Betrieb Schmal melkt jetzt mit dem Roboter

Ersten Teil der Milchkühe auf AMS umgestellt

Mit der Inbetriebnahme des neuen Lely Astronaut A5-Melkroboters im März dieses Jahres hat die Familie von HBV-Präsident Karsten Schmal aus Waldeck-Sachsenhausen den ersten Teil ihrer gut 190 Milchkühe auf automatisches Melken umgestellt. Vor allem die Arbeitsentlastung, aber auch die digitale Datenerfassung und die Überwachung der Kühe waren die Hauptgründe für den Schritt in die Automatisierung.

HBV-Präsident Karsten Schmal mit Familie (v.l.n.r. Steffen, Karsten, Doris und Janina Schmal).

Foto: Kleemann

Vor 25 Jahren wurde am jetzigen Betriebsstandort oberhalb der Ortschaft ein Doppel-6er-Melkstand zum Weidemelken erbaut. Im Laufe der Jahre wurde der Standort kontinuierlich weiterentwickelt. Dem Neubau eines Boxenlaufstalles für 60 Kühe folgten ein Anbau mit Laufhof, Strohbereich, sowie eine Erweiterung der Anzahl an Liegeboxen. Auch eine Fahrsiloanlage sowie ein separater Abkalbestall wurden errichtet und eine Erweiterung des Melkstandes auf zweimal neun Melkplätze vorgenommen.

Arbeitskräfte sollen entlastet werden

Mit einer geplanten Erweiterung des Milchviehbestandes stand auch die Neuinvestition in die mittlerweile sehr alte Melktechnik an. Die Wahl fiel aus mehreren Gründen auf das automatische Melksystem (AMS). Es soll unter anderem eine Arbeitsentlastung erreicht werden. Mit vier Arbeitskräften wird der Betrieb bewirtschaftet, auf dem 370 Tiere inklusive Jungvieh gehalten werden bei 230 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche – davon knapp die Hälfte Ackerland. Darüber hinaus sollen die Tiere durch den Einbau des Melkroboters häufiger gemolken und zeitgleich Arbeitszeit im Melkstand eingespart werden.

Zusätzlich sind mithilfe des Roboters sowie des Herdenmanagementprogrammes aufgearbeitete Leistungs- und Gesundheitsdaten in Echtzeit verfügbar.

Die Familie von HBV-Präsident Karsten Schmal hat einen neuen Stall errichtet und mit einem Melkroboter ausgestattet. Der ursprünglich geplante Tag des offenen Hofes zur Einweihung kann aufgrund der aktuellen Situation nicht stattfinden.

Foto: Kleemann

Der helle, luftige Kuhstall ist mit bequemen Tiefboxen ausgestattet, die die Tiere gerne nutzen.

Foto: Kleemann

Die Kühe haben jederzeit viel frisches Futter am Fressgitter zur Verfügung, was für Ruhe unter den Tieren sorgt.

Foto: Kleemann

Der Servicetechniker in der Nähe ist wichtig

Der Hofnachfolger Steffen Schmal hat bereits in seiner Lehrzeit Erfahrungen mit dem Robotermelken gesammelt. In seinem Ausbildungsbetrieb werden seit Jahren alle Kühe erfolgreich mit zwei Lely Astronaut A3-Melkrobotern gemolken. Da im Landkreis Waldeck viele Lely-AMS in Betrieb und Servicetechniker in der Umgebung stationiert sind, fiel bei Familie Schmal die Wahl auf die Zusammenarbeit mit dem Unternehmen.

Anschieberoboter bedient beide Futtertische

Nachdem die Entscheidung für automatisches Melken gefallen war, begannen im Jahr 2019 die Bauarbeiten des neuen Stalles. Dieser entstand neben dem vorhandenen Milchviehstall. Der Futtertisch liegt parallel zu dem Futtertisch des alten Stallgebäudes, sodass der im April dieses Jahres in Betrieb genommene Lely Juno-Futteranschieber problemlos bei beiden Herden jederzeit das Futter anschieben kann. Im neuen Stall liegen die Tiere in bequemen Tiefboxen, denn sie sollen möglichst optimale Bedingungen hinsichtlich des Kuhkomforts genießen können.

60 Kühe werden aktuell am Roboter gemolken

Der Stall wurde mit dem Futtertisch parallel zum alten Stallgebäude angeordnet, sodass der Anschieberoboter die Futtertische beider Ställe bedienen kann.

Foto: Kleemann

Bis zur Inbetriebnahme des Melkroboters wurden alle Kühe zwei Mal täglich im Melkstand gemolken. Mittlerweile sind davon 60 Kühe an den Melkroboter gewechselt, sodass in der Melkstandgruppe bisher pro Melkzeit 45 Minuten eingespart werden können. Auch die Zeiteinteilung für die Arbeiten im Roboterstall gestaltet sich flexibler. So können Arbeitsspitzen in der täglichen Routine besser abgepuffert und die Arbeiten entspannter erledigt werden. Mittlerweile liegt die durchschnittliche Anzahl der Melkungen bei 2,8 pro Tier und Tag, sodass Tiere mit sehr hoher Leistung durchaus bis zu vier Mal pro Tag gemolken werden können. Bereits nach nur gut zwei Monaten am AMS ist eine erhöhte Leistungsbereitschaft der Herde zu verzeichnen.

Viele nützliche Daten werden erhoben

Neben der positiven Veränderung hinsichtlich der Arbeitszeit und der Herdenleistung sieht Steffen Schmal vor allem in der Erfassung und Bereitstellung der vielen Tierdaten einen großen Vorteil. Die Melkdaten mit vielen einzelnen Parametern wie Milchmenge, Leitfähigkeit, Temperatur, Fett und Eiweiß werden bei jedem Besuch der Kuh im Melk­roboter aktualisiert. Mithilfe der Halsband-Responder für die Erkennung der Tiere am Roboter werden zusätzlich verschiedene Gesundheitsparameter gemessen. Fress- und Wiederkauminuten sowie die Aktivität der Kühe werden kontinuierlich erfasst und unabhängig von den Melkbesuchen ständig an die Herdenmanagementsoftware T4C auf dem Computer übermittelt. So werden zum Beispiel Brunsten oder ein Abfall der Tieraktivität in Echtzeit angezeigt. Alle Parameter werden von der Software ständig verarbeitet, sodass Steffen Schmal auf dem Startbildschirm nur die relevanten Tiere angezeigt bekommt, die Aufmerksamkeit benötigen. Dies betrifft zum Beispiel Tiere in Brunst, solche die zur Trächtigkeitsuntersuchung anstehen oder Kühe, die Gesundheitsprobleme entwickeln könnten.

Kleemann – LW 23/2020