Erwartungen, die nicht zu erfüllen sind
Faktisch sind jedoch die Handlungsmöglichkeiten der Politik in offenen Märkten sehr begrenzt. Nur noch wenige Marktsteuerungsmechanismen wie beispielsweise der Interventionspreis sowie private und öffentliche Lagerhaltung sind geblieben. Deshalb werden mit der Veranstaltung auch Erwartungen geweckt, die nicht zu erfüllen sind.
Die Milchwirtschaft und mit ihr der Deutsche Bauernverband diskutieren deshalb nicht mehr über einzelbetriebliche Mengensteuerung, die in einem offenen Markt ohnehin nicht funktionieren kann. Vor dem Hintergrund einer sinkenden Binnennachfrage sind die MilchÂerzeuger und Molkereien auf die Weltmärkte angewiesen. Sie bieten lukrative Verwertungen für hochveredelte Milchprodukte, beispielsweise Babynahrung. 2003 wurde durch die EU-Kommission die Globalisierung der Märkte eingeleitet. Hier stellt sich auch die Frage nach der Relevanz eines Runden Tisches auf nationaler Ebene. Die Politik sollte sich besser um den Zugang zu den Drittlandsmärkten bemühen, beispielsweise durch Handels- und Veterinärabkommen und um die Ãœberwindung des russischen Importembargos. Vorantreiben sollte sie auch die Entwicklung von Instrumenten der Risikoabsicherung, sei es durch Versicherungen oder mittels Warenterminbörsen.
Im Fokus muss jetzt die schnelle Hilfe für die Betriebe stehen, die Liquiditätsengpässe haben. Runder Tische bedarf es hierzu nicht.
Cornelius Mohr – LW 46/2015