Boxenlaufstall zum Stall mit zwei Melkrobotern umgebaut
Offener Hof am Sonntag, 30. August, in Immenhausen-Holzhausen
Der am Ortsrand von Holzhausen gelegene moderne Milchviehstall der Familie Schäfer wird am kommenden Sonntag, den 30. August, in der Zeit von 10 bis 17 Uhr der Öffentlichkeit vorgestellt.

Foto: Schäfer
Betriebskonzept für 135 Kühe und die eigene Nachzucht
Der Ursprungsbetrieb der Familie Schäfer liegt im Ortskern von Immenhausen-Holzhausen. Bereits im Jahr 1994 haben die Eltern der jetzigen Betriebsleiterfamilie im Außenbereich von Holzhausen einen Boxenlaufstall für damals 50 Kühe und die Nachzucht errichtet, da eine Weiterentwicklung der Milchviehhaltung im Ort keine Perspektiven hatte. Die Ausgangslage für die HofnachfolÂgerfamilie war somit klassisch.
Es lag folgende Situation vor:
- dreireihiger Boxenlaufstall mit 2-x-7-Fischgrätenmelkstand
- überlastete Stallkapazitäten
- Generationswechsel
- angespannte Arbeitssituation.
Wichtige Ziele der Neugestaltung:
- Wirtschaftlich gut aufgestellter Betrieb für die Zukunft, der auch der Hofnachfolgerfamilie eine Existenz bietet
- Mehr Tierwohl
- Verbesserung der Arbeitsqualität
Zwischen den ersten Planungsgesprächen und dem endgültigem Abschluss des Bauprojekts liegen genau drei Jahre. Aus arbeitswirtschaftlichen Gründen hat sich die Familie Schäfer bereits von Anfang an für ein Automatisches Melksystem (AMS) entschieden. Wenngleich auch natürlich Bedenken vorhanden waren, wie wohl die eigene Kuhherde das neue Melksystem annehmen wird. Neben den betrieblichen Voraussetzungen – es handelt sich um einen Gemischtbetrieb, in dem neben der Milchviehhaltung auch der Ackerbau und somit Außenarbeiten eine große Rolle spielen – haben jedoch auch familiäre Gründe für die Entscheidung zum AMS den Ausschlag gegeben. Im Hinblick auf die zwei kleinen Kinder verspricht sich insbesondere die Betriebsleiterin mehr Flexibilität durch das automatische Melksystem, um Arbeit und Familie besser miteinander vereinbaren zu können. Es wurden jedoch auch mögliche Nachteile des AMS angesprochen und einem konventionellen Melkstand gegenübergestellt.
Notfall-Plan und Urlaubsvertretung
Dass die beiden Melkroboter der Firma Lely so gut laufen, liegt unter anderem an folgenden Umständen, die von vielen Berufskollegen zunächst nicht bedacht werden:
- Ein AMS benötigt nicht nur das technische Verständnis des Betreibers und einen guten Service, sondern es steht und fällt mit den Vertretungsmöglichkeiten und „Notfall-Plänen“.
Insbesondere während der Arbeitsspitzen in der Außenwirtschaft sowie bei Störfällen ist dies besonders wichtig.
- Neben der täglichen routinemäßigen Vertretung, muss auch an die Urlaubs- und Notfallvertretung gedacht werden. Nicht selten bemängeln AMS-Betriebe, man habe zwar in der täglichen Arbeit mehr Freiraum, könne aber nicht zeitgleich mit dem Ehepartner eine Auszeit nehmen, da es keine Vertretung gibt. Nicht selten wird diese „Dauer-Notfall-Ruf-Bereitschaft“ in solchen Fällen schnell zu einer nervlichen Belastung.
Auch dies hat die Familie Schäfer bestens lösen können. In der Nähe gibt es weitere AMS-Betriebe, die zum Teil ebenfalls mit MelkÂrobotern der Firma Lely ausgestattet sind. Gemeinsam konnte ein kompetenter „Springer“ eingestellt werden, der als Urlaubsvertretung bereit steht, Arbeitsspitzen bricht und in Notfällen einspringt.
Durch Stallumbau mehr Tierwohl realisiert
Neben der Verbesserung der Arbeitswirtschaft konnten mit dem Stallumbau und der Stallerweiterung sowie dem Neubau des Jungviehstalles auch Tierwohlaspekte umgesetzt werden. Tiefboxen waren bereits im Altgebäude vorhanden. Im Stallanbau wurden diese mit den flexiblen und für die Tiere sehr angenehmen „green stall“ Boxenabtrenungen ausgestattet. Zwei bewegliche Kunststoffstangen dienen hier (anstelle der üblichen Liegeboxenbügel aus Metall) den Kühen als Einpark- und Abliegehilfe. Weiterhin steht in unmittelbarer Nachbarschaft zum AMS ein Strohstall mit Auslauf zur Verfügung.

Foto: Schäfer
Das komplette Stallbauprojekt wurde als besonders tiergerechtes System im Rahmen des Agrarinvestitionsförderungsprogramms gefördert. Betreut wurde die Maßnahme durch das Architekturbüro Rasche sowie das Service Team Alsfeld (STA), Ute Langhuth, die bereits die Betriebszweigaussiedlung im Jahr 1994 begleitet hat. Weitere Unterstützung haben der Fachbereich Landwirtschaft des Landrats des Landkreises Kassel als Bewilligungsstelle sowie der Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) gegeben.
Die beteiligte Firmen und Organisationen informieren am Tag der offenen Tür. Sie wünschen der Landwirtschaftsfamilie Schäfer viel Erfolg mit dem neuen Stallkonzept und freuen sich, wenn ernährungsbewusste Verbraucher zu schätzen wissen, dass man zukünftig an der neuen Milchtankstelle in Holzhausen zu jeder Tag- und Nachtzeit, Frischmilch in bester Qualität selbst zapfen kann.
Ute Langhuth, STA – LW 35/2015