Böses Fleisch?

Und täglich grüßt das Murmeltier. So kommt es einem zumindest vor, wenn sich die Tagespresse wieder einmal auf Forschungsergebnisse stürzt, auch wenn sie noch so dürftige Fakten liefern. Mal geraten Äpfel in die Kritik, weil sie (allerdings in irrelevanten Mengen) Pflanzenschutzmittelrückstände enthalten, dann ist es ein krankmachender Stoff im Kraut der Grünen Soße und jetzt hat es auch mal wieder das Fleisch erwischt. Sollen wir jetzt nur noch Pillen essen?

Diese Woche hat uns die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) Ergebnisse aus einer Metastudie beschert, die den übermäßigen Verzehr von verarbeitetem Fleisch als krebserregend und von rotem Fleisch als wahrscheinlich krebserregend verteufeln. Das lässt die Berufsstände der fleischproduzierenden Bauern und Direktvermarkter sowie die Verbraucher, die gerne Fleisch essen, aufhorchen. Aber was ist „übermäßig“?

Schon vor Jahren wurde mit dem Verzehr von Nitritpökelsalz bei Fleisch und Fleischerzeugnissen ein gesundheitliches Risiko im Hinblick auf Krebserkrankungen vermutet. Dies erwies sich als nicht relevant. Es hätten Mengen an Nitritpökelsalz aufgenommen werden müssen, um die Wahrscheinlichkeit an Krebs zu erkranken zu erhöhen. Ein Beispiel dafür, was falsch interpretierte Studienergebnisse anrichten können.

Abschreckend greifen nun die Medien das Ergebnis der IARC-Studie auf, die den Konsum von verarbeitetem und rotem Fleisch kurioserweise als genauso krebserregend einordnen wie Tabakrauch und UV-Strahlung. Muss man sich nun fragen, ob die Studienteilnehmer ein Tabaksüppchen gekostet haben? Nein. Bei genauerem Hinsehen wird klar, dass die Einstufung von verarbeitetem Fleisch und Tabakrauch in die selbe Kategorie lediglich besagt, dass es ein theoretisches Krebsrisiko gibt, auch wenn das Risiko überhaupt nicht vergleichbar ist und die Konsummengen dabei keine Rolle spielen.

Bleibt das bekannte Fazit: Es kommt auf die Dosis an! Kein Fleisch und keine Wurst zu essen, ist ebenso wenig empfehlenswert wie „übermäßig“ davon zu verzehren. Eine abwechs­lungsreiche Mischkost zu genießen und einen gesunden Lebensstil zu führen, bleiben das A und O!

Stephanie Lehmkühler – LW 44/2015