Fleckvieh vor der Skyline

Züchter besichtigten Mutterkuhbetrieb bei Frankfurt

In einer Region, in der die Rindviehhaltung wenig Bedeutung hat und die Mutterkuhhaltung keinen Schwerpunkt darstellt, trafen sich die Züchter, welche die Rasse Fleckvieh in der Fleischnutzung in ihren Beständen halten. Der Frankfurter Stadtteil Nieder-Erlenbach liegt im Süden der Wetterau und ist eine ackerbaubetonte Region, teilweise mit Sonderkulturen oder Gemüseanbau ergänzt. Auch in dieser Region gibt es aufgrund der häufiger noch erhaltenen Streuobstwiesen gute Voraussetzungen für die Fleischrinderhaltung.

Die Fleckviehzüchter sahen auf den Weiden von Mario Walther in Nieder-Erlenbach eine hervorragende Herde.

Foto: Jost Grünhaupt, LLH

Entsprechend war die jahrzehntelange Ausrichtung des Be­triebes von Heinz Otto und Mario Walther auch mit diesen Betriebsschwerpunkten ausgestattet. Im Mittelpunkt der züchterischen Diskussion stand dieses Jahr neben der allgemeinen Marktentwicklung die Weiterentwicklung zum Thema Interbeef der internationalen Zuchtwertschätzung für Fleischrinder. Dieses ist für die Rasse Fleckvieh in der Fleischnutzung besonders wichtig, da diese Rasse in vielen Regionen züchterisch verarbeitet wird und deswegen Vergleiche über Ländergrenzen hinweg eine wichtige Maßnahme sind. Die im nächsten Jahr erwarteten ersten Daten werden daher relativ schnell für die Selektion Bedeutung bekommen.

Da Fleckvieh in der Fleischnutzung in Deutschland heute komplett natürlich hornlos gezüchtet wird, ist das Auftreten von Wackelhörnern (Scurs) weiterhin ein Thema. Speziell dieses Auftreten steht immer wieder in der Diskussion und soll in zukünftigen Forschungsarbeiten beleuchtet werden. Der überregio­nale Standard, den die hessischen Fleckvieh-Fleischzüchter inzwischen erreicht haben, wird durch einen Blick in die nationalen Top-Listen deutlich. Sowohl bei den Bullen, als auch besonders bei den Kühen sind hessische Tiere auf vordersten Plätzen vertreten; eine Entwicklung, die vor Jahren noch als undenkbar angesehen wurde. Der Trend wird durch die Präsenz der hessischen Züchter auf den Märkten unterstrichen, denn sowohl beim Fleischrindertag in Alsfeld als auch bei „Best Of“ in Groß Kreutz ging die Kollektion fast komplett an außerhessische Kunden.

Fleckviehkühe weiden unter Streuobstbäumen

Der geringe Grünlandanteil im Betrieb Walther hat jahrelang dazu geführt, dass die Rindviehhaltung eine unerhebliche Bedeutung hatte. Dieses änderte sich vor einigen Jahren, als Mario Walther mit dem Aufbau einer Fleckvieh-Mutterkuhherde begann und einen natürlich hornlosen Bullen bei seinen Kühen einsetzte. Dabei erkannte er sehr schnell, dass die Erzeugung von Schlachttieren für den Hofladen nicht das vorrangige Ziel sein würde und baute seine auf inzwischen zehn Kühe anwachsende Herdbuchherde durch gezielte Zukäufe auf. Dass dabei die Qualität eine sehr wichtige Rolle spielt, lässt sich daran ablesen, dass der Herdenbulle Calisto PP beim Fleischrindertag in Alsfeld den Siegertitel errang und der Betrieb erstmalig auch mit einem sehr leistungsstarken Jungbullen auf der Auktion vertreten war. Für das Management der Herde ist es ohne Zweifel ein Nachteil, dass die Herden auf mehreren kleinen Flächen verteilt stehen und zu den in dieser Region relativ häufigen Streuobstwiesen zählen, bei denen die Mähnutzung ausscheidet.

Insgesamt stellt die Fleckviehzucht mit Ausmast der für die Nachzucht nicht geeigneten Tiere im eigenen Betrieb eine erstklassige Ergänzung zu dem hervorragenden Sortiment des sehr ansprechenden Hofladens bei.

Die zahlreichen angereisten Züchterkollegen erkannten schnell, dass die Konsequenz, mit der Mario Walther die Herde auf­gebaut hat, maßgeblich dazu beigetragen hat, dass sich bereits erste züchterische Erfolge eingestellt haben und sicher noch häufiger dieser Betrieb aus Nieder-Erlenbach bei Frankfurt als Beschicker an den verschiedensten Veranstaltungen teilnimmt.

Jost Grünhaupt, LLH  – LW 39/2015