Bauern demonstrieren für ihre Zukunft
Kundgebung in Bad Kreuznach
Mehr als 400 Traktoren und andere Nutzfahrzeuge rollten bei einer kurzfristig organisierten Kundgebung gegen Berliner Sparpolitik kürzlich durch Bad Kreuznach und gaben damit einen Vorgeschmack auf den von Bauernpräsident Joachim Rukwied angekündigten „Heißen Januar“.

Foto: Norbert Krupp
Diszipliniertes Verhalten verhindert Chaos
Weil sich die Teilnehmer der rollenden Demo sehr diszipliniert verhielten, alle roten Ampeln beachteten und die Kreuzungen frei hielten, blieb sogar das befürchtete Chaos im Feierabendverkehr aus. Aber schon die Zahl der Fahrzeuge und der Lärm ihrer Hupen und Hörner ließ erahnen, was von den Bauern zu erwarten sein wird, wenn die Politik die von ihnen geäußerten Existenzsorgen nicht ernst nehmen und nicht angemessen darauf reagieren wird.
Auch Kollegen aus Rheinhessen, aus dem Donnersbergkreis sowie aus dem Hunsrückkreis beteiligten sich mit ihren Traktoren, Erntemaschinen und sonstigen Nutzfahrzeugen an der Kundgebung. Schilder mit Aufschriften wie „Müsst Ihr erst Hunger leiden, bevor Ihr es versteht?“, „Lebensmittel werden teuer, kassiert der Staat die Dieselsteuer“, „Die Politik nimmt uns die Luft zum Atmen“ vermittelten die aktuelle Gefühlslage der Landwirte.
Benjamin Purpus, der bisherige Vorsitzende der Landjugend Nahe, präsentierte auf der Pfingstwiese seinen frisch gewählten Nachfolger Alexander Barth. Dieser bedankte sich für die überwältigende Unterstützung der Kundgebung.
Michael Horper, Präsident des Bauern- und Winzerverbands Rheinland-Nassau, gratulierte der Landjugend: „Chapeau, was Ihr hier auf die Beine gestellt habt und wie Ihr die Menschen mobilisiert habt. Das muss heute der Auftakt sein für eine andere Politik und für eine andere Zukunft der Jugend.“ Das, was die Ampel-Regierung beschlossen habe, sei „der Sargnagel für die Landwirtschaft“.
Zum Wegfall der Dieselsteuer-Erstattung erklärte er, dass der Agrardiesel nicht auf der Straße, sondern auf den Äckern verfahren würde, und dass mit den Steuervergünstigungen für landwirtschaftliche Fahrzeuge viel zusammenhängt. Er verwies auf digitale Fahrtenschreiber, die Maut-Gebühr, die Fahrzeiten, die BAG sowie viele Transporte von den Höfen zu den Fabriken. „Die Belastung muss zurückgenommen werden, das ist eine rote Linie. Andernfalls werden wir noch viele solche Veranstaltungen organisieren müssen“, kündigte er an, von Beifall bestätigt. Im Gespräch erklärt Horper, dass die Kundgebung die Solidarität in der Landwirtschaft spiegelt. Die Jugend spüre, dass es um ihre Zukunft geht. Nach den ganzen Zumutungen der letzten zwei Jahre habe es diese Bundesregierung nun stark übertrieben.
Für Aktionen ab dem 8. Januar 2024 habe der Bauernverband schon viele Solidaritätsbekundungen bekommen, vom Güterkraftverkehr, von der Gastronomie, von Maschinenringen und von der Bevölkerung.
Unter zu viel Druck passieren Fehler
„Bei dieser Demonstration geht es nicht nur um die Bauern, bei weitem nicht. Es geht darum, dass die Menschen weiter von uns mit regionalen Lebensmitteln versorgt werden können. Das gelingt uns aber nur dann, wenn wir auch Geld verdienen und nicht zu viel Druck bekommen. Denn unter zu viel Druck macht man Fehler“, machte Johannes Thilmann, der Vorsitzende des Bauern- und Winzerverbandes an Nahe und Glan, deutlich.
Norbert Krupp – LW 1/2024