Erzeugung mit einbeziehen
Julia Klöckner hat das Thema jetzt aufgegriffen, und es wäre zu wünschen, dass das Ziel konsequent verfolgt wird. Die Ministerin will rechtliche Ursachen der Lebensmittelverschwendung prüfen, auf die Optimierung von Verarbeitungsprozessen und auf intelligente Verpackungen dringen, aber auch das Verbraucherverhalten ändern. Wenn die Initiative zu einer dauerhaften Bewusstseinsänderung beiträgt, wäre das auch gut für die Agrarwirtschaft.
Denn in unserer Überflussgesellschaft werden die Lebensmittel nicht genügend wertgeschätzt. Dafür sind sie auch einfach zu billig (andererseits rechnete Aigner damals vor, dass ein Vier-Personen-Haushalt im Schnitt Lebensmittel im Wert von über 900 Euro pro Jahr wegwirft).
Wenn aber Lebensmittel einfach weggeworfen werden, dann kann auch deren Produktion keine ausreichende Achtung genießen. Das wird täglich deutlich, wenn in der Öffentlichkeit Stilllegung und Extensivierung höher bewertet werden als die Nahrungsmittelerzeugung. Es ist dann auch schwer zu erklären, dass eine Pflanze geschützt werden muss, um den Ertrag zu sichern.
Und doch muss gerade die landwirtschaftliche Erzeugung in die Initiative gegen Verschwendung mit einbezogen werden. Wenn der Landwirt seine Kartoffeln beispielsweise nicht vor Drahtwürmern schützen kann, weil ihm die Pflanzenschutzmittel fehlen, dann beginnt die Lebensmittelverschwendung.
Und wenn überzogene Qualitätsstandards des Handels dazu führen, dass bestes Obst und Gemüse wegen geringfügiger optischer Fehler nicht mehr vermarktet werden können, muss auch dieses Handelsgebaren auf den Prüfstand.
Cornelius Mohr – LW 9/2019