Chancen der Regionalität

Lebensmittel aus der Region sind mehr und mehr gefragt. Vielen Verbrauchern sind die Kenntnis der Herkunft, die Kontrolle und die definierte Qualität wichtig.

Die Marketinggesellschaft Gutes aus Hessen, die in diesem Jahr ihr 25-jähriges Bestehen feiert, kann dies belegen. Der Umsatz mit den Produkten, die unter den Marken „Geprüfte Qualität – Hessen“ und „Bio-Siegel – Hessen“ vermarktet werden, ist stetig auf 260 Mio. Euro gewachsen, und die Zahl der Mitgliedsbetriebe hat sich auf insgesamt 784 erhöht. Landwirtschaftliche Betriebe machen unter den Mitgliedern das Gros aus, aber auch viele Betriebe des Lebensmittelhandwerks, des Handels und der Industrie sind dabei.

Die Betriebe, insbesondere die landwirtschaftlichen Direktvermarkter, profitieren unter anderem von der gemeinschaftlichen Werbung der MGH. Im besten Falle wird damit der Umsatz der Erzeuger und der Lebensmittelverarbeiter erhöht. Darüber ob oder inwieweit insbesondere bei den landwirtschaftlichen Erzeugern die Margen für regionale Produkte im Vergleich zu nichtregionalen höher sind, hat die MGH allerdings keine Daten. Immerhin gibt es für regionale Braugerste ein deutliches Plus. Aber gerade bei der großen Lebensmittelindustrie wie den Brauereien mit zentralem Einkauf stößt die Regionalität an Grenzen.

Für einige Betriebe bieten die Regionalmarken, zu nennen ist hier auch Landmarkt, die in den Rewe-Geschäften recht erfolgreich ist, gute Absatzmöglichkeiten. Die meisten Betriebe wollen und müssen ihre Erzeugnisse aber über andere Kanäle vermarkten. Regionalität im größeren Maßstab würde schon an den fehlenden heimischen Verarbeitungsstätten scheitern, insbesondere im Fleischsektor. Die fehlende Infrastruktur ist auch eine Folge der politisch von früheren Landesregierungen gewollten Extensivierung wie sie jetzt schon wieder in Mode ist. Dadurch geht Wertschöpfung verloren. Das scheint allerdings die Staatssekretärin im hessischen Landwirtschaftsministerium, die sich anlässlich der MHG-­Pres­se­konferenz über die extensive Landwirtschaft und die niedrige Viehbestanddichte freute, nicht zu bekümmern.

Cornelius Mohr – LW 43/2014