Berechtigte Freude über Agrarexporte

Dass Deutschland ein bedeutender Produzent von Lebensmitteln ist und die Agrar- und Lebensmittelbranche viele Arbeitsplätze bietet, wissen die meisten Deutschen vielleicht gar nicht. Gleichwohl beschäftigt das sogenannte Agribusiness etwa 4,6 Mio. Menschen, rund 11 Prozent der Erwerbstätigen, und trägt damit zum Wohlstand des Landes bei. Dieser hohe Anteil beruht darauf, dass hochwertige landwirtschaftliche Erzeugnisse verarbeitet und veredelt und zu einem beträchtlichen Teil exportiert werden. Ein Drittel der Gesamtproduktion der deutschen Landwirtschaft wird ausgeführt, und Deutschland ist weltweit die Nummer drei beim Agrarexport. Doch wenn Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt einen neuen Rekord vermeldet – erstmals wurden Agrarerzeugnisse und Lebensmittel im Wert von über 70 Mrd. Euro ausgeführt – herrscht statt Freude vielfach Skepsis. Kritiker wie die Grünen bringen den Erfolg mit der schwindenden Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe hierzulande in Zusammenhang, mit Monokulturen oder langen Tiertransporten und gar mit der Nitratbelastung im Grundwasser. Sie sprechen von einer Exportversessenheit. Dabei erwähnen sie nicht, dass Deutschland auch ein großer Agrarimporteur ist und das Handelsbilanzsaldo sogar ein Minus aufweist. Vor allem erwähnen sie natürlich nicht die Folgen, die ein nur auf regionale Kreisläufe basierendes Wirtschaftssystem hätte. Ohne den Export von Milchprodukten und Schweinefleisch müssten noch mehr Betriebe aufgeben, weil die Produkte keine Abnehmer mehr hätten. Dabei genießen diese deutschen Erzeugnisse einen sehr guten Ruf und einen guten Absatz in Industrie- und Schwellenländern. Der geringste Teil geht in Entwicklungsländer, so dass die dortigen Märkte nicht durcheinandergebracht werden, wie vielfach und hartnäckig behauptet. Im Gegenteil, Deutschland verzeichnet einen Einfuhrüberschuss von 761 Mio. Euro beim Handel mit Agrargütern aus Afrika. Das sind Chancen für die dortigen Bauern. Ausfuhrsubventionen sind im Ãœbrigen seit 2013 offiziell abgeschafft und wurden zuvor schon viele Jahre nicht mehr angewendet. Es besteht also jeder Grund, den Agrarexport zu unterstützen. Cornelius Mohr – LW 32/2017