Erntegespräch des Kreisbauernverbands Main-Kinzig

Grünland und Heuernte leiden durch die lange Trockenheit

Die Getreideernte ist gestartet. Somit hat die schönste aber auch arbeitsintensivste Jahreszeit für die Ackerbauer begonnen und es kann das Ergebnis – je nach Kultur – von einem Jahr Arbeit eingefahren werden. Das diesjährige Erntegespräch des Kreisbauernverbandes (KBV) Main-Kinzig fand Anfang Juli auf dem Weidenhof in Wächtersbach-Neudorf bei Familie Müller statt.

­Hatten sich zum Erntegespräch versammelt (v. l.): Matthias Wacker, Anke Eyrich, Achim Müller, Henrik Held, Jens Pleger, Mark Trageser und Richard Uffelmann.

Foto: KBV MK

Zusätzlich zu den Vertretern der Presse durfte der KBV Jens Pleger, Regionalleiter der Raiffeisen Waren GmbH, Henrik Held, Abteilungsleiter aus dem Landwirtschaftsamt des Main-Kinzig-Kreises, sowie weitere Vorstandsmitglieder begrüßen. Nach seiner Begrüßung übergab Mark Trageser, Vorsitzender des KBV Main-Kinzig, das Wort an seine Stellvertreterin Anke Eyrich, die über die bisherigen Ernteergebnisse für den Altkreis Hanau berichtete. Das Jahr habe trocken gestartet, der Regen, der zwischenzeitlich kam, half punktuell, in der Abreifephase war es jedoch wieder sehr trocken. Aus diesem Grund werden laut Eyrich auf leichten Böden eher unterdurchschnittliche, höchstens jedoch durchschnittliche Erträge erwartet. Ebenfalls das Grünland und die Heuernte haben durch die lange Trockenheit gelitten, die Erträge liegen hier teilweise deutlich unter dem letzten Jahr. Trotz guter Starbedingungen zeigen Mais und Kartoffeln ebenfalls Hitzeschäden auf.

Sonderkulturen liefen relativ stabil

Der Spargel startete etwas später und wies eine konstante Ertrags- und Abnahmesituation auf. Die Erdbeersaison hatte einen guten Start mit guten Erntebedingungen und Mengen. Die Erzeuger freuten sich über eine stabile Anzahl an Selbstpflückern. Niederschläge und hohe Temperaturen im Verlauf der Saison führten jedoch zu Qualitäts- und Mengeneinbußen. Im Zusammenhang mit dem Sonderkulturanbau in Deutschland wurde auch die geplante Erhöhung des Mindestlohnes angesprochen und die Sorge der Landwirte, durch Konkurrenz mit wesentlich niedrigeren Löhnen, beispielsweise im osteuropäischen Ausland, die Wettbewerbsfähigkeit weiter zu verschlechtern und somit weitere Lebensmittel nicht mehr regional anbieten zu können.

Aus dem Altkreis Schlüchtern berichtetet das KBV-Vorstandsmitglied Richard Uffelmann. Bei der nahezu abgeschlossenen Ernte der Wintergerste machten sich Qualitätsunterschiede bei den Erträgen deutlich, je nach Zeitpunkt der Aussaat, da es im letzten Herbst zeitweise sehr nass war. Je nach Bodenbeschaffenheit habe auch hier die Trockenheit deutliche Spuren hinterlassen. Uffelmann kommentiert an dieser Stelle sein Unverständnis, dass gerade bessere Böden, die auch die Trockenphasen besser bewältigen, zu oft versiegelt werden für Wohn- oder Gewerbezwecke. Abschließend berichtet er von zwei zufriedenstellenden Schnitten im Grünland. Ähnlich wie im Altkreis Hanau ist der Ertrag beim Heu deutlich geringer als im letzten Jahr. Im Altkreis Gelnhausen, so Trageser, verhalten sich die Ergebnisse bisher ähnlich zu denen im Altkreis Hanau.

Ergänzend zu den Ernteergebnissen und -prognosen erklärte der Regionalleiter der Raiffeisen Waren GmbH, Jens Pleger, die Abläufe und Preisentstehung im Agrarhandel. Bei der Preisfindung spielten viele externe Faktoren, wie Nachrichten oder weltpolitische Ereignisse, eine große Rolle. Die Entscheidung eines Landwirts, seine Ernte vorzeitig zu verkaufen, gleiche einem Aktienhandel, da keiner mit Gewissheit die Preisentwicklung vorhersagen könne. Hinzu komme die damit verbundene Verpflichtung nicht nur bestimmte Mengen, sondern auch entsprechende Qualitätsvorgaben einzuhalten. Dies wird laut Pleger jedoch stückweise erschwert, da zusätzlich zu den fachlichen auch politische Vorgaben beachtet und eingehalten werden müssen, die jedoch in der praktischen Umsetzung nicht immer sinnvoll und zielführend sind. Solche politischen Vorgaben, zusätzlich zu einer hohen Arbeitsbelastung, ergänzte Matthias Wacker, KBV-Vorstandsmitglied, führen dazu, dass es stets schwieriger wird Arbeitskräfte und Nachfolger für die Betriebe zu gewinnen.

KBV MK – LW 29/2025