Debatte um die Enthornung von Rindern

Die Enthornung von Rindern wird seit einiger Zeit kontrovers diskutiert. Initiatoren der Debatte waren neben Tierschutzverbänden die Landwirtschaftsministerien in Nordrhein-Westfalen (NRW) und Niedersachsen. Als Argument gegen die Enthornung wird angeführt, dass die Entfernung der Hornanlagen beim Kalb mit Schmerzen verbunden ist.

Das Enthornen ist in der konventionellen Milchviehhaltung gängige Praxis, und 80 Prozent der Ökobetriebe enthornen ihre Tiere. Die Landwirte haben einen guten Grund dafür: Es kommt immer wieder zu Unfällen im Umgang mit Rindern – obwohl es derzeit wenig Tiere mit Hörnern gibt. 2010 kam es in Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland zu 990 Unfällen mit Rindern, so die hiesige land- und forstwirtschaftliche Berufsgenossenschaft. Dass es im Umgang mit so großen Tieren zu Problemen zwischen Mensch und Tier kommen kann, ist bei aller Prävention nicht ganz zu vermeiden. Eine Behornung erhöht das Verletzungsrisiko für den Tierhalter jedoch enorm. Zudem kommt es bei Rangordnungskämpfen zwischen behornten Kühen leichter zur Verletzung der Tiere untereinander, was dem Tierschutzgedanken widerspricht. Benedikt Rodens von der land- und forstwirtschaftlichen Berufs­genos­senschaft hat das Thema für das LW aufgearbeitet (siehe Seite 9).

Die mittelfristige Lösung ist sicherlich die verstärkte Zucht genetisch hornloser Rinder. Das Landwirtschaftsministerium sowie die Landwirtschaftsverbände in NRW haben sich kürzlich – für dieses Bundesland – darauf verständigt, Zucht und Einsatz hornloser Bullen intensiv zu fördern, um den Prozess zu beschleunigen. Außerdem dürfen in NRW Hornanlagen künftig nur noch unter Einsatz von Schmerzmitteln entfernt werden – dies könnte den Druck auf andere Bundesländer erhöhen, nachzuziehen.

Marion Adams