Erste Zuchtviehauktion in Fließem unter Coronaschutz-Auflagen

Herausforderung gemeistert

Unter außergewöhnlichen Rahmenbedingungen veranstaltete die Rinder-Union West am Donnerstag vergangener Woche ihre erste Zuchtviehversteigerung in Fließem seit Beginn der Corona-Krise. Seit Mitte März waren alle Auktionen abgesagt worden.

Die Vorkehrungen bezüglich des Schutzes vor dem Coronavirus waren bei der Zuchtviehauktion in Fließem gewöhnungsbedürftig in der Umsetzung, aber es hat alles vorbildlich geklappt. Schon das Waschen der Tiere am Morgen erfolgte mit einer Mund-Nasen-Abdeckung.

Foto: Gerd Grebener

Die 6. Corona-Bekämpfungsverordnung Rheinland-Pfalz vom 8. Mai 2020 gab bei der Auktion den Rahmen vor. Während der gesamten Veranstaltung hatten alle Anwesenden eine Mund-Nasen-Bedeckung zu tragen. Es galt den Mindestabstand von 1,5 Metern zu jeder Zeit einzuhalten. Verkäufer, Käufer und Mitarbeiter mussten mit Adresse und Telefonnummer registriert werden. In der Gastronomie galten ebenfalls erhöhte Hygienemaßnahmen. Ein Kompliment an alle: Das Verhalten und die Einhaltung der Maßnahmen wurden vorbildlich durchgeführt. Zum Glück sind die Gebäude von der Waschhalle über die Stallungen, im Versteigerungsring und in der Gastronomie groß genug, sodass es zu keinem Zeitpunkt „zu eng“ wurde.

Das Angebot an Tieren hätte größer sein müssen, doch viele Züchter konnten noch nicht so recht glauben, dass tatsächlich wieder eine Versteigerung möglich ist. Der Bullenmarkt gestaltete sich sehr zäh, doch die abgekalbten Holsteinfärsen trafen auf ein großes Kaufinteresse, und es hätten gut und gerne doppelt so viele sein dürfen. Beide Kategorien schlossen mit einem deutlichen Preis­plus im Vergleich zur März-Auktion ab.

Johann Hoffmann aus Stockem stellt die Spitze

Der Name des Züchters Johann Hoffmann aus Stockem ist den Lesern dieser Marktberichte ein fester Begriff. Johann Hoffmann ist leidenschaftlicher Rotbuntzüchter und hat neben Erfolgen auf Schauen immer wieder die teuersten Deckbullen auf den Märkten in Fließem. Beim Abladen vom Anhänger am frühen Morgen bis zum Aufladen auf den Hänger des Käufers war klar, dies ist ein außergewöhnlich toller Bulle. Die Rede ist von JOH Goldy P von Gold PP aus JOH Alisha (v. Payball) x JOH Astoria (v. Spencer). Dieser Bulle zog von Anfang an viele Interessenten an und bekam mit Abstand die höchsten Noten am Morgen von der Körkommission. Von seiner Entwicklung, seinem Exterieur und dem Fundament war der rotbunte Bulle einfach eine Klasse für sich. Doch nicht nur der Bulle selbst und die hohen Einstufungen bei Mutter und Großmutter, sondern das komplette Leistungspapier mit über 11 000 kg bei 5,22 Prozent Fett und bis zu 3,70 Prozent Eiweiß ist top. Nach einem flotten Schlagabtausch der Gebote fiel der Hammer bei 2 300 Euro für einen treuen Kunden aus dem Rhein-Sieg-Kreis.

Auch die Zuchtstätte Seidenfaden aus Mechernich ist eine bekannte Größe für interessante Deckbullen in Fließem. Ihr angebotener rotbunter Alaska-Red-Sohn hat zwei bekannte Kühe im Pedigree und zwar SfH Dania (87 Punkte v. Can Be) und SfH Dima (88 Punkte v. Malvoy), die beide schauerfahren sind. Bei diesem Bullen blieben im Exterieur und Fundament keine Wünsche offen, und auch die Leistung mit fast 13 000 kg Milch bei 3,60 Prozent Eiweiß ist der Wunsch aller Deckbullenkäufer. Mit 2 100 Euro bleibt dieser Bulle im Eifelkreis Bitburg-Prüm. Nach sechs zugeschlagenen Katalognummern war die Nachfrage bedient.

