Einjährige Kletterkünstler

Für Topf und Garten – einige Vorschläge

Das wunderbarste am Garten ist, dass man jedes Jahr die Möglichkeit hat, etwas anderes auszuprobieren. Das Gemüse statt in geraden Reihen mal quer zu pflanzen, andere Kombinationen bei den Balkonkästen zu testen oder im Staudenbeet andersfarbige Akzente zu setzen. Womit geht das besser als mit den schnellwüchsigen, farbenfrohen und immens vielfältigen Einjährigen?

Mit diesen kleinen Blütenwundern lassen sich innerhalb von wenigen Wochen einst kahle Hänge in ein Blütenmeer oder einfache Rankgerüste in herrlich bunte Blumenvorhänge verwandeln. Es ist dabei unerheblich, ob Sie eine kahle Wand oder einen Topf gestalten möchten, mit einjährigen Kletterern ist fast alles möglich.

Rechtzeitig aussäen

Um wirklich den ganzen Sommer über Freude an Ihren blühenden Dekoelement zu haben, ist es wichtig, nicht zu spät mit der Voranzucht der Pflanzen zu beginnen. Hierzu ist jetzt die beste Zeit. Viele Hersteller beschreiben auch die Möglichkeit der Direktsaat ab April. Das kann funktionieren, wenn Klima, Vegetation und Bodenbeschaffenheit stimmen und man die Rechnung dann hoffentlich ohne die Schnecken gemacht hat.

Gebogene Baustahlmatten ergeben einen einfachen Torbogen, der mit üppiger Berankung jeden Eingang in Szene setzen kann.

Foto: Schillinger

 

Weidenkörbe eignen sich sehr gut für die schwächer wachsende Schwarzäugige Susanne.

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Das herrliche Farbenspiel der Trichterwinde ist vor allem in den Morgenstunden zu erleben.

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Will man aber ganz sicher gehen, ist es besser, die Pflanzen vorzuziehen. So werden Anfang/Mitte Mai starke, kräftige Jungpflanzen nach draußen gesetzt, die dann ohne Unterbrechung weiter wachsen können und viel schneller zur Blüte kommen.

Was bei der Anzucht zu beachten ist

Es gibt ein paar Bedürfnisse der Pflanzen bei Anzucht und Pflege. Beherzigt man diese, wird Ihnen die Pflanzenkinderstube einfach von der Hand gehen.

Duftende Edelwicken, haben runde, größere Samen, die mit einer sehr harten Außenschale umgeben sind. Um das Keimen zu fördern, kann man diese vorsichtig anritzen und/oder einen Tag in warmes Wasser legen. Wicken bilden außerdem recht lange Wurzeln aus und wollen aus diesem Grund gerne in tieferen Töpfen stehen. Die meisten Saatpaletten sind aber gleich hoch.

Hier hat sich bewährt, leere Klorollen mit Erde zu füllen und dicht an dicht in eine Plastikobstschale zu stellen. Samen ein bis 1,5 Zentimeter tief legen, andrücken und auf ausreichend Feuchtigkeit achten. Am besten mit einer Plastikhaube oder Tüte abdecken, bis die Keimlinge zu sehen sind. Alles in allem keimen sie aber etwas langsam.

In etwa ähnliche Ansprüche haben die Trichterwinden. Sie benötigen zudem noch eine etwas höhere Keimtemperatur. Sollten Sie die Winden schon im letzten Jahr in Ihrem Garten gehabt haben, kann es vorkommen, dass Sie im Mai, wenn der Boden gut warm ist, kleine Windenkeimlinge finden. Am besten einfach an Ort und Stelle wachsen lassen. Die lange Wurzel lässt sich nicht verpflanzen. Bei den Trichterwinden gibt es herrlich hell-, dunkelblau und gestreift blühende Sorten (Ipomoea tricolor) und eine samtig purpurrote Züchtung (Impomoea purpurea “Kniolas Black').

