Bedarfsempfehlungen in der Pferdefütterung zu wenig beachtet

Weniger Vitamin A sowie D und kein zusätzliches Biotin nötig

2014 hat die Gesellschaft für Ernährungsphysiologie (GfE) neue Empfehlungen für die Energie- und Proteinversorgung veröffentlicht sowie für den Mineralstoff- und Vitaminbedarf. In der praktischen Pferdefütterung werden die neuen Bedarfswerte bisher nur unzureichend beachtet. Die Mineralstoff- und Vitaminbedarfswerte werden daher im Folgenden noch einmal erläutert. Dr. Karl-Hermann Grünewald, Verein Futtermitteltest, Ulrike Struck, Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Prof. Dirk Winter, Hochschule für Wirtschaft und Umwelt, Nürtingen-Geislingen, und Manuela Muth, Firma Marstall, fassen die Empfehlungen zusammen.

Im Vergleich zu früheren Empfehlungen wird heute ein geringerer Mineralstoff- und Vitaminbedarf in der Pferdefütterung angenommen.

Foto: agrarfoto

Die aktuellen Empfehlungen, die auf umfangreichen nationalen und internationalen Studien beruhen, weisen teilweise neue angepasste Bedarfswerte für die Mengen- und Spurenelemente sowie Vitamine aus. Die neuen Bedarfswerte für die Mineralstoffe und einige Vitamine sind zumeist niedriger als ehemals empfohlen. Das bedeutet, dass über die Fütterung eine überwiegend geringere Mineral- und Vitaminergänzung nötig ist als früher angenommen.

Über die Versorgung mit Raufutter und betriebseigenen Futtermitteln wie Hafer ist eine ausreichende Versorgung allerdings nicht umfänglich gewährleistet, so dass eine Mineralstoff- und Vi-taminergänzung zum Beispiel über ein vitaminisiertes Mineralfutter oder ein Ergänzungsfutter in Pellet- oder Müsliform notwendig erscheint. Zum Ausgleich von Natriumchlorid (Kochsalz) sollte dem Pferd ein Salzleckstein zur freien Aufnahme zur Verfügung stehen.

Änderung der Bedarfswerte für Vitamine

Aufgrund einer genaueren Berechnungsweise wurden in den neuen Empfehlungen auch die Bedarfswerte für Vitamine angepasst. Dabei wurden hauptsächlich die Empfehlungen für Vitamin A und D gesenkt, sowie keine Empfehlung mehr für Biotin ausgesprochen. Siehe Tabellen 1 a und b.

Ãœbermäßig hohe Vitamin-Gaben, wie sie früher teils empfohlen und häufig in Mischfuttermitteln zu finden waren, sind heute zu vermeiden. Zwar findet sich noch in manchen Köpfen der Gedanke „viel hilft viel“, aber höhere Gehalte können auch nachteilig/schädlich sein. Um Futtermittel qualitativ zu vergleichen, sollte man die aktuellen Versorgungsempfehlungen kennen. Bei Vitamin A wurde die Tatsache berücksichtigt, dass ein Pferd seinen Bedarf anteilig über ß-Carotin aus dem Weidegras decken kann und es bei stark erhöhter, längerfristiger Zufuhr schädliche Gesundheitsauswirkungen haben kann. Pferde reagieren auf eine deutlich überhöhte Vitamin-D-Zufuhr empfindlich. Bei einem relativ geringen Bedarf ist eine anteilig hohe Eigenversorgung bei Sonneneinstrahlung anzunehmen. Eine zusätzliche Vitamin D-Gabe über die Fütterung erscheint allerdings sinnvoll. Daher hält man zur Sicherheit an einer etwas niedrigeren Versorgungsempfehlung fest. Die Vitamin-Versorgung von Pferden sollte vor allem im Winter bei Stallhaltung und Heufütterung überprüft und gesichert werden.

 – LW 27/2020