Angebote und Nutzen von Präventionsmaßnahmen

Nachgefragt bei Helmut Heinz, Direktor der LSV HRS

Rund 20 000 Kurse zur Primärprävention werden jährlich von den landwirtschaftlichen Krankenkassen finanziert, hieß es kürzlich in einer Presse­meldung. Ziel sei es, mit diesen Angeboten die Leistungsausgaben der landwirtschaftlichen Krankenkassen (LKK) zu senken. Das LW hat bei Helmut Heinz, Direktor der Landwirtschaftlichen Sozialversicherung Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland (LSV HRS) nachgefragt, ob und wie dieses Konzept aufgeht.

LW: Welche Voraussetzun­gen müssen erfüllt sein, damit die LKK ein Präventionsangebot finanziell unterstützt?
Helmut Heinz:
Die Präventionsangebote müssen die Voraussetzungen des Leitfadens „Prävention“ des Spitzenverbandes der

Helmut Heinz.

Foto: privat

gesetzlichen Krankenkassen erfüllen. Dabei geht es um Primärprävention zur Verbesserung des allgemeinen Gesundheitszustandes der Versicherten sowie, in Zusammenarbeit mit den Berufsgenossenschaften, um betriebliche Gesundheitsförderung und Verhütung arbeitsbedingter Gesundheitsgefahren.

LW: Welche Angebote gibt es?
Heinz:
Im Bereich Primärprävention umfasst der Leitfaden folgende Handlungsfelder:

  • Bewegung: Reduzierung von Bewegungsmangel durch gesundheitssportliche Aktivität sowie Vorbeugung und Reduzierung spezieller gesundheitlicher Risiken durch geeignete verhaltens- und gesundheitsorientierte Bewegungsprogramme
  • Ernährung: Vermeidung von Mangel- und Fehlernährung sowie Vermeidung und Reduktion von Ãœbergewicht
  • Stressmanagement: Förderung von Stressbewältigungs­kompetenzen und Förderung von Entspannung
  • Suchtmittelkonsum: Förderung des Nichtrauchens sowie gesundheitsgerechter Umgang mit Alkohol und die Reduzierung des Alkoholkonsums.

Die LKK lässt, wie alle anderen gesetzlichen Krankenkassen auch, die einzelnen Angebote nach Prüfung für ihre Versicherten zu. Förderfähig sind bis zu zwei Angebote zur Primärprävention pro Jahr, wobei gleiche Angebote in zwei aufeinanderfolgenden Kalenderjahren nicht mehr gefördert werden dürfen.

LW: Wer nutzt diese Präventionsmaßnahmen Ihrer Krankenkasse?
Heinz:
Erfreulicherweise nehmen Versicherte der LKK Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland im Alter von sechs bis über 80 Jahre die Angebote wahr. Ein Schwerpunkt liegt bei den Versicherten zwischen 40 und 60 Jahren. Und überwiegend werden diese Präventionsangebote von den Frauen in Anspruch genommen.

LW: Wen erreichen Sie nicht – und warum?
Heinz:
Die Männer, die überwiegend aktive Unternehmer sind, nehmen die Angebote nicht in dem Maße in Anspruch wie andere Versicherte der LKK. Dies ist mit großer Wahrscheinlichkeit darauf zurückzuführen, dass sie beruflich zu stark eingespannt sind. Gerade hier wäre es aber zur Erhaltung der Arbeitskraft und Leistungsfähigkeit, zum Beispiel im Bereich Stressmanagement, wünschenswert, mehr Prävention an den Mann zu bringen.

LW: Wie läuft das Procedere einer Kostenerstattung ab? Wann muss was zur Kostenerstattung eingereicht werden?
Heinz:
Hier muss man differenzieren, ob der Kurs bereits geprüft und durch die LKK zugelassen wurde. Bei Kursen anderer Krankenkassen erfolgt in der Regel auch eine Anerkennung durch die LKK. Ist dies der Fall, kann die Teilnahmebescheinigung bei der LKK eingereicht werden. Hieraus muss sich der in Anspruch genommene Kurs, der Name des Kursleiters und des Anbieters des Kurses ergeben, die Kurskosten und eine Bestätigung, dass der Kurs auch zu mindestens 80 Prozent tatsächlich besucht wurde. In diesem Fall können sehr schnell 80 Prozent der Kurskosten auf ein angegebenes Konto von der LKK Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland erstattet werden.

Ist das Kursangebot noch nicht zugelassen, beginnt mit dem Einreichen des Antrages die Prüfung. Hierbei kommt es leider darauf an, wie schnell der Anbieter bereit ist, die erforderlichen Unterlagen zur Prüfung vorzulegen. Dabei kommt es leider immer wieder zu zum Teil erheblichen zeitlichen Verzögerungen.

Eine Besonderheit ergibt sich noch bei den sogenannten Kompaktangeboten. Diese umfassen zumeist einen mehrtägigen Aufenthalt und zusätzlich auch Angebote zur Primärprävention. Hier muss vor der Inanspruchnahme die Bewilligung der LKK eingeholt werden.

LW: Inwieweit machen sich die Präventionsmaßnahmen für beide Seiten, also Versicherte und Versicherer, bezahlt?
Heinz:
Bei den Präventionsangeboten handelt es sich um die sogenannte Primärprävention, das heißt, die Risikofaktoren, eine Krankheit zu entwickeln, sind bereits vorhanden, jedoch ist noch keine behandlungsbedürftige Erkrankung vorhanden. Die Präventionsangebote zielen im Regelfall auf eine Verhaltensänderung, zum Beispiel mehr und/oder richtige Bewegung, ausgewogene Ernährung oder auch das Erlernen von Techniken im Umgang mit Stresssituationen. Dabei müssen die Kurse so angelegt sein, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nach Abschluss in der Lage sind, Erlerntes selbstständig weiterzuführen. Dies ist auch der Grund, weshalb Präventionskurse von Sport- und Schwimmvereinen gefördert werden, da hier die begründete Hoffnung besteht, dass die Versicherten sportliche Betätigung im Verein danach weiter fortsetzen.

Selbstverständlich lohnen sich Präventionsmaßnahmen für beide Seiten. Kann durch eine solche Präventionsmaßnahme eine Verhaltensänderung initiiert werden, die eine drohende, jedoch tatsächlich noch nicht ausgebrochene Erkrankung verhindert oder auch nur zeitlich verzögert, muss eine Behandlung, die die Krankenkasse zu tragen hat, gar nicht oder zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen. Für Versicherte ist der Vorteil bei diesen Voraussetzungen offenkundig: Niemand ist gerne krank. Durch Förderung der Gesundheit sollen Lebensqualität und Leistungsfähigkeit erhalten werden.

LW: Was gibt es aktuell von der LKK in Sachen Prävention zu berichten?
Heinz:
Wenn Präventionskur­se in Anspruch genommen werden, die die LKK selbst durchführt, kann die Krankenkasse 100 Prozent der Kurskosten übernehmen. Der Vorstand der LKK hat vor Kurzem auf Initiative des Landfrauenverbandes Hessen beschlossen, dass mit den Landfrauenverbänden eine intensivere Zusammenarbeit aufgenommen wird, um hierdurch mehr eigene Kurse anbieten zu können. Die Fragen stellte Stephanie Lehmkühler