Braugerste muss sich lohnen

Die Braugerstentage in der letzten Woche haben wieder zweierlei gezeigt: Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zum Anbau sind weiterhin schwierig, die Braugerste hat aber auch nach wie vor ihre Liebhaber. Nur: Von der Liebhaberei kann niemand leben, und ein Hobby-Braugersten­anbau kann nicht im Sinne der Mälzer und Brauer im Lande sein.
Dabei ist die Braugerste eine Zukunftsfrucht: Als Somme­-rung erfüllt sie die Forderungen nach artenreicheren Fruchtfolgen und die geringe Stickstoffdüngung ist ganz im Sinne der Düngeverordnung. 
Die erforderliche Wirtschaftlichkeit wird aber weitgehend vom Preis bestimmt, der wegen der geringeren Erträge und den hohen Qualitätsanforderungen spürbar über dem für Winterweizen liegen muss. Dieser Preisabstand ist aber oft nicht gegeben beziehungsweise ist zu dem Zeitpunkt, wenn die Anbauentscheidung fällt, noch nicht absehbar.
Außerdem dient die Braugerste in manchen Jahren als Lückenbüßer, wenn viel Getreide Auswinterungen zum Opfer gefallen ist, und der Preis hängt zusätzlich von der Erzeugung in europäischen Nachbarländern ab, die relativ viel Braugerste am deutschen Markt absetzen. All dies führt dazu, dass sowohl Anbaufläche als auch Preise stark schwanken können.
Es liegt also im Interesse der Erzeuger und auch der aufnehmenden Hand, mehr Planungssicherheit für die Braugersten-Erzeugung zu erreichen. Eine Stellschraube, die den Anbau interessanter machen kann, ist die Züchtung neuer Sorten­typen. Wenn diese ertragrei-cher, gesünder und mit besseren Qualitätseigenschaften ausgestattet sind, kann dies entscheidend im Konkurrenzkampf um die Fläche mit anderen Früchten sein.
Preise, Rahmenbedingungen und Sorten werden traditionell an den Braugerstentagen unter Landwirten, Beratern, Züchtern, Mälzern und Brauern diskutiert. Lesen Sie dazu unseren Bericht ab Seite 35.
Karsten Becker – LW 50/2014