Biosphärenreservat Pfälzerwald erneut Unesco-zertifiziert

Chancen für die Landwirtschaft

Kürzlich verlieh das MAB (Man and the Biosphere)-Nationalkomitee den Vertretern des Bezirksverbands Pfalz als Träger des grenzüberschreitenden Biosphärenreservates Pfälzerwald-Nordvogesen die Urkunde zur positiven Re-Evaluierung des Schutzstatus. Alle zehn Jahre prüft das Komitee anhand von weltweit gültigen Kriterien, ob die Biosphärenreservate den Unesco-Vorgaben entsprechen. Auch für die regionale Landwirtschaft ist dies von Bedeutung.

Freude über die Re-Zertifizierung bei der Direktorin des Biosphärenreservats Dr. Friederike Weber, dem Bezirkstagsvorsitzenden Theo Wieder, Ministerin Katrin Eder und MAB-Präsident Dr. Stefan Lütkes (v.l.).

Foto: McKenna

„Die erneute Zertifizierung ist Ausdruck der erfolgreichen und engagierten Arbeit aller Beteiligten und Partner des Biosphärenreservats Pfälzerwald-Nordvogesen. Sie ist die offizielle Bestätigung dafür, dass der Pfälzerwald als Modellregion für nachhaltige Entwicklung anzusehen ist“, erklärte Theo Wieder, Vorsitzender des Bezirkstags Pfalz, in seiner Begrüßungsrede der feierlichen Veranstaltung im Hohenstauffensaal in Annweiler.

Mit der Landwirtschaft eng verbunden

Mehrere Projekte des Biosphärenreservats stehen in Verbindung mit der hiesigen Landwirtschaft. So nannte Theo Wieder zum Beispiel die deutsch-französischen Bauernmärkte, die Lamm- und Glanrindwochen, sowie das Projekt „Neue Hirtenwege im Pfälzerwald“ (siehe Kasten). Weitere Schwerpunkte seien unter anderem Bildungsangebote, der grenzübergreifende Biotopverbund, sowie die Ausweisung regionaler Partnerbetriebe.

Ebenfalls soll eine bessere Besucherlenkung und eine nachhaltige Tourismusstruktur etabliert werden. Auch die gezielte Ausbildung von Biosphärenreservat-Rangern sei angedacht.

Katrin Eder, Ministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität des Landes Rheinland-Pfalz, kam in ihrer Rede auf das staatlich geförderte und behördlich begleitete Hirtenwege-Projekt zu sprechen und betont, dass die naturnahe Erzeugung und regionale Vermarktung von Produkten eine große Rolle spielen. Prof. Dr. Maria Böhm, Präsidentin der Deutschen Unesco-Kommission berichtet im Anschluss darüber, dass die Wander-Schäferei ein Kulturerbe sei, was Identität schafft. Dies sei auch der Anspruch an eine Modellregion für nachhaltige Entwicklung. „Sowohl die Natur, unsere Ressourcen und die hiesige Wirtschaft profitieren von konkreten Nachhaltigkeitszielen und werden dadurch zur Gemeinschaft“, so Böhm. Dr. Stefan Lütkes, Vorsitzender des MAB-Nationalkomitees, empfiehlt der Region, die Vermarktung lokaler Produkte weiter auszubauen.

„Das Biosphärenreservat Pfälzerwald ist außerdem das einzige seiner Art welches auch Weinbaubetriebe beheimatet“, erklärt der MAB-Präsident und legte nahe, den biologischen Weinbau vor Ort weiter auszubauen und das Netz der Partnerbetriebe aus dieser Branche weiter zu stärken.

Demonstrationen für und gegen Ausbaupläne der B 10

Aber die Veranstaltung sollte nicht nur von den Glanzpunkten getragen werden. Theo Wieder betonte, dass bezüglich Energie- und Verkehrswende in der Region gegenläufige Interessenlagen zu beobachten sind. So etwa der vierspurige Ausbau der Bundesstraße 10, sowie der Bau von Windkraftanlagen im Biosphärenreservat. Dies wurde auch von den zahlreich erschienenen Demonstranten widergespiegelt. Wieder appellierte, das Biosphärenreservat nicht für die eigene Interessensweiterbringung zu instrumentalisieren, sondern Lösungen im Rahmen gegenseitiger Akzeptanz zu erarbeiten.

Eingriffe minimieren um Schutzstatus zu erhalten

„Das Biosphärenreservat plant keinen Straßenausbau, verhindert ihn aber auch nicht. Dies sind Landesentscheidungen“, stellt der Leiter des Bezirkstages klar. Nichts desto trotz soll der Schutzstatus, der durch den Ausbau gefährdet wäre, unbedingt erhalten bleiben, um die „Modellregion für nachhaltige Entwicklung“ weiterhin in Abstimmung mit dem Land Rheinland-Pfalz und dem MAB-Komitee gestalten zu können. Durch die gelungene Re-Zertifizierung, ist dies nun mindestens bis 2031 gesichert. Ministerin Eder stimmte zu: „Die Eingriffe in das Biosphärenreservat sollten zur Bewahrung des Schutzstatus so gering wie möglich gehalten werden. Dies hat oberste Priorität“. MAB-Präsident Lütkes ergänzte, dass das Alleinstellungsmerkmal des Biosphärenreservats, nämlich das größte zusammenhängende Waldgebiet Deutschlands zu sein, bei einem Ausbau wegfallen würde.

lmc – LW 17/2023