Deutlich mehr Stickstoff im Boden als im Vorjahr

Nmin-Werte für Rheinhessen 2017 und Düngeempfehlungen

Die Nmin-Proben für Rheinhessen wurden zwischen dem 8. und 15. Februar gezogen. In die Auswertung gingen 139 Felder ein, davon 70 Prozent aus dem offiziellen Untersuchungsprogramm und 30 Prozent steuerten Landwirte auf eigene Kosten bei. Martin Nanz, DLR Rheinhessen-Nahe-Hunsrück, Oppenheim, interpretiert die Ergebnisse und leitet entsprechende Düngeempfehlungen für die Praxis ab.

Im Mittel der 139 Felder wurden 89 kg Nitrat-Stickstoff/ha gemessen, davon 42 kg N/ha in 0 bis 30 cm und 47 kg N/ha in 30 bis 60 cm Bodentiefe. In der untersten Schicht 60 bis 90 cm wurden im Mittel von 11 untersuchten Feldern 30 kg N/ha gefunden. Die Nmin-Werte weisen ein überdurchschnittliches Niveau auf, vor allem im Bereich 0 bis 60 cm. Verglichen mit dem Vorjahr liegt in dieser Bodentiefe mehr als doppelt so viel mineralisierter Stickstoff vor.

Nmin-Werte nach Vorfrüchten

Nach Winterweizen sind 98 kg N/ha zu finden (49 Felder, n=49). Nach Winterweizen zu Sommergerste oder Zuckerrüben streuen die Nmin-Gehalte besonders stark. Nach Sommer- oder Winterbraugerste (im Folgenden und in der Tabelle als „Braugerste“ zusammengefasst) liegen die Nmin-Werte etwas tiefer, aber immer noch auf einem hohen Niveau. Nach Zuckerrüben finden sich noch etwas geringere Nmin-Werte (72 kg N/ha, n=34). Folgt Winterweizen auf die Zuckerrüben liegen die Werte höher (87 kg N/ha, n= 10) als wenn eine Sommerung folgen soll (67 kg N/ha, n=24). Ursache ist vermutlich der frühere Rodetermin der Felder, auf denen Winterweizen eingesät wurde, so dass im warmen Herbst 2016 bereits Stickstoff mineralisiert wurde.

Nach Kartoffeln und Winterraps sind unter dem nachfolgenden Winterweizen hohe Nmin-Werte zu finden, die nach Kartoffeln zudem noch stark streuen. Die höchsten Werte wurden nach Körnererbsen gemessen, diese streuen ebenfalls stark. Nach einjähriger Greening-Brache ohne Stickstoff-Düngung wurden ebenfalls noch recht hohe Nmin-Werte gefunden (85 kg N/ha, n=2). Unter der Hauptfrucht Wintergerste wurden durchschnittlich noch 77 kg N/ha gefunden. Die Regionen differenzieren nicht sehr stark. Überdurchschnittlicher Werte weisen die Gebiete um Gau-Bickelheim, Worms und Wörrstadt auf. Unterdurchschnittliche Nmin-Werte treten um Mainz und in den höheren Lagen des westlichen Rheinhessens auf.

Mögliche Ursachen für die hohen Nmin-Werte

Der September 2016 war warm und trocken. Es folgte ein Oktober, der etwas überdurchschnittliche Niederschläge brachte. Je nach Gebiet schloss sich ab November oder Dezember sich eine bis in den Februar anhaltende Periode mit weit unterdurchschnittlichen Niederschlägen an. Die Herbstwitterung bot sicherlich günstige Bedingungen für die Mineralisation. Zumindest in Teilen Rheinhessens fiel die Getreideernte weitaus geringer aus als der erwartete Ertrag, für den gedüngt wurde. Bei der trockenen Winterwitterung wurde auf den Lössböden vermutlich kaum Stickstoff nach unten verlagert. Auf 27 repräsentativen Feldern wurde Ende November 2016 der Nmin-Gehalt in den drei Schichten bis 90 cm Tiefe gemessen: im Mittel 22 + 50 + 24 kg N/ha, das sind 77 kg N/ha in 0 bis 60 cm oder 96 kg N/ha in 0 bis 90 cm. Auch traten nach Winterweizen die höchsten Werte auf. Der Schluss liegt nahe, dass im Februar einfach die ähnlichen hohen Werte gemessen wurden wie Ende November 2016.

