China verhängt Importstopp – Starker Preiseinbruch

Märkte reagieren unmittelbar auf ersten ASP-Fall in Deutschland

Die Märkte haben auf den ersten Fall von Afrikanischer Schweinepest (ASP) unmittelbar reagiert. Zuerst hatte am vergangenen Donnerstag Südkorea die Einfuhr von Schweinefleisch aus Deutschland verboten, China folgte am Samstag. Wie die Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) meldet, haben auch Singapur, Argentinien, Brasilien, Mexiko und Japan die Einfuhr verboten. Der Preis für Schlachtschweine war aufgrund des ASP-Falles, der am Donnerstag bei einem Wildschweinkadaver bestätigt wurde, und wegen der zu erwartetenden Importverbote bereits am Freitag drastisch gefallen.

Deutschland hat sich auf die ASP vorbereitet. Jetzt kommt es auf ein konsequentes Handeln an.

Foto: imago images/Christian Spicker

Die Vereinigung der Erzeugergemeinschaften für Vieh und Fleisch (VEZG) korrigierte nachträglich ihre Schlachtschweinenotierung wegen des großen Marktdruckes um 20 Cent auf 1,27 Euro kg Schlachtgewicht nach unten. Die Preisempfehlung für 25-kg-Ferkel wurde um 12 Euro auf 27 Euro/Stück gesenkt. Schon am Donnerstag vergangener Woche konnte bei der Exportabfertigung die für die Ausfuhr nötigen Veterinärzertifikate nicht mehr ausgestellt werden, da Deuschland den Status als frei von der ASP verloren hatte, erklärte die ISN. Jetzt gelte es in der Fleischvermarktung, schnell alternative Vermarktungsmöglichkeiten zu schaffen, so ISN-Geschäftsführer Dr. Torsten Staak. Wichtig sei es jetzt, dass flankierend die Verhandlungen mit den Drittstaaten weitergeführt werden, um Lösungen für die Öffnung der nun gesperrten Märkte zu finden. „Unser Eindruck aus all den Gesprächen und Konferenzen mit den zuständigen Ministerien und Behörden auf Bundes- und Länderebene der letzten Tage ist, dass man sich der Lage voll und ganz bewusst ist und dass man da derzeit ebenfalls auf höchster Ebene mit Hochdruck dran ist“, fasst Staack die Situation zusammen.

Infizierter Wildschweinkadaver

Am Donnerstag wurde der erste Fall von Afrikanischer Schweinepest bei einem Wildschwein in Deutschland bestätigt. Der Kadaver war im Landkreis Spree-Neiße in der Gemeinde Schenkendöbern, nahe der deutsch-polnischen Grenze gefunden worden. Der Leiter des Friedrich-Löffler-Instituts, Prof. Thomas Mettenleiter, wies darauf hin, dass der gefundene Kadaver bereits starke Verwesungen aufwies und schon länger an der Fundstelle lag.

Ob dieses Tier aus Polen eingewandert sei, werde mit Untersuchungen herauszufinden versucht.

Inzwischen ist das Kerngebiet mit einem Radius von 3 Kilometern um den Fundort eingezäunt. Das Brandenburger Gesundheitsministerium bestätigte am vergangenen Sonntag, dass der mobile Elektrozaun bis Samstagabend aufgebaut wurde. Die betroffenen Landkreise waren dabei vom Landesforstbetrieb unterstützt worden.

Intensive Suche nach Fallwild

Bei der zweiten Zone mit einem Radius von 15 Kilometern handele es sich um das sogenannte gefährdete Gebiet. Dies werde mit Schildern und Hinweistafeln markiert. Dem folge der dritte Radius mit einer Weite von 30 Kilometern, die sogenannte Pufferzone. Das Land Brandenburg hat außerdem folgende Maßnahmen zur Feststellung der Verbreitung und zur Verhinderung der weiteren Ausbreitung veranlasst:

  • Jagdverbot für alle Tierarten, um möglicherweise infiziertes Schwarzwild nicht unnötig aufzuschrecken
  • Intensive Fallwildsuche durch geschultes Personal und unter Beteiligung von ortsansässigen Jägern
  • Bergung und unschädliche Beseitigung aller Wildschweinkadaver unter hygienischen Bedingungen
  • Ãœberprüfung der schweinehaltenden Betriebe hinsichtlich der Einhaltung der Biosicherheitsmaßnahmen
  • Prüfung vorläufiger Nutzungsbeschränkungen für land- und forstwirtschaftliche Flächen (Ernteverbot für Maisfelder)
  • Untersagung von Veranstaltungen mit Schweinen
  • Ermittlung von Jägern, die auch Schweinehalter sind
  • Information und Schulung von Jägern

Export innerhalb der EU weiter möglich

„Wir sind auf diesen Fall vorbereitet und haben ein eingespieltes Team“, erklärte Bundeslandwirtschaftsministerin Klöckner verangenen Donnerstag in einer Pressekonferenz. Es gebe einen engen Kontakt und Informationsaustausch mit den Bundesländern, der Europäischen Union, der Weltorganisation für Tiergesundheit (OIE) und den Handelspartnern, berichtete die Berliner Agrarressortchefin. Da Deutschland nun nicht mehr als ASP-frei gilt, droht eine längere Einfuhrsperre für deutsches Schweinefleisch in Drittstaaten. Klöckner wies jedoch darauf hin, dass die Ausfuhr in andere EU-Länder aufgrund der Regionalisierung, für die sich Deutschland immer eingesetzt habe, weiter möglich sei.

