler in der Oberklasse, 15 in der UnÂterÂklasse. Die Schule ist im Schladenweg 39, im Gebäude, in dem auch der Fachbereich Landwirtschaft des Schwalm-Eder-KreiÂses untergebracht ist.
Der Standort der Fachschule ist für die Landwirtschaftsschüler aus dem Einzugsgebiet über die A 49 gut zu erreichen und ebenfalls günstig ans öffentliche Verkehrsnetz angebunden.
Das ist wichtig, denn größtenteils fahren die Junglandwirte täglich nach dem Unterricht nach Hause, beziehungsweise zum elterliÂchen Betrieb.
Vereinzelt werden auch günstige Wohnungen in der Umgebung gemietet. Für die Unterkunft müssen dann die Schüler selbst, beziehungsweise ihre Familien sorÂgen und die Kosten tragen. Es besteht aber die Möglichkeit der Förderung nach der Bundesausbildungsförderung (BAFÖG). Die Schule besteht in dieser Schulform seit 1979, als die Eröffnung einer zweijährigen Fachschule für Technik der Fachrichtung Agrarwirtschaft stattfand. Ziel der Ausbildung ist, FäÂhigkeiten und Grundkenntnisse zu vermitteln, um LandÂwirtschaftsbetriebe als Unternehmer eigenverantwortlich zu leiten. Oder, um eine führende Funktion in einem vor- oder nachgelagerten Bereich innerhalb der Agrarwirtschaft zu übernehmen.
Bei entsprechenden Leistungen haben die Fachschüler die Möglichkeit, die Ausbildereignung zu erlangen, die Allgemeine Hochschulreife zu erwerben und damit im Anschluss ein weiterführendes Studium an einer FachÂhochschule oder Hochschule aufzunehmen. Als Zugangsvoraussetzung zur Aufnahme an der Fachschule sind das Abschlusszeugnis einer Berufsschule und ein Berufsabschluss in der Landwirtschaft, beziehungsweise im Berufsfeld Agrarwirtschaft sowie eine einschlägige berufliche Tätigkeit von mindestens einem Jahr.
Das Einzugsgebiet der Fachschule Fritzlar umfasst vorwiegend die JungÂlandÂwirte aus Nord- und Mittelhessen. Teils kommen Studierende auch aus benachbarten Bundesländern wie NieÂÂderÂsachsen oder Nordrhein-Westfalen. Die SchüÂler wähÂlen fachliche Schwerpunkte. Ergänzt werden die Schulinhalte durch einen praxisorientierten Fachunterricht in verschiedenen Lernfeldern, worauf die Schulleitung ebenfalls einen großen Wert legt. Dabei geht es darum, landwirtschaftliche Unternehmen sowie ihre Handelspartner zu analysieren und Strategien zur Fortentwicklung aufzugreifen, beziehungsweise exemplarisch zu erarbeiten. Neben den Fachkenntnissen in der Pflanzen- und Tierproduktion, um landwirtschaftliche Erzeugnisse sowohl tiergerecht als auch wirtschaftlich und umweltschonend zu produzieren, werden damit auch wichtige betriebsÂwirtschaftÂliche Kenntnisse vermittelt.Management, Marketing und Mitarbeiterführung
Neue Schulungsinhalte beziehen sich unter anderem auf das Erzeugen erneuerbarer Energien. So ist zu beachten, dass neben dem Einsatz moderner Produktionstechnik und unter Berücksichtigung der Wirtschaftlichkeit in der Landwirtschaft viele Vorschriften zu beachten sind. Immer häufiger werden auch im Umfeld des Landwirtes gute Kenntnisse im ManaÂgement sowie kaufÂmännische Fähigkeiten vorausgesetzt. So haben ebenso Themen wie die MitÂarÂbeiÂterÂfühÂrung oder KomÂmuÂÂniÂkaÂtionsÂfäÂhigÂÂkeit mit GeÂschäftsÂpartÂÂnern des LandÂwirÂtes einen festen Platz in den LehrÂÂplänen. Auf die gezielte FörÂderung der unÂterÂnehÂmeÂriÂschen KomÂpetenzen wird besonders großer Wert gelegt. ProÂjektÂarbeiten mit beÂtriebÂlichen Analysen ergänzen den Schulplan, wie auch ein Spezialunterricht, beispielsweise über Agrarmarketing. Zum Praxisteil gehören Besuche von Betrieben, wie herausragenden Betrieben im Ackerbau, in der MilchÂerzeugung und Tierhaltung mit Einbindung von externen Spezialisten. Moe – LW 27/2013