Ensheimer Weinbergsturm ausgezeichnet

Weinbruderschaft Rheinhessen bewahrt Weinkultur

Die vor 50 Jahren gegründete Weinbruderschaft Rheinhessen zeichnet seit 1987 Weinbergshäuschen aus, um sie vor dem Abriss zu bewahren und auf renovierte Kleinode aufmerksam zu machen. Dieses Jahr wurde ein Neubau – der erst 2014 eingeweihte Ensheimer Weinbergsturm – ausgewählt, der einen grandiosen Blick über das rheinhessische Hügelland bietet.

Brudermeister Prof. Dr. Axel Poweleit (links) und die rheinhessische Weinprinzessin Andrea Böhm enthüllten die Plakette am Ensheimer Weinbergs­turm. Dr. Werner Dahmen (rechts), Vorsitzende des Weinbergshäuschen-Prämierungsausschusses freut sich.

Foto: Norbert Krupp

Die vor 50 Jahren gegründete Weinbruderschaft Rheinhessen zu St. Katharinen feierte die 34. Prämierung eines Weinbergshäuschens coronabedingt in sehr kleinem Rahmen.

Auszeichnung in kleinem Rahmen

Nur der Bruderrat, Mitglieder des Weinbergshäuschen-Prämierungsausschusses und wenige Gäste waren anwesend. Statt eines Weinbergshäuschens wurde in diesem Jahr der imposante und architektonisch gelungene Weinbergs­turm auf dem Ensheimer Eselberg ausgezeichnet. Er eröffnet seinen Besuchern einen 360-Grad-Panorama-Blick in die rheinhessische Landschaft bis in die Pfalz und in den Odenwald. Als äußeres Zeichen der Prämierung enthüllten die rheinhessische Weinprinzessin Andrea Böhm und Brudermeister Prof. Dr. Axel Poweleit eine Messing-Plakette mit dem Signet der Weinbruderschaft: eine stilisierte Darstellung der Maßwerk-Rose der Stiftskirche St. Katharinen in Oppenheim, umrahmt von Rebenblättern und Trauben. „Das ist der vierte Weinbergs­turm, den die Weinbruderschaft auszeichnet“, erklärte Dr. Werner Dahmen, der Vorsitzende des Prämierungsausschusses. Er würdigte die Verdienste und die profunden Fachkenntnisse seines im Februar verstorbenen Amtsvorgängers Klaus Kappler, der von 1996 bis 2018 diesem Gremium angehörte und es zwölf Jahre geleitet hat.

Den von Kappler geplanten Turm aus rot gefärbtem Sandstein hätten die Ensheimer an einem exponierten Standort, dem Eselberg, errichtet. Der Turm bietet im Erdgeschoss einen Schutzraum und zwei Stockwerke mit französischen Balkonen, von denen sich ein grandioser Ausblick bietet. Der Turm lädt zum Verweilen ein, bietet Wanderern und Radfahrern einen exzellenten Rastplatz und animiere zu Veranstaltungen in den Weinbergen.

Alte Weinkultur im Weinberg neu belebt

„Das ist Förderung der Weinkultur im Sinne unserer Weinbruderschaft“, bestätigte Dahmen, der Ensheim zu diesem „touristischen Kleinod“ gratulierte. Stellvertretend für viele Helfer, die bei dem Bauwerk Hand angelegt hatten, nannte Dahmen Karl-Heinz Kappler und Wolfgang Jakobs.

Ortsbürgermeister Stefan Haßler berichtete, dass die Freifläche am Standort des Weinbergsturmes im Zuge der seit 2003 laufenden Flurbereinigung geschaffen wurde. Unter Regie seines im Februar verstorbenen Amtsvorgängers Klaus Kappler sei 2013 mit dem Bau des von Kappler geplanten Weinbergs­turms begonnen worden. Das Projekt wurde durch Spenden und rund 2 000 Stunden Eigenleistung ehrenamtlicher Helfer realisiert. Der 2014 eingeweihte Turm sei inzwischen ein weithin sichtbares Wahrzeichen der Gemeinde Ensheim.

Verbandsgemeindebürgermeister Markus Conrad meint, der Weinbergturm gehöre zu den attraktivsten touristischen Zielen der Verbandsgemeinde Wörrstadt. Weinprinzessin Andrea Böhm enthüllte die Prämierungsplakette und gratulierte.

Brudermeister Prof. Dr. Axel Poweleit bedauerte, dass die Weinbruderschaft das Jubiläum ihres 50-jährigen Bestehens in diesem Jahr coronabedingt nicht feiern könne. Dennoch habe sich der Bruderrat entschieden, die Auszeichnung des Weinbergs­turms in kleinem Rahmen vorzunehmen, um die Tradition fortzuführen und um die Verdienste von Klaus Kappler zu würdigen.

Es werde darüber nachgedacht, wie die Aktivitäten der Weinbruderschaft während der Coronapandemieweitergehen könnten. Karl-Heinz Kappler, Bruder von Klaus Kappler, erinnerte an die vielen Arbeitsstunden, die eine Gruppe ehrenamtlicher Ens­heimer gemeinsam erbracht haben, um den Turm zu bauen und das Freizeitgelände zu seinen Füßen herzurichten. Der Weg zum Weinbergs­turm auf dem Eselberg ist von der Alzeyer Straße (L 401) aus gut beschildert und mit normalen Pkw befahrbar.

Norbert Krupp – LW 41/2020