Das Dorfleben attraktiv gestalten

Ein Haus der Begegnung in Freienseen: die Dorfschmiede

Wie man wieder Leben in ein kleines Dorf bringt, das kann man an dem Projekt der „Dorfschmiede“ in Freienseen, einem Stadtteil von Laubach im mittelhessischen Landkreis Gießen, sehr gut sehen. Das LW hat sich das umfassende Projekt zur Dorfentwicklung einmal genauer angeschaut.

In der „Dorfschmiede“ in Freienseen sind ein Dorfladen, eine ambulante Tagespflege und drei altersgerechte Wohnungen untergebracht. Begegnungsräume, ein Sprechstundenzimmer für einen Hausarzt und eine rote Lesezelle mit Büchern (links) komplettieren das Angebot.

Foto: Lehmkühler

In Freienseen leben rund 800 Menschen. „Wir haben hier überdurchschnittlich viele Kinder und Jugendliche im Vergleich zu anderen Dörfern“, informiert der ehemalige Gemeindepfarrer Dr. Ulf Häbel. Viele junge Familien seien in das Dorf gezogen, seitdem es mithilfe einer Elterninitiative und der evangelischen Landeskirche wieder eine Grundschule mit Förderstufe im Ort gab. Das war 1999. Fünf Jahre später kamen ein Waldkindergarten und eine private Babykrabbelgruppe hinzu. Für die Jungen war gesorgt – aber was passiert mit den Alten?, kam die Frage im Dorf auf.

Förderverein gegründet

„Um diese Frage beantworten zu können, haben wir 2010 mit vier älteren Ehepaaren eine Initiativgruppe gegründet“, erzählt Häbel. Der größte Wunsch der alten Generation sei es doch, in den eigenen vier Wänden bis ans Lebensende wohnen zu können. Bei den Hofreiten im Ort, die meist zu groß und nicht barrierefrei sind, gehe das jedoch nicht. „Und da die Angehörigen die Pflege der Älteren oft nicht mehr stemmen können, sei es durch ihre Berufstätigkeit oder weil sie nicht mehr hier wohnen, blieb für viele nur ein Heimplatz in einer anderen Umgebung. Wir wollten mit dem Alter bei uns im Dorf anders umgehen. Ältere müssen in unserem Dorf­alltag genauso wie die Jungen vorkommen. Das Motto `leben und sterben, wo man daheim ist´, war unser Ansporn, dafür passende Konzepte zu finden“, so Häbel.

Zunächst entstand die Idee der Nachbarschaftsfamilie, die an einer Straße mit rund 90 Bewohnern aller Altersgruppen ausprobiert wurde. Das funktionierte nicht gut. „Das Umfeld, in dem man sich gegenseitig unterstützt, muss größer sein“, stellte die Gruppe fest. Warum also nicht das ganze Dorf als Nachbarschaftsfamilie mit einbeziehen?

SL – LW 32/2019