Erfolgreiche Premiere der EuroTier / EnergyDecentral digital

Licht und Schatten bei digitaler Messe

Wie die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) als Veranstalter mitteilt, ist die Premiere „EuroTier/EnergyDecentral digital“ letzte Woche erfolgreich zu Ende gegangen. Auf der Digital-Plattform der DLG wählten sich demnach an den vier Veranstaltungstagen über 41 000 Teilnehmer ein und informierten sich über das Angebot von rund 1 200 teilnehmenden Unternehmen, diskutierten in über 300 Fachveranstaltungen und vernetzten sich gezielt mit der Branche.

Foto: DLG
„Mit der EuroTier/EnergyDecentral digital hat sich die neue Plattform der DLG auf Anhieb erfolgreich als digitales Business-Netzwerk und Forum des fachlichen Austauschs der nationalen und internationalen Agrarbranche positioniert. Die überzeugenden Zugriffs- und Interaktionsraten sowie das große Interesse am digitalen Fachprogramm sind Ausdruck der Netzwerk-Kompetenz der Landwirte, der Branche sowie unserer Mitglieder. Das Digitalformat wird zukünftig unsere physischen Messen ergänzen“, so das Fazit des DLG-Hauptgeschäftsführers Dr. Reinhard Grandke. Als Mitveranstalter der physischen EnergyDecentral war es für den Fachverband Biogas nach eigener Aussage sehr spannend, an diesem neuen digitalen Format beteiligt zu sein. „An vier Tagen konnten wir im `Spotlight Energie´ das Biogasforum mit aktuellen Branchenthemen gestalten. Es war für uns sehr erfreulich, wie gut unser Fachprogramm angenommen wurde und wie rege sich die Zuhörer über den Chat beteiligten“, so Dr. Stefan Rauh, Geschäftsführer Fachverband Biogas.

Inhalte sind weiterhin „on demand“ verfügbar

Alle Inhalte der „EuroTier/EnergyDecentral digital“ werden vom 18. Februar bis zum 15. April auf der Digital-Plattform verfügbar sein, so die DLG. Teilnehmer hätten so weiterhin die Möglichkeit, sich über die Angebote der Aussteller und die Inhalte des Fachprogramms zu informieren. Ebenso können sie sich per Textnachrichten und Kontaktanfragen mit den Unternehmen vernetzen.

Die nächste EuroTier und EnergyDecentral werde vom 15. bis 18. November 2022 auf dem Messegelände in Hannover stattfinden. Das Ausstellungsangebot würde dann durch die Digital-Plattform der DLG ergänzt, so der Veranstalter.

EEG: Biogasbranche sieht Nachbesserungsbedarf

Wie der Fachverband Biogas zum Messeauftakt mitteilte, ist das EEG 2021 letztlich doch eher Bremse als Motor. Nachdem es im vergangenen Jahr lange so ausgesehen habe, als ob die Bundesregierung die Bremse beim Ausbau der Biogasnutzung in Deutschland endlich lösen würde, seien kurz vor der Verabschiedung des EEG noch Passagen ins Gesetz gekommen, die in der Branche für großen Unmut sorgen. Der Präsident des Fachverbandes Biogas, Horst Seide, brachte es bei der Pressekonferenz im Rahmen der EnergyDecentral auf den Punkt: „Mit den in letzter Sekunde eingebrachten Änderungen konterkariert die Bundesregierung alle kleinen positiven Schritte, die sie im Laufe des letzten Jahres bei der EEG-Novelle gegangen ist.“ Zu den positiven Schritten zählt Seide unter anderem die Streichung des Flexdeckels und die Erhöhung des Flexzuschlags wie auch die Anhebung der Gebotshöchstwerte und der Ausschreibungsvolumina. Dies seien positive Signale, die bei den Branchenteilnehmern zur Ãœberzeugung geführt haben: wir werden gebraucht, es geht weiter.

Wenn aber der Flexzuschlag für Bestandsanlagen nicht mehr für die Leistung gezahlt wird, die bereits die Flexprämie erhalten hat, wie es die finale EEG-Fassung vorsieht, sei die Erhöhung des Zuschlags Makulatur, kritisiert Seide. Und es blockiere den so wichtigen Umbau des Biogasanlagenparks hin zu maximaler Flexibilität. Die ebenfalls auf den letzten Drücker eingebrachte endogene Mengensteuerung bei der Ausschreibung verunsichere die Betreiber zusätzlich und mache eine reelle Planung zum Weiterbetrieb der Biogasanlage schwer möglich. Denn wenn weniger Leistung geboten als ausgeschrieben wird, erhalten nur die günstigsten 80 Prozent der Anlagen einen Zuschlag. Wobei der Wert, mit dem an der Ausschreibung teilgenommen werden darf, ohnehin schon gedeckelt ist.