Düngeempfehlungen für Stickstoff

Wenn die Nmin-Werte überdurchschnittlich sind, folgt daraus, dass die daraus abgeleiteten Stickstoff-Düngeempfehlungen ein unterdurchschnittliches Niveau aufweisen. Die Düngeempfehlungen können nur einen Anhaltspunkt geben. Eigene Nmin-Untersuchungen sind sicherlich der genauere Weg. Auch kann die weitere Mineralisierung, die in die Empfehlungen eingeht, auf den humusreichen Böden Rheinhessens stark schwanken, in Abhängigkeit von der Menge und Verteilung der Frühjahrsniederschläge. Im Vergleich zum B-Weizen wurde zu A- und E-Weizen bereits ein Qualitätszuschlag einkalkuliert. Zur Sommer-Braugerste ist vor allem in folgenden Fällen Vorsicht angesagt: nach einem Winterweizen mit hoher Qualitätsdüngung, aber unerwartet geringem Ertrag, nach Kartoffeln, auf humusreichen Böden oder in Fruchtfolgen mit organischer Düngung.

Andererseits sind die heutigen Sommergerstensorten etwas eiweißtoleranter als die früheren Sorten und in den letzten Jahren traten auch Fälle mit zu niedrigen Eiweißgehalten unter 9 Prozent auf. In den rheinhessischen Stickstoff-Düngungsversuchen 2014 bis 2016 an den Standorten Wörrstadt (2014) und Ober-Flörsheim (2015, 2016) waren zu der Sorte Avalon deutlich höhere N-Gaben als die in der Tabelle empfohlenen möglich, allerdings lagen die Nmin-Gehalte in 0-60 cm Tiefe zwischen 48 kg N/ha und 52 kg N/ha. Eigene Nmin-Proben können die Sicherheit erhöhen. Zu Zuckerrüben wurde der Zielertrag aufgrund der gestiegenen Erträge der nematodentoleranten Sorten auf 75 t/ha angehoben. Jedoch sollte man deutlich differenzieren nach dem geplanten Rodetermin. Das Sollwertsystem sieht eine maximale N-Düngung zu Zuckerrüben von 150 kg/ha vor. Zu Körnermais wurde die Ertragserwartung auf 100 dt/ha angehoben. Auf sandigen Böden sollten Sie allerdings die angegebenen Korrekturfaktoren für eine geringere Ertragserwartung anwenden.

Die Situation in Winterraps

Unter Winterraps kommen erfahrungsgemäß nur geringe Nmin-Gehalte vor. Normalerweise nimmt der Raps den mineralisierten Stickstoff auf und baut ihn in seine Blatt- und Wurzelmasse ein. Die Bestandesentwicklung variierte im Herbst allerdings sehr stark von weit unterdurchschnittlich bis überdurchschnittlich entwickelt. Ende November 2016 wurde auf 13 repräsentativen Rapsfeldern der Aufwuchs gemessen und daraus die Stickstoff-Aufnahme im Herbst berechnet. Ergebnis: Im Mittel hatte der Raps nur 37 kg N/ha aufgenommen, gegenüber der Faustzahl von 50 kg N/ha eines durchschnittlich entwickelten Bestandes. Gegenüber dem ortsüblichen Niveau muss die Stickstoff-Düngung im Mittel um 8 kg N/ha erhöht werden (Differenz 13 kg N/ha, davon 2/3 anrechenbar). Dies ist in der Tabelle berücksichtigt.

Allerdings ergab sich, je nach Bestandesentwicklung, eine hohe Varianz. Bei dem am stärksten entwickelten Raps ist ein Abschlag von 10 kg N/ha zur ortsüblichen Düngung notwendig, bei dem am schwächsten entwickelten Bestand ein Zuschlag von 25 kg N/ha. Landwirte können das benutzte N-Sollwertsystem einsehen oder selbst anwenden: www.dlr.rlp.de / Fachinformationen / Pflanzenbau / Nmin /Nmin-Sollwertsysteme für den Ackerbau. Der Sollwert für Sommer- und Winter-Braugerste wurde um 10 kg N/ha angehoben.

 – LW 10/2017