Borkenkäfer lauern in Rinde und Boden

Waldschutz in Rheinland-Pfalz meldet hohen Borkenkäferbefall

Das Jahr 2013 war ein recht gutes Jahr für den Wald, die Witterung ließ keine neuen großen Schadereignisse zu. Die bestehenden Probleme mit Eschentrieb­sterben, Waldmaikäfer und Kiefernmistel hielten jedoch an. Zwar blieb der Buchdrucker weitgehend unauffällig – doch der trocken-heiße Sommer 2013 führte zu einer starken eingewinterten Population, ein milder Herbst und Winter, der die Puppen zu 100 Prozent zu Jungkäfern werden ließ, lassen nun einen starken Frühjahrsschwarm erwarten.

Ein echter Nützling: der Ameisenbuntkäfer ist auf die Borkenkäferjagd spezialisiert.

Foto: John

So lieferten Fangbaumanalysen von Anfang März 2014 einen Jungkäferanteil von nahezu 100 Prozent. Der trocken-heiße Sommer mag erklären, warum die gemeldeten Schadflächen in Rheinland-Pfalz zugenommen haben – auf über 10 000 ha. In „nur“ etwa 10 Prozent der Fälle wurde der Schaden als „bestandesbedrohend“ eingestuft. All diese Zahlen entstammen den jährlich einmaligen Meldungen der Forstämter an die FVA – diese werden zum Teil durch ein eigenes Monitoringsystem für Borkenkäfer, Schwammspinner, Frostspanner und andere „geeicht“.

Folgend werden die wichtigsten Schaderreger des vergangenen Jahres baumartenweise berücksichtigt. An der Fichte nahm der Befall durch die bedeutenden Borkenkäfer „Buchdrucker“ und „Kupferstecher“ geringfügig ab, gleichwohl aus allen Landesteilen von Rheinland-Pfalz Borkenkäferbefall gemeldet wurde. Schwerpunkte der gemeldeten Befallsflächen lagen im Westerwald und der nördlichen Pfalz. Damit einhergehend sank die „Käferholzmenge“ bei Fichte im Staats- und Körperschaftswald ein weiteres Mal in Folge auf rund 56 000 fm. Pheromonfallen und überwachte Brutbäume in den Forstämtern Kaiserslautern (Pfälzerwald) und Hochwald (Hunsrück) bilden die Flugaktivität des „Buchdruckers“ ab. Von 2005 bis 2010 waren die Buchdruckerfänge in der Summe rückläufig, bis sie ab 2011 wieder leicht anstiegen. Das Jahr 2013 brachte wiederum einen leichten Rückgang um knapp 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

2013 begann die Flugaktivität der Käfer wie im Vorjahr Anfang Mai, brach dann aber Ende Mai mit den sinkenden Temperaturen ein. Dieselbe Parallelität zeigte sich in Kalenderwoche 27 erneut.

Die trocken-warmen Sommermonate haben die Entwicklung der Käfer dann beschleunigt. Die zweite Generation konnte sich rascher entwickeln, eine dritte Generation konnte mancherorts noch angelegt werden. In vielen Bereichen fiel ab Ende August dann überraschend viel Käferholz an, Fichten mit grüner Krone und abblätternder Rinde waren dann häufig zu sehen.

Auch alle im Wald lagernden Lang- und Schichthölzer aus dem Wintereinschlag besitzen die Eigenschaft von Fangbäumen – sie sind in der Phase des Frühjahrschwarms sehr attraktiv für rindenbrütende Borkenkäfer. Daher muss dieses Holz rasch abgefahren werden, es sollte mindestens 500, besser 1 000 m weit aus dem Wald verbracht werden. Die Kontrolle des stehenden Befalls ist vor allem auf die Randbereiche bekannter Käfernester zu konzentrieren. Oftmals werden im Februar bei warmer Witterung Kronenverfärbung und Nadelabfall sichtbar, dies sind Fichten aus dem späten Sommerbefall. Diese Fichten sollten sofort aufgearbeitet werden.

Nadelholz sollte schnell aus dem Wald abtransportiert werden

Auf Befall durch Nutzholzborkenkäfer (Xyloterus lineatus) an lagerndem Nadelholz muss während der gesamten Käferflugzeit von März bis Oktober geachtet werden. Ein Befallszeichen ist weißes Bohrmehl auf den Stämmen. Bester Schutz gegen den Holzbrüterbefall ist die rechtzeitige Abfuhr des Holzes. Auch eine Entrindung verhindert nicht den Befall. Ist die Abfuhr aus dringenden Gründen nicht möglich, kann eine rechtzeitige Schutzspritzung des Holzes einen Käferbefall wirksam verhindern – im Falle einer Zertifizierung sind die Auflagen zu beachten.