Gülle-Kleinanlagen brauchen Perspektive

Darüber hinaus vermisst Seide eine passende Anschlussförderung für Güllekleinanlagen, die einen ganz wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz leisten. „Die Betreiber brauchen jetzt eine klare Perspektive“, fordert Seide. Ansonsten gehe der bereits begonnene Rückbau des Anlagenparks immer weiter.

Mit dem Inkrafttreten des EEG im Jahr 2000 hat sich die Zahl der Biogasanlagen kontinuierlich erhöht. Würden die Biogasanlagen zurückgebaut, drohe ab 2030 eine Versorgungslücke von 40 bis 50 Gigawatt flexibler Leistung, mahnt der Präsident. „Trotz Pandemie ist und bleibt der Klimaschutz die zentrale Menschheitsaufgabe“, betont Seide. Gerade jetzt, in trüben und windstillen Wintertagen, könne Biogas Wind- und PV-Anlagen ergänzen. Dafür müssten jetzt die Weichen gestellt werden.

Nach wie vor sei deutsche Anlagentechnik und deutsches Know-how weltweit gefragt. Zirka 46 000 Personen arbeiteten in der Biogasbranche und erwirtschaften ein jährliches Umsatzvolumen von knapp neun Milliarden Euro. Doch die Lage der Firmen werde zunehmend schwieriger.

Online-Vorträge und -Foren gut besucht

An alle vier Tagen bot die EnergyDecentral im Rahmen der EuroTier zahlreiche Fachvorträge und Diskussionsforen an. Der Fachverband Biogas behandelte beispielsweise am Mittwoch das Thema „Düngen mit Gärprodukten, Anwendung, Aufbereitung und Vermarktung“. Dabei wurde deutlich, dass Gärprodukte (nicht Gärreste!) hochwertige, nährstoffreiche Düngemittel sind, allerdings auch eine steigende Nachfrage hinsichtlich einer weiteren Aufbereitung besteht. Dabei sei die Aufbereitungstechnik vom Standort und der Anlagengröße abhängig. Ein Markt für die erzeugten Produkte muss aber erst noch aufgebaut werden, hieß es.

Laufkundschaft wurde schmerzlich vermisst

Die Ausrichtung beziehungsweise Teilnahme an Online-Veranstaltungen im Rahmen der Messe waren das Eine. Andererseits vermissten viele Aussteller, die ihren Online-Stand vom Firmensitz aus betrieben, die für eine Messe typische Laufkundschaft. „Wir hatten neben einigen B-to-B-Kontakten quasi keine Kundenbesuche an unserem virtuellen Stand“, beklagte eine Firmenvertreterin aus der Biogas-Branche. So gesehen seien die etwa 20 Prozent der Teilnahmegebühren im Vergleich zur traditionellen Messe in Hannover noch zu teuer. Ein Vorteil sei aber, dass man nicht vor Ort sein müsse und die normale Geschäftstätigkeit weiterlaufen könne, solange sich online niemand am Stand melde.

„Wir betreten hier alle Neuland“, konstatierte ein Anbieter von Nah- und Fernwärmenetzen. Man sammle gerade Erfahrungen mit dieser Art von Online-Präsenz. „Wir sind zum Beispiel dazu übergegangen, uns in Fachforen umzusehen, wer da gerade eingeloggt ist und sprechen Teilnehmer, die sich für unsere Themen interessieren, dann gezielt an“, so der Online-Standmitarbeiter. Insgesamt sei die Stimmung in der Branche gut und nur unwesentlich von der Corona-Pandemie beeinflusst.

Auch beim Veranstalter hat man das Problem mit der fehlenden Laufkundschaft erkannt und will in Zukunft mehr optische Reize setzen, so Rainer Winter von der DLG. „Mit einer Foto-Galerie von Produkten könnte man Eyecatcher setzen, von denen man sich bei Interesse direkt zum Anbieter weiterklicken kann“, erläuterte er eine der Ideen.

Insgesamt kann man aber feststellen, dass sich alle Beteiligten wünschen, künftig die Messe auch wieder persönlich vor Ort besuchen zu können. Die Online-Auftritte werden uns aber sicher als sinnvolles alternatives Begleitprogramm erhalten bleiben.

KB – LW 7/2021