Bauen mit Weide
Spaß für Klein und Groß
Jetzt ist die richtige Zeit für das Bauen mit Weide. Ganz gleich ob ein einfacher Zaun, ein Weidenzelt für die Kinder oder ein aufwendiges Labyrinth für den Garten gefragt sind, ein frostfreier Tag im Nachwinter ist der ideale Zeitpunkt für Bauarbeiten mit dem schönen Naturstoff.
Weide hat als Baustoff für den Garten drei ganz große Vorteile: Zum einen bekommt man die Ruten jetzt in der Regel kostenlos, weil beim Schneiden der Kopfweiden viel Material anfällt. Naturschutzvereine, Gemeinden und die Besitzer von Grundstücken, auf denen Kopfweiden wachsen, sind die richtigen Ansprechpartner für die Beschaffung der biegsamen Ruten.
Zweiter Vorteil der Weide ist ihre Genügsamkeit. Sie kommt an fast jedem Standort zurecht, nur dauernde Trockenheit kann der fast unverwüstlichen Pflanze etwas anhaben. Weiden lieben Feuchtigkeit, das gilt auch für die am besten geeignete und bei uns heimische Korb- oder Flechtweide, Salix viminalis.
Dritter Vorteil der Weide ist ihr sehr schnelles Wachstum: Ein Meter ist an einem guten Standort pro Jahr durchaus zu erwarten. Weil sie so schnell und leicht wächst, ist Weide für Kinder, die oft ungeduldig sind, ideal. Außerdem braucht man zum Bauen mit Weide mit Ausnahme einer guten Rosen- oder Astschere kaum Werkzeuge, an denen sich Kinder leicht verletzen können.Wichtigste Voraussetzung: Frische!
Wichtigste Voraussetzungen für das Gelingen des Weidenbauwerks ist die Frische der Triebe. Nur Weiden, die jetzt geschnitten werden, treiben in wenigen Wochen willig aus. Das ist wichtig, denn Ziel ist ein lebendes Objekt, das sich dank des Zuwachses schnell begrünt und immer wieder verändern lässt. Weiden am besten direkt nach dem Schnitt sammeln und an einem kühlen und leicht feuchten Ort bis zur Verarbeitung zwischenlagern. Trocknen die Triebe aus, sterben sie in aller Regel ab.
Die Länge und Stärke der Triebe hängt davon ob, was gebaut werden soll. Für ein Weidenzelt mit einem Durchmesser von einem Meter braucht man mindestens 20 bis zu drei Meter lange Triebe, die einen Durchmesser von ungefähr fünf Zentimeter haben sollten. Ein Kriechtunnel mit einer Höhe von 70 oder 80 Zentimeter lässt sich auch aus kürzeren und dünneren Trieben bauen. Grundsätzlich gilt: Je länger das Bauwerk halten soll, desto stärker müssen die Triebe sein.
Neben der Weide wird ein festes dünnes Seil – zum Beispiel Bindeband für das Anbinden von Gehölzen oder einfache Paketschnur – als wichtigstes Hilfsmittel gebraucht. Gelegentlich sieht man Draht zum Binden an Weidenbauwerken, doch Drähte bergen zum einen immer eine Verletzungsgefahr, zum anderen schnüren sie die Triebe der Weiden zu stark ein und können so den Austrieb behindern.
So geht's: Beispiel Weidenzelt
Ein luftig grünes Zelt aus Weide ist einer der schönsten Spielplätze im sommerlichen Garten. So einfach wird es gebaut: Eine 50 Zentimeter lange Schnur an einem Stab befestigen und mit diesem Hilfszirkel die Grundfläche des Zeltes auf dem Boden markieren. Außerhalb der Markierung für die Weidentriebe eine schmale Rinne graben, die ein Spatenblatt tief ist. In diese Rinne mindestens 20 bis zu drei Meter lange Weidentriebe legen. Dabei darauf achten, dass das Zelt auch einen Eingang bekommt – an dieser Stelle eine große Lücke lassen, die mindestens ein Viertel des Kreises ausmacht. Sind die Triebe gleichmäßig verteilt, werden sie fest in die Rinne gesteckt und mit Erde befestigt. Wichtig ist, das die Enden der Treibe nach innen zeigen, deshalb werden sie leicht schräg in die Rinne gelegt. Zum Schluss die Enden der Triebe mit Band fest zusammen binden und sie gründlich bewässern – und fertig ist die erste Bauphase des Weidenzeltes. In den ersten Wochen besonders darauf achten, dass die Triebe nicht austrocknen. Sollte doch einmal eine Weide nicht anwachsen, haben Profis immer noch ein paar Ersatztriebe zur Hand, die einfach an einer passenden Stelle im Garten eingeschlagen werden.
Mit dem Verdichten der Wände wird die Form weiter herausgearbeitet. Dazu eignen sich vor allem sehr lange und dünne Triebe, die mit Hilfe der Schnur zu Bündeln verarbeitet werden und dann zwischen den senkrechten Trieben verflochten werden. Selbstverständlich treiben diese Weiden nicht aus, weil sie keinen Kontakt zum Boden und damit zum Wasser haben. Wer ein rein grünes Zelt haben möchte, arbeitet mit dünnen Trieben, die zwischen die stärkeren Ruten gesteckt und dann mit ihnen verflochten werden.
Ein Zelt, das mitwächst
Beginnen die Weiden auszutreiben, wird die Form des Zeltes noch weiter betont. Besonders lange Triebe über dem Eingang mit den gepflanzten Ruten verflechten, so bekommt das Zelt noch mehr Stabilität. Triebe, die sich im Inneren des Zeltes bilden, wieder nach außen schieben und dort verflechten. Sollen die Zeltwände transparent bleiben, werden die Triebe einfach verflochten. Noch dichter werden sie, wenn man die Weide durch Einkürzen der frischen Triebe zu noch mehr Austrieb anregt und diesen Austrieb dann verarbeitet. Das Flechten der frischen Triebe ist kinderleicht. Nicht nur das Bauen mit Weide, auch die weitere Bearbeitung des Bauwerkes sind ein Spaß für Groß und Klein. Da Weide sehr stark wächst, ist es wichtig am Ball zu bleiben: Bis weit in den Sommer hinein bilden sich immer neue Triebe, die in Zaum gehalten werden wollen.
Ein Zelt aus Weide hält viele Jahre, es kann mit der Zeit sogar mit den Kindern mitwachsen und zum Beispiel durch einen Kriechtunnel vor dem Eingang ergänzt werden. Da Weide biegsam und elastisch ist, ist der Fantasie kaum eine Grenze gesetzt.
Christiane James – LW 3/2013