Klasse Holsteinfärsen

Für 2 300 Euro ersteigerte ein belgischer Züchter diese RUW-Select Cashpoint-Tochter zum Tageshöchstpreis aus der Zucht von Peter Meutes, Rommersheim.

Foto: Gerd Grebener

Trotz der aktuellen Silage-Ernte bei einem top Wetter waren viele Interessierte ganz gezielt nach Fließem angereist, um ihren Remontierungsbedarf zu decken. Die Kollektion der Abgekalbten wusste am Morgen jeden Kaufinteressenten absolut zu überzeugen. Und das eben gesagte bei den Bullen trifft in dieser Kategorie voll und ganz für den Zuchtbetrieb Meutes GbR aus Rommersheim zu. Peter Meutes stellte an diesem Tag eine hervorragende Kollektion zum Verkauf und wurde mit Spitzenpreisen belohnt. PM Bertrun, eine RUW Select Cashpoint-Tochter, ersteigerte für 2 300 Euro ein belgischer Züchter. Diese großrahmige kapitale Holsteinfärse hat mit 86 Punkten eine hoch bewertete Mutter, die in der Spitze weit über 14 500 kg Milch produziert hat. Diese Leistungsbereitschaft sah man der jungen Färse an, die bereits Tagesgemelke von 40 kg leistet. Preislich folgte eine von ihrer Größe, Erscheinung und der dunkel rotbunten Fellzeichnung ansprechende Julandy-Tochter aus demselben Stall. Bei ihr steht eine aktuelle Einsatzleistung von 40 kg Milch, womit klar ist, dass sie die gewaltigen Milchleistungen von Mutter und Großmutter fortschreiben wird. Ein Züchter aus Luxemburg bekam für 2 200 Euro den Zuschlag.

Viermal verließen tolle Holsteinfärsen den Ring mit einem Zuschlag von 2 100 Euro. Matthias Zens aus Musweiler präsentierte eine sehr leistungsstarke (40 kg Tagesgemelk) Fransisco-Tochter aus einer 88 Punkte Windbrook-Mutter, aus der bekannten Goldwin-Tochter ZS Goldqueen, die mit 92 Punkten excellent bewertet ist. Sie reist nach Luxemburg. Drei weitere, extrem gut entwickelte, fehlerfreie, leistungsstarke Rinder erlösten ebenfalls 2 100 Euro für Peter Meutes aus Rommersheim. Zwei schicke leistungsbereite Rinder von Stefan Struben aus Dahlem und eine aus dem Stall von der Engel GbR aus Mörschied wechselten für 2 000 Euro die Besitzer.

Der Bedarf an Zuchttieren ist vorhanden

Interessenten aus Belgien und Luxemburg gaben bei den Geboten den Takt vor, doch auch viele bekannte Kunden nutzten ihre Chance. Neu bei dieser Versteigerung war die Einführung von Käufernummern, die sich bewährt haben. Bleibt zu hoffen, dass die Corona-Infektionskurven weiterhin flach verlaufen, damit Auktionen auch zukünftig stattfinden können. Die Verkäufer sind aufgerufen, wieder stark zu beschicken, denn der Bedarf ist da. Die nächste Zuchtviehversteigerung findet am 18. Juni statt. Anmeldeschluss ist am Dienstag, dem 2. Juni. RUW, 06569 9690-0, Fax 9690-99. E-Mail: HReifer@ruweg.de, www.ruweg.de.

Die Käufer auf den Rängen wurden weit auseinander platziert. Auch im Ring lief alles reibungslos: Johann Hoffmann präsentierte seinen erfolgreichen Bullen JOH Goldy P von Gold PP aus JOH Alisha im Ring, der für 2 300 Euro den Besitzer wechselte.

Foto: Gerd Grebener

Eine sehr ansprechende rotbunte Julandy-Tochter von Peter Meutes aus Rommersheim wechselte für 2 200 Euro nach Luxemburg.

Foto: Gerd Grebener

Aus dem Stall der Engel GbR, Mörschied, ersteigerte ein Züchter aus dem Erftkreis diese leistungsstarke Petisso-Tochter für 2 000 Euro.

Foto: Gerd Grebener

Grebener – LW 21/2020