Desolate Lage am Holzmarkt

Aufarbeitung schluckt die Holzeinnahmen

Nach den Stürmen Friederike, Eberhard, Burglind und Sabine, drei trockenen Sommern und einer mitteleuropäischen Borkenkäferkalamität großen Ausmaßes zeigt sich der Holzmarkt weiterhin übersättigt an Fichten. Zahlreiche Sortimente werden von der günstigen Käferfichte ersetzt, sodass viele Baumarten indirekt betroffen sind. Da der Waldschutz für die meisten Waldbesitzer weiterhin oberste Priorität hat, stehen wenig Aufarbeitungskapazitäten für andere Sortimente zur Verfügung.

Hier ist alles zu spät und die Borkenkäfer längst wieder ausgeflogen. Doch in frischeren Fichten können über Winter, die noch nicht getätigten Sanitätshiebe durchgeführt werden, um die Borkenkäferkalamität im kommenden Jahr so gering wie möglich zu halten. Denn eine Entwarnung geben die Waldschutzexperten nicht.

Foto: Setzepfand

Das LW sprach mit Jörg van der Heide, Leiter der Abteilung III Forstbetrieb und Dienstleistungen bei HessenForst, über die aktuelle Lage im Staatswald in Hessen. „Viele Fichtenbestände sind abgestorben. Wir hatten das dritte Jahr in Folge Borkenkäferkalamitäten.“ Im vergangenen Jahr habe HessenForst die vierfache Menge der üblichen Fichteneinschläge getätigt. Dies waren 2,8 Mio. fm.

Schadholzanteil zu 90 Prozent in der Fichte

Dabei lag der Schadholzeinschlag zu 90 Prozent in der Fichte. Für ältere Käferfichten werden in NRW und Hessen nur noch 35 Euro/fm bezahlt. In Bayern können schon wieder 80 Euro/fm für gesunde Fichten erzielt werden. „Der Holzmarkt ist ganz schwierig derzeit. B/C-Qualitäten der Fichte können noch abgesetzt werden, Industrieholz der Fichte ist nicht mehr absetzbar“, bemerkte van der Heide. Ein wichtiges Ventil für Käferholz stellt der Export nach China dar. Douglasien und Lärchen bleiben unberührt vom Fichtensog, die Preise blieben stabil zwischen 80 bis über 90 Euro/fm, bei Douglasie bis 100 Euro/fm Stärkeklasse 2b plus. „Hier bieten sich für die arg belasteten Waldbesitzer zufriedenstellende Einnahmechancen“, sagte van der Heide.

Im Laubholzmarkt wurde die Buche von der Trockenheit massiv in Mitleidenschaft gezogen. Vor allem Buchenbestände an Süd- und Südwesthängen bei schlechter Wasserspeicherkapazität der Böden sind betroffen. HessenForst habe vor allem dann Buchen eingeschlagen, wenn diese aus Gründen der Verkehrssicherungspflicht zu einer Gefahr wurden. „Ansonsten wurde der Einschlag der Buchen drastisch reduziert, um nicht noch lichtere Bestände zu schaffen. Die Nutzungen in Buchenbeständen werden auch zukünftig von der weiteren Schadensentwicklung abhängen und mit entsprechend moderaten Eingriffen so erfolgen, dass die

Bestände stabil bleiben und ihre multifunktionale Leistungsfähigkeit erhalten bleibt“, betonte van der Heide. Grund zur Freude gebe es weiterhin bei der Eiche, die nach wie vor stabile gute Preise erziele, ebenso wie die Eschen. Hier sei geplant, die Submissionsmengen (siehe auch S. 25) in der kommenden Saison zu erhöhen.

Jetzt keine gesunden Kiefern einschlagen

Imo Hauß, der Geschäftsführer der Kommunalen Holzvermarktung Pfalz GmbH in Maikammer, findet deutliche Worte zum Preis der Käferfichten in Rheinland-Pfalz: „Der Preis ist kata­strophal. Die Kunden sind in der Lage, den Preis weiter nach unten zu drücken.“ Rund 30 Euro/fm erhalten sie für die Käferfichten. Es sei ein Glück, dass die KoHo Pfalz gar nicht so hohe Fichtenanteile in ihren Wäldern stehen hat, nur rund acht Prozent. Insgesamt habe die Koho Pfalz von 1. Juli 2019 bis 30. Juni 2020 125 000 fm eingeschlagen, davon 20 Prozent Schadholz. Der Export der Käferfichten sei wieder am Brummen. 28 bis 35 Euro/fm zahlen die Asiaten für die Hölzer, die die leeren Container der Elektro- und Bekleidungsindustrie füllen und somit Leerfahrten vermeiden. Rund 3 Mio. Fm Holz flossen von Januar bis Juli von Deutschland gen Osten, für das ganze Jahr werden bis zu 9 Mio. fm Exporte geschätzt, inklusive der Buchen, die für 90 bis 100 Euro/fm in den Export gehen.