Dafür müsse nun ein „realistisches Restriktionsgebiet abgegrenzt werden“, in dem es laut Schweinepestverordnung zu Handelsbeschränkungen und Auflagen für Schweinehalter und Fleischbetriebe kommen werde. Dafür seien die zuständigen Behörden in Brandenburg zuständig.

Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Joachim Rukwied, forderte die Politik auf, „alles daranzusetzen, diese Seuche einzudämmen und wieder aus Deutschland zu verdrängen“. Dazu gehörten weiter die konsequente Bejagung von Schwarzwild mit einer möglichst wildschweinfreien Zone an der polnischen Grenze sowie ein stabiler Schutzzaun.

In Deutschland gut aufgestellt

Die ISN versuchte keine Panik aufkommen zu lassen und verwies darauf, dass es bisher nur einen positiv getesteten Wildschweinfund gebe. Es müssten nun schnell wirksame Gegenmaßnahmen ergriffen werden, damit sich die Tierseuche nicht ausbreite. Dazu gebe es eine Schweinepestverordnung und Krisenpläne, womit man „nicht bei Null“ anfange. In den vergangenen Jahren sei sehr viel getan worden, um sich vorzubereiten. „Wir haben den Eindruck, dass wir in Deutschland daher gut aufgestellt sind“, erklärte die ISN.

Wichtig sei, das gemeinsam mit allen Beteiligten abgestimmte Vorgehen jetzt auch konsequent in die Tat umzusetzen. Die Erfahrungen aus anderen Ländern zeigten, dass mögliche Handelsbeschränkungen und die damit verbundenen ökonomischen Auswirkungen maßgeblich davon abhingen, wie strukturiert und konsequent mit dem Infektionsgeschehen umgegangen werde.

Appell an die Wertschöpfungskette

Einzelne Politiker nutzten die Gelegenheit, um Kritik an großen Schweinebeständen zu üben. Mit Blick auf die seuchenhygienische Gefahr seien vor allem Regionen mit einer sehr hohen Konzentration in der Schweinehaltung einem hohen Risiko ausgesetzt, stellte der Agrarsprecher der Grünen im Bundestag, Friedrich Ostendorff fest. Bundeslandwirtschaftsministerin Klöckner müsse deshalb auch endlich Antworten darauf geben, wie die Dezentralisierung und Entzerrung der Schweinehaltung und der Schlachtung in Deutschland erreicht werden könne. Die Agrarsprecherin der Linken, Kirsten Tackmann, warnte, dass „Megaställe mit 60 000 oder Regionen mit Millionen von Schweinen selbst mit dem besten Hygienekonzept ein hohes volkswirtschaftliches Risiko beim Ausbruch von Tierseuchen sind“. DBV-Präsident Rukwied betonte dagegen am vergangenen Freitag im „ZDF-Morgenmagazin“, dass große Schweineställe ein Ausbrechen der Seuche nicht begünstigt hätten. „Die Schweinepest ist bei Wildschweinen ausgebrochen, nicht bei Hausschweinen“, stellte der DBV-Präsident klar. Die Bauern hätten die nötigen Bioschutzmaßnahmen ergriffen, beispielsweise Hygieneschleusen in den Ställen eingerichtet oder teilweise Zäune errichtet.

Der Präsident des Hessischen Bauernverbandes (HBV), Karsten Schmal, rief unterdessen alle Beteiligten der Wertschöpfungskette dazu auf, „diese Situation nicht auszunutzen, um die Erzeugerpreise zu drücken“.

Lob für Deutschland aus Europa

Auf Ebene der EU hat Deutschland Lob für seine erste Reaktion auf den ASP-Nachweis erhalten. Ein Sprecher der EU-Kommission begrüßte gegenüber Agra Europe die ergriffenen Vorsorge- und Kontrollmaßnahmen der Bundesrepublik. Man stehe weiterhin in engem Kontakt mit den Behörden aller betroffenen Mitgliedstaaten bei den Bemühungen, die Krankheit einzudämmen und letztendlich auszurotten.

Die EU-Ausschüsse der Bauernverbände (COPA) und ländlichen Genossenschaften (COGECA) teilten mit, dass Deutschland gut auf den ASP-Fall vorbereitet sei. Für den Generalsekretär der Ausschüsse, Pekka Pesonen, gibt das Auftreten der ASP im Bundesgebiet Anlass zur Sorge für den gesamten europäischen Schweinefleischsektor. Grund zur Panik bestehe jedoch nicht, denn „Deutschland hat seine Fähigkeit zur schnellen Reaktion und zu wirksamen Maßnahmen unter Beweis gestellt, und Brandenburg weist nur eine geringe Schweineproduktion auf“, erklärte Pesonen.

Das positive Management der ASP durch belgische und tschechische Behörden zeige, dass Biosicherheitsmaßnahmen von Landwirten und Behörden in der EU effizient sein könnten.

LW/age – LW 38/2020