Der Vorjahresbefall von Pracht- und Bockkäfern an der Kiefer hat im Jahr 2013 deutlich abgenommen, hier gab es vor allem Meldungen aus dem Forstamt Trier. Auch ein Borkenkäfer, der sogenannte Waldgärtner, wurde im Jahr 2013 deutlich seltener an der Kiefer registriert. An pilzlichen Erregern traten vor allem Stockfäule (abnehmend) und Strobenblasenrost (leicht zunehmend) auf.

Ein Problem im Bereich der Forstämter Bienwald, Bad Dürkheim, Kaiserslautern und Rheinhessen bleibt der Befall der Kiefern durch die Mistel. Dies führt vor allem im Zusammenhang mit Trockenstress zu einer erhöhten Absterberate, so wurden rund 2 000 ha Befallsfläche gemeldet. Dieser Semiparasit entzieht seinem Wirt Wasser und Nährstoffe und kann die photosynthetisch aktive Kiefernkrone stark beschatten. Das derzeitige trockene Frühjahr wird die Absterberate erhöhen.

So sieht das typische Fraßbild des Buchdruckers aus.

Foto: Gutjahr

Die Meldungen zur Rußigen Douglasienschütte haben abgenommen, am meisten tritt sie in der südlichen Pfalz, in der Eifel und im Westerwald auf. Das Schadbild fällt vor allem nach Frostereignissen auf, wenn die durch den Pilzbefall frostempfindlichen Nadeln in großem Umfang abfallen. Die Infektionen dazu liegen in der Regel aber zwei bis drei Jahre zurück, so erklärt sich auch die Abnahme der Schadflächen.

Eiche: Die für möglich gehaltene Gradation der Eichenfraßgesellschaft ist 2013 ausgeblieben – das durchschnittlich zu kalte und zu nasse erste Halbjahr hat die larvale Entwicklung von Großem und Kleinem Frostspanner sowie Eichenprozessionsspinner ausgebremst. Auch wenn es einzelne Meldungen aus dem Bienwald und den Pfälzer Rheinauen gibt, so blieben die Populationsdichten noch in der Latenz. Anhand der Monitoringergebnisse mit Hilfe von Leimringen und Eklektoren sind beim Frostspanner und Eichenwickler im Pfälzerwald für 2014 keine nennenswerten Fraßschäden zu erwarten. Demgegenüber sind die Fangzahlen des Frostspanners im Bienwald örtlich gestiegen, sodass dort mit ersten Fraßschäden gerechnet werden muss.

Buche hat sich 2013 erholt, doch Buchenkomplexkrankheit bleibt

Der Schwammspinner ist 2013 in Rheinland-Pfalz völlig unbedeutend geblieben, auch für das kommende Jahr ist kein nennenswerter Raupenfraß zu befürchten. Im Bienwald fand der Falterflug Ende Juli und Anfang August statt, die ermittelten Falterfänge liegen weit unterhalb kritischer Dichten. Der Eichenprozessionsspinner ist weiterhin beschränkt auf die südlichen Landesteile, vor allem im Bereich des Forstamtes Haardt gibt es Meldungen. Schädlich ist aber bei diesen geringen Dichten nicht der Larvenfraß an der Eiche, sondern die Brennhaare der älteren Raupen. Auch im Jahr 2014 ist davon auszugehen, dass es in einigen Waldgebieten dann zu solchen humanhygienischen Problemen kommen kann – die lokalen Populationen werden im Gefährdungsfall nach den Grundsätzen des Biozidrechts bekämpft.

Die Buche scheint sich durch mehrere ausgeglichene Jahre ohne Wetterextreme weiterhin stabilisiert zu haben, lediglich der Buchen-Komplexkrankheit kam im Jahr 2013 eine Bedeutung zu. Charakteristische Symptome dieser Erkrankung sind Schleimflussflecken, strichförmige Rindennarben und in späteren Stadien fleckenweises Absterben und Ablösen der Rinde, Holzfäule, Pilzfruchtkörper und Befall durch holzbrütende Insekten. Selten ist das Auftreten des Buchenspringrüsslers, das sich in den Forstämtern Neuhäusel, Rennerod und Hachenburg zeigte. Diese Forstämter meldeten einen wirtschaftlich fühlbaren Schaden auf 1 400 ha, das gab es zuletzt im Jahr 1988. Die Art neigt in Buchengebieten zu Massenvermehrungen, bei starkem Befall erscheinen Kronen und Bestandesränder von weitem bräunlich. Trotz dieser doch auffälligen Symptome sind die Auswirkungen dieses Fraßes wenig besorgniserregend.

