Begehrte Lückenbüßer

Beim Blick über die Ackerflächen zeigt sich in diesen Tagen ein erschreckendes Bild. Viele Getreidebestände sind gelb und braun, nur hier und da stechen einzelne Flächen mit Roggen und Triticale in gesundem Grün heraus. Während der Winterraps erstaunlich gut davon gekommen ist, hat der Frost der ersten drei Februarwochen offensichtlich besonders dem Weizen aber auch der Wintergerste stark zugesetzt.

Ohne Abhärtung, die in den vorangegangenen milden Wochen nicht möglich war, und vielfach ohne eine schützende Schneedecke hat es insbesondere die frühen Weizensaaten stark erwischt. Dabei reagierten die einzelnen Sorten sehr unterschiedlich auf die tiefen Temperaturen. Das Kriterium Winterhärte könnte deshalb wieder stärker in den Focus rücken.

Die nächsten warmen Tage werden zeigen, wie groß die Schäden wirklich sind. Dann muss entschieden werden, ob der Ackerschlag neu angesät werden muss. Dabei ist auch darauf zu achten, welche Herbizidmaßnahme im Herbst durchgeführt wurde. Entscheidend wird dann sein, ob genug Saatgut vorhanden ist. Sollten bundesweit große Flächen neu eingesät werden müssen, könnte es sehr knapp werden. Die große Sortenauswahl wird es beim Sommergetreide ohnehin nicht geben.

In dieser Situation wird die Vernachlässigung der Sommerungen deutlich, auch wenn dies gute ökonomische Gründe haben mag. Insbesondere Sommerweizen, Hafer und die Leguminosenarten werden wenig beachtet und sind vielfach lediglich Lückenbüßer. Auch die Braugerste ist in den letzten Jahren nicht attraktiver geworden. Die Vermehrung dieser Früchte ist dementsprechend kontinuierlich zurückgegangen. Das könnte sich in diesem Jahr rächen.

Cornelius Mohr