Bauern übernehmen Verantwortung

In der Diskussion um den Artenschwund, die durch das bayerische Volksbegehren und jetzt durch den Bericht des Weltbiodiversitätsrates IPBES weiter an Fahrt gewonnen hat, ist es hilfreich festzustellen, dass jeder Mensch die Natur nutzt und damit Verantwortung trägt. Dies tut der IPBES-Bericht, indem er die menschliche Zivilisation global als Verantwortliche für das massive Artensterben benennt. Hauptgrund ist die Veränderung der Lebensräume. Laut Bericht sind drei Viertel aller Landflächen und zwei Drittel der Ozeane bereits entscheidend durch den Menschen verändert.

Wenn jeder Verantwortung trägt, sollte auch jeder einen Beitrag leisten, die Abnahme der Biodiversität abzubremsen und nicht einseitig Schuldige insbesondere in der Landwirtschaft zu suchen. In diesem Sinne ist es erfreulich, dass die Umweltminister jetzt eine bundesweite Kampagne insektenfreundliche Privatgärten fordern und Zeitungen über „Vorgärten“ berichten, die mit Schotter und Verbundpflaster ausgelegt sind, um möglichst pflegeleicht zu sein, aber kaum einem Tier oder einer Pflanze Lebensraum bieten. Um ein Verantwortungsbewusstsein bei Vielen zu wecken, wäre auch ein Appell an Hunde- und Katzenbesitzer hilfreich, ihre Tiere nicht frei auf den Feldern laufen zu lassen, wo sie Bodenbrüter oder Wild vertreiben.

Auch die Landwirtschaft als einer der größten Landnutzer trägt Verantwortung. Die Intensivierung und der Strukturwandel haben die Lebensräume verändert. Davon haben alle Menschen hierzulande durch gute und preiswerte Nahrungsmittel profitiert.

Ein Weizenacker ist in erster Linie dazu da, gesunden Weizen für Nahrungszwecke zu produzieren, erst in zweiter Linie ist er auch ein Biotop. Durch die Anlage von Blühstreifen und andere Maßnahmen zeigen die Bauern dennoch ihre Verantwortung und leisten vermehrt einen Beitrag für die Förderung der Insekten. Man kann sicher noch mehr machen. Der Landwirt lebt jedoch von der Bewirtschaftung des Landes und muss, wenn er auf Nutzen verzichten soll, dafür einen Ausgleich erhalten. Schließlich ist auch die sichere Bereitstellung von Nahrungsmitteln ein hohes Gut und bedeutet Verantwortung gegenüber einer wachsenden Weltbevölkerung.

Cornelius Mohr – LW 20/2019