Hauß rät Waldbesitzern, derzeit keine gesunden Kiefern einzuschlagen, sie lassen sich momentan überhaupt nicht verkaufen. „Doch in einigen Jahren wird es eine begehrte Baumart sein, wenn die nun gefällten Fichten fehlen.“ Wurden 2019 2,1 Mio. fm Käferholz über alle Besitzarten in Rheinland-Pfalz gefällt, so sind es dieses Jahr 3 Mio. fm. Auch Hauß sieht die Douglasie und Lärche unberührt von den Käferfichten. Für die Douglasie 2 b und für die Lärchen werden ähnliche Preise wie in Hessen bezahlt.

Buche auf Südhängen von Trockenheit betroffen

Am Laubholzmarkt sieht Hauß die Buche enorm unter Druck: „Das Altholz verkraftet die Trockenheit nicht. Zudem ist festzustellen, dass durchforstete Altholzbestände schlechter aussehen als nicht durchforstete Altholzbestände mit geschlossenem Kronendach. Zukünftig wird das Augenmerk verstärkt auf die Schutzfunktionen gelegt und in kleineren Einheiten entnommen.“ Das Buchen-Industrieholz werde gleichbleibend für 45 bis 50 Euro/fm überwiegend für die energetische Nutzung wie Brennholz vermarktet.

Der Eichenmarkt habe sich zweigeteilt, erläuterte Hauß. Während dünne Sortimente wie 2a bis 3 sehr schwer zu verkaufen sind, können die hohen Stärkeklassen ab 4b in guter Qualität für Bestpreise ab 400 Euro/fm vermarktet werden. „Eine Gefahr für die Eichenvermarktung stellt der Kernholzbohrer dar. Manche Eichenkunden haben bereits den Betrieb aufgegeben, da die Ausbeute der gekauften Stämme deutlich geringer ist als angenommen und zu Mehrkosten von 50 bis 70 Euro/fm führt“, erklärte Hauß. Denn um dem Kernholzbohrer entgegenzuwirken, wird das Holz über Sommer auf einen Nasslagerplatz gelegt, bewässert und erst im Herbst zum Sägewerk transportiert. Dieser Aufwand kostet.

Beim Forst- und Holzkontor Rheingau-Taunus, einer Anstalt des öffentlichen Rechts mit Sitz in Heidenrod, haben sich 17 Kommunen zusammengeschlossen, um die Holzvermarktung gemeinsam zu tätigen. Die Gründung fand im März 2019 statt, das Geschäft wurde am 15. August von Sebastian Ochs, dem Geschäftsführer, aufgenommen. Bisher wurden 400 000 fm Holz eingeschlagen, überwiegend Käferfichten, bemerkte Ochs auf Nachfrage von LW. Da der Forst- und Holzkontor zu 30 Prozent auf Flächen mit Fichten zugreift, ist noch kein Ende der Schad­holzmenge in Sicht.

Laut Ochs gehen zwei Drittel der Schadholzmenge in den Export nach China, ein Drittel wird von Händlern an Sägewerke in Europa vermarktet, derzeit vor allem nach Österreich. Gerade startet der Einschlag von Buchen, wobei die vorgeschädigten Bäume entnommen werden. Die Buche werde weiterhin auf nachhaltige Weise geschlagen. Viele Revierförster hegen noch die Hoffnung, dass sich die Bäume wieder erholen, sagte Ochs.

Aus Mitteilungen des Deutschen Säge- und Holzindustrieverbandes (DeSH) geht hervor, dass die Nadelholzsäger sehr zufrieden sind mit der guten Auftragslage und steigenden Preisen für die Sägeprodukte. Im Schwarzwald werde mit der Auslagerung der Nasslager begonnen. Das Baugewerbe war und ist durch Corona nicht beeinträchtigt, was zu einer kontinuierlichen Nachfrage führt.

Somit ist klar zu erkennen, wer derzeit die Gewinner der aktuellen Situation sind. Langfristig ist jedoch offensichtlich, dass die Sägewerke deutlich weniger Nadelstammholz aus den Wäldern Mitteleuropas erhalten und sie sich an die laubholzdominierten Mischwälder der Zukunft anpassen müssen. Dass der Klimawandel dabei die Geschwindigkeit vorgibt, das wird allen Marktbeteiligten immer deutlicher vor Augen geführt.

zep – LW 42/2020