Dogmen helfen hier nicht weiter

Entwicklungshilfeminister Dirk Niebel hat vergangene Woche die schon seit langem geführte Diskussion um die Konkurrenz von Teller und Tank bei der Verwendung landwirtschaftlicher Produkte befeuert. Seine Wortmeldung, mit der er den Hunger in der Welt in Verbindung mit der Erzeugung von Biokraftstoffen in Deutschland bringt und die Aussetzung der E10-Herstellung fordert, war offensichtlich eher eine billige, aber wirksame Masche, um sich selbst ins Gespräch zu bringen. Für den Außenstehenden mag seine Argumentation plausibel klingen, ein sachlicher Beitrag zur Diskussion ist es nicht. Deutschland hat nur einen geringen Flächenanteil, der mit Getreide oder Zuckerrüben für die Bioethanolproduktion angebaut wird. Weltweit sind diese Flächen für die Ernährung der Menschheit nicht relevant. In den USA hat der Anbau von Mais für Biosprit dagegen ganz erhebliche Ausmaße. Trotzdem bleibt der direkte Zusammenhang mit Hungersnöten auch hier fraglich. Menschen hungern da, wo Kriege oder Unruhen herrschen und Regierungen unfähig sind.

Gleichwohl muss das richtige Maß gefunden werden. Sicherlich kann man Treibstoffe nur zu einem kleinen Teil aus Getreide herstellen, vorrangig müssen daraus Nahrungsmittel erzeugt werden. Doch auch eine sichere Energieversorgung und der Klimaschutz sind wichtige Ziele. Beschränkungen aus dogmatischen Gründen, die an der Ernährungssituation in der Welt überhaupt nichts ändern, wären der reine Irrsinn.

Kritik ist eher an dem Vorhaben der EU-Kommission angebracht, die bekanntermaßen mit dem Greening im Rahmen der nächsten Agrarreform den Bauern Anbaubeschränkungen auferlegen will. Auf den ökologischen Vorrangflächen könnten die Bauern dann weder für den Teller noch für den Tank vernünftig produzieren.

Cornelius Mohr