Artenschutz und Obstanbau
Die Pflanzenschutzfirmen überlegen sich mittlerweile sehr genau, in welche Kulturen sie noch investieren und klagen , dass es immer schwerer wird, neue Wirkstoffe zu entwickeln. Manche Neuzulassungen liegen jahrelang bei den Behörden und können dann gerade ein oder zwei Jahre eingesetzt werden bis die Zulassung wieder ausläuft. Bei den Obstbauern fehlen beispielsweise Insektizide für Kirschen, Pflaumen, Äpfel und Birnen. So gibt es derzeit kein Mittel gegen den Birnenblattsauger, der Schädling mit dem wirtschaftlich höchsten Schadpotenzial im Birnenanbau. Eine große Lücke gibt es auch beim Pflaumenwickler, der sowohl an Zwetschgen, Aprikosen als auch an Mirabellen zu hohen Ertragsausfällen führt.
Unterdessen steigen die Ansprüche der Verbraucher. Im Regal soll makellose Ware liegen, ohne Rückstände und von Arbeitskräften bereitgestellt, die möglichst „fair“ bezahlt werden. Alles soll aber für wenig Geld zu haben sein.
Der Druck des Umweltbundesamtes, der Naturschutzverbände und der Politik, den Pflanzenschutzmitteleinsatz immer mehr einzuschränken, wird dazu führen, dass Obstbauern die Produktion einstellen, weil sie sich den höheren Aufwand für alternative Maßnahmen nicht leisten können und der Markt dies nicht honoriert. Dabei hören zuerst die Kleine auf. Damit ist den Kleinsäugern Vögeln und Insekten, die sich in den kleinen Obstanlagen vermehren, nicht gedient.
Mehr Lebensraum für heimische Arten zu schaffen, sei es mit Hilfe von Nistkästen, Blühstreifen oder Hochstammbäumen, das ist mit der Landwirtschaft viel besser möglich als gegen sie. Die Obstbauern brauchen aber, wenn sie dazu beitragen sollen, eine wirtschaftliche Grundlage, die von reellen Erzeugerpreisen und immer noch weitgehend vom vernünftigen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zur Sicherung der Ernte abhängt.
Elke Setzepfand – LW 9/2016