Biorüben sind aufwendig

Kauft Bio-Rübenzucker, solange es ihn noch gibt

Vergangenen Freitag trafen sich die Bio-Zuckerrübenanbauer zum Biorüben-Feldtag 2014 in der Zuckerfabrik Offstein. Es sollte eigentlich um den Anbau der Biorüben an diesem Tag gehen, doch die Biorübenanbauer hatten nur ein Anliegen: Wie hoch wird der Zuschlag von Südzucker für den Biorübenanbau in der kommenden Kampagne sein? Mit den angekündigten 20 Euro/t können die Biorübenanbauer nicht leben. „Der Zuschlag von 46 Euro/t gab uns im eh risikoreicheren Bioanbau Sicherheit“, sagte Holker Pfannebecker, der BWV-Kreisvorsitzende Alzey-Worms, einer von vier Biorübenanbauern in Rheinland-Pfalz.

Biorübenanbauer Uli Goldschmidt stellte sein Rübenfeld für die Vorführmaschinen zur Verfügung. Hier im Bild der Robocrop.

Foto: Setzepfand

„Ich begrüße die Avantgarde im deutschen Zuckerrübenanbau“, betonte Pfannebecker und las dann den Brief vor, den er am 17. März an Dr. Thomas Kirchberg, Mitglied des Vorstands von Südzucker, geschrieben hatte als Reaktion auf die Ankündigung von Südzucker Mitte Februar, den Biorübenzuschlag für die Ernte 2014 auf 20 Euro/t abzusenken. Bis heute hat Pfannebecker keine Antwort erhalten. Er hatte geschrieben: „Selbst wenn der Zuschlag am Ende bei 36 Euro/t zu stehen kommt, so stoßen wir an die Grenze des Machbaren. Biorübenerzeugung bedeutet den Einsatz von Handarbeit bei der Unkrautregulierung. Wie passt eine Preissenkung zur Einführung des Mindestlohns bei unseren Arbeitskräften? Deutsche Biowaren und auch deutscher Biorübenzucker können aufgrund der Herstellung unter deutschen ökologischen, ökonomischen und sozia­len Standards preislich nicht mit Konkurrenz aus Schwellenländern mithalten. Wir halten eine Preisabsenkung auf deren Niveau nicht für dienlich. Wir sehen uns nach Alternativen zur Erzeugung von Biorüben um. Sinnvoller wäre es in unseren Augen gewesen, die Preise für Biorübenzucker leicht zu erhöhen und wegen der begrenzten Absatzmöglichkeiten nur noch Quotenrüben zuzulassen.“ Es lag an Martin Mehler von Südzucker, den Biorübenanbauern zu antworten: „Es ist kein fixer Preis, die 20 Euro/t, doch der Zuschlag wird unter 46 Euro/t liegen. Der Biorübenzucker wird überwiegend in die Industrie verkauft, was da in die Regale bei Rewe und Edeka kommt, ist ein geringer Anteil. Die Industrie schaut auf den Preis. Und da unterliegen wir dem Biorohrzucker, der in Brasilien mit nur geringem Mehraufwand im Vergleich zum konventionellen Anbau produziert wird und trotz Transport günstig ist.“

Südzucker möchte den Absatz über Zertifizierungen steigern

Das gefiel den Biorübenanbauern nicht: „Sie müssen uns klipp und klar sagen, wenn Sie keine Biorüben haben wollen. Besteht bei Südzucker überhaupt Interesse, Biorübenzucker zu vermarkten?“ fragte ein fränkischer Anbauer. Und Simon Vogel von Südzucker Ochsenfurt betonte: „Es gibt einen Preisunterschied von 300 bis 400 Euro zwischen Biorohr- und Biorübenzucker. Wir sind in Gesprächen mit Bioverbänden, wie Bioland und Naturland, und hoffen, dass wir mit deren Hilfe und deren Zertifizierungen Teil des Bio­systems werden und so den Absatz steigern können.“ Auch wolle man in der Vermarktung mehr auf Regionalität setzen, sagte Mehler.

Biorübenanbauer Uli Goldschmidt aus Worms-Pfeddersheim stellte sein Rübenfeld für die nachmittägliche Exkursion zur Verfügung.

Biorübenanbau

Kleines, aber feines Sortiment

Im Gebiet der Südzucker werden auf rund 630 ha Biorüben angebaut, die einen Ertrag von zirka 44 t/ha erzielen. Im Jahr 2013 konnten 28 000 t Biorüben erzeugt werden, die zwischen 3 000 und 4 000 t Biorübenzucker hervorbrachten. Insgesamt produzieren bundesweit 80 Landwirte Biorüben für Südzucker. „Da es ein kleines Sortiment ist, müssen die Biorüben im kleinsten Südzuckerwerk verarbeitet werden. Das ist Warburg. Eine Woche lang dauert die Kampagne“, erklärte Michael Adams von Südzucker.

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Dort zeigte Christian Kirchhoff von der Firma K.U.L.T. Kress Umweltschonende Landtechnik aus Vaihingen-Enz zwei Maschinen zur mechanischen Unkrautregulierung. Goldschmidt beschrieb die Situation im vergangenen Jahr: „Wir hatten einen geringen Hektarerlös. Da war der Weizen interessanter, denn dort habe ich keine 1 300 Euro/ha an Lohnkosten für das Hacken. Obwohl die Rüben im Schatten der Zuckerfabrik Offstein wachsen, müssen wir diese nach Warburg bei Kassel bringen. Jeden Kilometer, der die 200 km-Grenze überschreitet, zahlen wir selbst. Meine Fruchtfolge der vergangenen Jahre war Luzerne, Weizen, Zuckerrübe, Dinkel und dann geht es von vorne los. Doch wenn es so weitergeht, dann schwenken wir auf Soja um.“

Die Unkrautregulierung wird auf den 7 ha von Goldschmidt von drei Saisonarbeitskräften erledigt, sodass die kameraunterstützten Vorführmaschinen nicht viel zu tun hatten. Kirchhoff hatte an der ersten Maschine mit einem Hackrahmen Typ Argus und dem Garford-robocrop, einem kameragesteuerten Verschieberahmen verschiedene Werkzeuge angebaut, um so die technischen Möglichkeiten zu zeigen. So bestand die erste Reihe aus Scharen mit Schutzscheiben, die zweite war mit Schutzblechen und die dritte Reihe mit speziellen Winkelmessern bestückt, die links und rechts der Rübenreihe entlangliefen. Außerdem zeigte er die K.U.L.T.-Fingerhacke, die das Unkraut in der Reihe entfernte. Die Garford- Kamerasteuerung erkennt Linien, könne so die Reihen ausmachen und verschiebe automatisch die Hackeinheiten.

Die zweite Vorführmaschine, der Robovator, stammt ursprünglich aus dem Gemüsebau und ermöglicht eine gezielte Unkrautregulierung innerhalb der Reihen über kameragestützte Werkzeuge. Hierbei werden Hackmesser hydraulisch aktiv in der Reihe geöffnet und geschlossen. „Ich wollte mit dieser Maschine mal zeigen, was derzeit möglich ist“, sagte Kirchhoff. „Zukünftig wird die Pflanzenerkennung über spezielle Softwarelösungen eine immer größere Rolle spielen.“

zep – LW 21/2014