Kapuzinerkressen dagegen möchten gerne etwas mehr Platz in ihrem Topf haben. Zu kleine Gefäße quittieren sie mit schwächlichem Wachstum. In einen neun mal neun Zentimeter großen Topf drei Samen stecken, um kräftige Pflanzenbüsche zu erhalten. Die Samen der Kapuzinerkresse mögen es, gebadet zu werden: Dafür legt man die großen rubbeligen Samenstücke einen Tag in warmes Wasser oder noch besser Baldriantee, der fördert den Blütenansatz noch zusätzlich. Faustregel hier: Die Samen gut doppelt so tief stecken wie sie groß sind.

Außerdem ist bei der Weiterkultur der temperamentvollen Südamerikanerin zu beachten, dass sie ein Kind der Sonne ist. „Die rote Blume aus Peru“, wie Carl von Linné sie taufte, bildet nur an einem Sonnenplatz viele Blüten aus. Halbschatten dagegen regt vor allem das Blattwachstum an. Der Boden sollte tiefgründig (großer Topf) und nicht zu stickstoffreich sein. Rankende Sorten (Tropaeolum majus) werden etwa zwei bis 2,5 Meter hoch und sind mehrfarbig. Die Sorte “Milkmaid' blüht milchig weiß und klettert ebenfalls.

Es dauert etwas, bis die Wärme liebende Kanarische Kresse so richtig durchstartet, doch dann ist die ungewöhnliche Pflanze ein Garant für üppigen Blütenflor bis in den Herbst.

Foto: Schillinger

 

Anmut, Duft und Farbenspiel versprechen Duftwicken. Werden Samenkapseln zurückgeschnitten, hält der Blütenzauber bis zum Frost.

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Bei entsprechender Kletterhilfe können auch Kapuzinerkressen ganz schön hoch hinaus wachsen.

Foto: Schillinger

Unbedingt einmal ausprobieren sollte man die Kanarische Kresse (Tropaeolum peregrinum). Sie rankt mit langen Ruten bis zu vier Meter in die Höhe, umhüllt mit ihrem feigenblättrigen Laub Spaliere, Zäune und Balkone und bezaubert im Sommer mit kleinen, fransig zitronengelben Blüten.

Tipp fürs Gemüsebeet: Kompakt wachsende Kapuzinersorten (T. minus) sind ideale Partner für Bohnen und Kohl, denn sie ziehen Läuse und Kohlweißling magisch an und schützen so ihre Nachbarn vor einem Befall mit den Plagegeistern. Tolle Sorten sind: “Ladybird' – kräftig gelbblühend mit rotem Auge, “Kaiserin von Indien' – leuchtend rote Blüten mit dunklem Laub, “Black velvet' – dunkles Rot, fast samtig Schwarz.

Das richtige Rankgerüst

Die meisten einjährigen Kletterer sind Schlinger, wie die Prunkwinde (Ipomoea tricolor), die Feuerbohnen (Phaseolus coccineus) und die Schwarzäugige Susanne (Thunbergia alata). Für diese Pflanzenkinder genügt im Prinzip eine Stange oder ein Stock, um daran emporzuwachsen. Je mehr Stöcke Sie in einer Reihe, einem Kreis oder sonstiger Form arrangieren und möglichst mit kleineren Abständen bepflanzen, desto üppiger wird Ihre Blütenleinwand.

Andere halten sich mit sogenannten Wickelranken, die am Ende der gefiederten Laubblätter sitzen und mit deren Hilfe sich die Pflanze in die Höhe stecken kann, was bei Wicken (Lathyrus odoratus) und Zierkürbissen (Cucurbita pepo) der Fall ist. Um den Pflanzen auch im erwachsenen Zustand Halt zu geben, ist hier ein dichter, stabiler Drahtzaun oder eine Baustahlmatte die erste Wahl. Letztere lassen sich mit etwas Mühe zu Toren, Kugeln oder Tunnel formen.

Als dritte Gruppe wären da noch die, die mit langen Ranken gut strukturierte Rankgerüste erobern, wie die Kapuzinerkressen (Tropaeolum). Hier müssen die Halt gebenden Elemente vor allem dicht verbunden sein, damit die langen Ranken einen dichten Teppich weben können. Selbstgebaute Weiden- oder Haseltipis halten die Blütenfülle gut in Form. Auch große Weidenkugeln erfüllen diesen Zweck und sehen in Beet oder Topf gleichermaßen gut aus.

Walburga Schillinger