Das Eschentriebsterben, erstmals im Jahr 2009 in Rheinland-Pfalz nachgewiesen, hat sich mittlerweile über das ganze Land verbreitet. Damit sind nahezu 1 000 ha betroffen. Schwerpunkte dabei sind die Forstamtsgebiete Pfälzer Rheinauen und Haardt. Damit ist diese Baumart, auf die im Rahmen des Klimawandels große Erwartungen gesetzt wurden, erheblich bedroht. Nach den aus ganz Europa vorliegenden Erfahrungen muss von einer weiteren Zu­nahme dieser Krankheit in allen Altersklassen ausgegangen werden. Einschlägige Untersuchungen haben gezeigt, dass Eschen auf Nass-Standorten und im Dichtstand besonders gefährdet sind. Darüber hinaus treten im Zusammenhang mit dem Erreger zwischenzeitlich vor allem in Stangenhölzern besorgniserregende Stammfuß-Nekrosen auf. Es zeigen sich auf allen Flächen noch symptomfreie Eschen. Ob es sich hier um resistente Individuen handelt, wird gegenwärtig untersucht. Es wird empfohlen, weiterhin keine Anpflanzungen mit Eschen vorzunehmen. Bisher unbefallene Eschen können möglicherweise zum Aufbau einer gesunden Generation beitragen. Wirksame Gegenmaßnahmen gibt es nicht.

Im vergangenen Jahr gab es überdurchschnittlich hohen Buchenspringrüssler-Befall.

Foto: Setzepfand

Waldmaikäfer werden für 2015 erwartet

In der südlichen Oberrheinebene sind auf trockenen Sandstandorten zahlreiche Waldbestände von einer ausgedehnten Gradation des Waldmaikäfers betroffen. Schäden durch Engerlinge an Verjüngungen wurden vom Forstamt Bienwald auf nun 1 450 ha gemeldet, wovon 550 ha als „bestandesbedrohend“ eingeschätzt sind. Das ist eine deutliche Zunahme gegenüber dem Vorjahr. Probegrabungen aus dem Winter 2013/14 zeigen zum Teil sehr hohe Dichten von L3-Larven. Für das Frühjahr 2015 wird der Flug der Käfer prognostiziert.

Die beiden Forstämter Annweiler und Haardt meldeten auf rund 35 ha wirtschaftlich fühlbare Schäden durch den Esskastanienrindenkrebs. Dieser stellt als pilzlicher Krankheitserreger und Quarantäne-Schadorganismus weiterhin eine gravierende Gefahr für die Esskastanienwälder am Ostrand des Pfälzerwaldes dar. Als Gegen­maßnahme ist in Beständen, die nur einen Befall von Einzelbäumen aufweisen, deren zügige und saubere Beseitigung eine wichtige Maßnahme zur Eindämmung der Krankheit. Bestände mit stärkerem Befall können jedoch so nicht mehr saniert werden. Durch die Verbreitung von hypovirulenten Pilzstämmen, die durch einen spezifischen Virusbefall ihre Aggressivität verloren haben, besteht die Aussicht, dass sich die Krankheit verlangsamt. Die Hoffnung auf eine sich natürlich einstellende „Hypovirulenz“ hat sich bislang nicht bestätigt. Es wurde daher die Hypovirulenz auch in Bestände eingebracht, die bisher nur von virulenten Pilzstämmen infiziert waren. Das Verfahren wurde versuchsweise im Bereich der Südlichen Weinstraße angewendet, wo man bisher keine natürlich auftretende Hypovirulenz beobachten konnte. Dafür wurde das aus der Ortenau stammende Virus auf einen lokalen Pilzstamm übertragen. Ein Jahr nach der Beimpfung konnte jetzt die Virusübertragung an lebenden Bäumen durch Reisolierung bestätigt werden.

In den nächsten Jahren wird sich zeigen, ob eine weitere Übertragung der Hypovirulenz auf erkrankte Nachbarbäume erfolgt und ob sich schließlich die Bestände insgesamt gesünder entwickeln werden. Es ist zu befürchten, dass die bereits in Baden-Württemberg gefundene Japanische Esskastanien-Gallwespe auch in rheinland-pfälzische Wälder eindringt. Dieses Insekt stellt eine erhebliche Gefahr für die Esskastanienwälder dar. Im Juni 2013 wurde bereits ein Erstbefall in verschiedenen Waldstandorten im benachbarten Baden-Württemberg bestätigt. Wenngleich die Japanische Esskastanien-Gallwespe jährlich nur eine Generation entwickelt, ist das Reproduktions- und Ausbreitungsvermögen des Schadinsekts dennoch erheblich.

Dr. Reinhold John, Thomas Bublitz, Dr. Horst Delb – LW 20/2014