Brustkrebs frühzeitig erkennen

Erst informieren und dann Vorsorgestrategie wählen

Brustkrebs ist in Deutschland die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Bundesweit erkranken jährlich etwa 57 000 Frauen neu. Hier kann Früherkennung Leben retten. Deshalb werden Frauen im Alter zwischen 50 und 69 Jahren, die zur besonderen Risikogruppe zählen, regelmäßig alle zwei Jahre zu einem freiwilligen und kostenlosen Mammographie-Screening eingeladen. Für welche Frauen macht es Sinn und welche weiteren Vorsorgemöglichkeiten gibt es?

Die Sonographie (Ultraschalluntersuchung) liefert bei drüsenreichem Brustgewebe genauere Ergebnisse.

Foto: UK-SH Campus Kiel

Mammographie: Ziel des Mammographie-Screenings ist es, Brustkrebs so früh wie möglich zu entdecken, um betroffene Frauen schonender und mit guter Aussicht auf Erfolg zu behandeln. Durch das Screening werden oft kleine Tumore aufgespürt - bevor sie tastbar sind oder Beschwerden verursachen. Jede Röntgenaufnahme der Brust, auch Mammographie genannt, wird von zwei besonders geschulten Ärzten beurteilt. Sollte sich der Verdacht auf eine Krebserkrankung ergeben, werden weitere Untersuchungen zur Abklärung vorgenommen.

Doch nicht für alle Frauen eignet sich das Mammographie-Screening gleich gut. Auch können damit nicht alle Brustkrebserkrankungen zuverlässig erkannt werden. Für Frauen, die familiär mit Brustkrebs vorbelastet sind, ist das Mammographie-Screening nicht die erste Wahl, weil es nur alle zwei Jahre durchgeführt wird. Bei diesem Personenkreis wäre jedoch eine engmaschige individuelle Betreuung angezeigt.

Dabei sollte sich jede Frau, besonders jene, in deren Familie Brustkrebs bereits aufgetreten ist, mit der Frage auseinandersetzen, ob sie die Strahlenbelastung der Mammographie für sich akzeptiert. Auch muss jeder Frau klar sein, dass sich bei zehn auffälligen Befunden acht oder neun als Fehlalarm herausstellen und dass sie die entsprechende psychische Belastung bis zur abschließenden Klärung tragen muss.

Ultraschall: Bei jüngeren Frauen und Frauen, die ein sehr dichtes und drüsenreiches Gewebe haben, ist eine Beurteilung mittels Röntgenbild nur eingeschränkt möglich. Genauere Ergebnisse liefert eine Ultraschalluntersuchung, die Sonographie. Sie macht Veränderungen in der Brustdrüse ohne Strahlenbelas­tung sichtbar und ist die wichtigste Ergänzung der Mammographie in der bildgebenden Diagnostik.

MRT: Ein weiteres als sehr genau geltendes bildgebendes Verfahren ist die Magnetresonanztomografie, abgekürzt MRT. Dies ist eine Untersuchung mit Magnetfeldern, die nach heutigen Erkenntnissen keine Nebenwirkungen, wie Strahlenbelastung, haben soll. Doch leider zahlen die gesetzlichen Krankenkassen diese Untersuchung meist nur zur Abklärung unklarer Befunde, also nicht als Routine-Vorsorgeuntersuchung.

Frauen, die sich über die verschiedenen Methoden der Brustkrebsvorsorge informieren wollen, sehen sich im Internet und in den Medien einer Unzahl an widersprüchlichen Informationen gegenüber. So empfehlen viele Ärzte und Fachleute die Teilnahme am regelmäßigen Mammographie-Screening ausdrücklich, andere sind da skeptischer. Erst jüngst haben dänische Wissenschaftler den Nutzen des Mammographie-Screenings in Frage gestellt. Laut ihren Forschungen sinkt die Sterblichkeitsrate auch dort, wo es diese Reihenuntersuchung nicht gibt.

Für Frauen ist es ausgesprochen schwer, Nutzen und Risiko der Untersuchungen gegeneinander abzuwägen. „Sie sollten deshalb mit ihrem Frauenarzt oder ihrer Frauenärztin offen über das Thema Vorsorge sprechen“, empfiehlt Privatdozent Dr. Fritz Schäfer, Leiter des Mammazentrums der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe am UK S-H Campus Kiel. So könne im Einzelfall individuell die adäquate Vorsorgestrategie gefunden werden.

Monatliche Selbstuntersuchung

Privatdozent Dr. Fritz Schäfer rät Frauen in der Zeit zwischen den Vorsorgeuntersuchungen zur regelmäßigen Selbstuntersuchung der Brust.

Foto: UK-SH Campus Kiel

Ergänzend zur Früherkennung und Vorsorge rät Dr. Schäfer, die Brust einmal im Monat selbst abzutasten. Wie eine Selbstuntersuchung durchgeführt wird, weiß MammaCare- Trainerin Gabriela Wolf. Sie bietet Kurse und Einzelunterweisungen zur Brustselbstuntersuchung an. „Mit der Mamma­Care-Methode lernen Frauen systematisch die Oberfläche und die Tiefe ihrer Brust abzutasten. Diese Methode ist weltweit die einzige systematische Form der Brustselbstuntersuchung, die wissenschaftlich entwickelt, überprüft und anerkannt wurde“, informiert sie. Die Tasttechnik wird zunächst an einem Silikonmodell geübt. Anschließend kann sie auf die eigene Brust übertragen werden.

Brustkrebs ist in vielen Fällen heilbar, wenn er früh erkannt und optimal behandelt wird. Jede Frau sollte sich im engen Dialog mit Ärztin oder Arzt gut überlegen, welche Art der Vorsorgeuntersuchungen für sie akzeptabel und sinnvoll ist. Silke Bromm-Krieger

Weiterführendes im Internet

Regionale Infos:

www.mammo-hessen-nord.de
www.mammographiescreening-pfalz.de
www.mammographie-screening.org

Infos zum Mam­mographie-Screening und Broschüren zum Download

www.mammacare.de
Hinweise zur Selbstuntersuchung und eine Liste aller ausgebildeten MammaCare-Trainerinnen nach Postleitzahlen sortiert.

www.mamazone.de
Homepage des Vereins Frau­en und Forschung gegen Brustkrebs. Plattform zur Information und Diskussion über neueste Studienergebnisse, alternative Be­hand­lungs­möglich­keiten und persönliche Erfahrungen; mit einem Forum für Frauen mit Brustkrebs.

www.krebsinformationsdienst.de
Homepage des Deutschen Krebsforschungszentrums und Krebsinformationsdienstes, bietet umfangreiche wissenschaftliche Infos und eine Servicenummer für telefonische Anfragen.sbk