Frühblüher im Garten

Sie sprießen aus Zwieblen und Knollen hervor

In unseren Gärten künden im zeitigen Frühjahr zahlreiche Pflanzen den Frühling an. Sie sprießen aus Zwiebeln oder Knollen hervor und ziehen nach kurzer Blüh- und Fruchtzeit ihre Nährstoffe wieder in ihre unterirdischen Speicherorgane ein. Sommer, Herbst und Winter überdauern diese sogenannten Frühjahrsgeophyten im schützenden Boden und treiben bei den ersten Sonnenstrahlen und etwas wärmeren Temperaturen im darauffolgenden Jahr wieder aus.

Zeitig im Februar zeigt sich der Winterling mit seinen sonnengelben Blüten.

Foto: Gisela Tubes

Eines der ersten blühenden Kräuter im Garten ist der Winterling (Eranthis hyemalis). Das Hahnenfußgewächse ist mit der Christrose verwandt und stammt ursprünglich aus dem Süden und Südosten Europas.

Quirlige Schöne

Als Zierpflanze erhielt der Winterling Einzug in unsere Gärten und verwilderte von dort stellenweise in die freie Landschaft. Bereits ab Februar sind die gelben Blüten mit den auffälligen, quirlig angeordneten Hochblättern zu entdecken. Selbst eine Schneedecke kann die Pflanze nicht vom Austreiben abhalten. Der Winterling zählt zu den Knollen-Geophyten, da er meist schon Ende Mai seine Nährstoffe in Knollen einzieht.

Schneeweiße Milchblüte

Laut einer alten Legende hat der Schnee seine weiße Farbe dem Schneeglöckchen zu verdanken. Als letztes schuf Gott bei der Schöpfung den Schnee, dem er aber keine Farbe gab. Der Schnee wanderte von einer Blume zur anderen und bat darum, ihm doch etwas Farbe abzugeben. Aber keine ließ sich darauf ein. Das Schneeglöckchen hatte schließlich Mitleid und sagte: „Wenn dir mein Mäntelchen gefällt, kannst du es gerne haben.“ Seitdem ist der Schnee weiß und dankt es dem Schneeglöckchen damit, dass er es in seiner Nähe duldet und ihm nichts zuleide tut.

Wie der Winterling vermag auch das Schneeglöckchen (Galanthus nivalis) sich durch eine Schneedecke ans Licht zu schieben. Das zarte Amaryllisgewächs gehört zu den Zwiebel-Geophyten. Schnell vermehren sich die Zwiebeln und lassen dort, wo Platz vorhanden ist, große Teppiche des hübschen Frühblühers entstehen.

Die ursprünglichen Vorkommen in der freien Natur sind vermutlich auf Süddeutschland beschränkt gewesen. Seit Jahrhunderten wird das Schneeglöckchen in unseren Gärten angepflanzt, von wo aus es seit dem 16. Jahrhundert einen Platz in unserer heimischen Pflanzenwelt durch Verwildern erobert hat.

Schneeglöckchen, Weißröckchen, wann kommst du geschneit?

Foto: Gisela Tubes

Der Krokus ist mit dem Safran verwandt.

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Im Gegensatz zur Osterglocke weist die Dichternarzisse einen betörenden Duft auf.

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Der botanische Name Galanthus nivalis heißt übersetzt so viel wie Schneeweiße Milchblüte (griech. gala = Milch / griech. anthos = Blüte / lat. nivalis = Schnee oder schneeweiß).

Dem Safran gleich

Sehr empfindlich reagieren die Blüten vom Krokus (Crocus albiflorus) auf Sonnenlicht. Sobald eine Wolke vorbeizieht, schließen sich die Blütenblätter des Frühblühers. Sie schützen damit den Griffel und die Staubbeutel in der langen Blütenröhre. Da die Blüten denen vom Safran ähneln, gab man dem Knollengeophyt seinen Namen (lat.-griech. crocus = Safran). Häufig ist die weißblühende Form des Krokus anzutreffen (lat. albus = weiß / florus = blühend); heute sind jedoch Sorten in allen Farben im Gartenhandel zu beziehen.

Entführung in die Unterwelt

„Weiss wie Lilien, / reine Kerzen, Sternen gleich, bescheidner Beugung / leuchtet aus dem Mittelherzen / rot gesäumt, die Glut der Neigung“. So schrieb J. W. Goethe über die weiße Narzisse und war damit nicht der erste, der dieses tat. Schon altgriechische Dichter wie Homer haben sie wegen der reizenden Blütenform und des betäubenden Duftes verehrt; daher auch der Name Dichternarzisse. Mancherorts wird sie auch Echte Narzisse genannt.

Die ab April einzeln auf den Stängeln erscheinenden weißen Blüten haben in der Mitte eine gelbe Nebenkrone mit einem roten Saum, die Goethe so malerisch umschreibt. Ursprünglich im Mittelmeergebiet beheimatet, wird die Dichternarzisse (Narcissus poeticus) seit etwa 1 500 Jahren vor allem wegen ihres Duftes in den Gärten kultiviert. Zahllose Züchtungen sind aus dieser Pflanze hervorgegangen, wie auch die allseits bekannte Osterglocke (Narcissus pseudonarcissus), die gelbe Blüten aufweist, duftlos ist und etwas früher blüht als die Dichternarzisse.

Osterglocke

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Im März erscheint die Traubenhyazinthe mit ihren hübschen Blütenständen.

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Im 17. Jahrhundert vermochten Tulpenzwiebeln die holländische Börse zu sprengen.

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Für den Menschen gefährlich kann die Echte Narzisse nicht nur durch giftige Alkaloide sein, die sich vor allem in der Zwiebel befinden. Auch der betörende Duft hat seine Wirkung! Soll er doch die Göttin Persephone in die Unterwelt – und damit in die Arme ihres zukünftigen Gemahls – gelockt haben. So lautet die Sage. Also Vorsicht beim Pflücken der Narzisse! Nicht dass sich die Erde auftut ...

Verwandte des Spargels

Die Kleine Traubenhyazinthe (Muscari botryoides) mit ihren steif aufrecht stehenden, lanzettlichen Blättern erscheint ab März in unseren Gärten und ist stellenweise auch verwildert anzutreffen. Vom Duft werden Insekten nicht angelockt, da die zu den Spargelgewächsen zählende Pflanze geruchlos ist. Es müssen wohl Form und Farbe der blauen, krugförmigen Blütchen mit den weißen Zipfeln sein, die auf die Tiere anziehend wirken. Der Frühblüher zählt zu den Zwiebel-Geophyten.

Mit langem Hals

„Dunkel war alles und Nacht. In der Erde tief die Zwiebel schlief, die braune... Von Neugier gepackt, hat die Zwiebel einen langen Hals gemacht und um sich geblickt mit einem hübschen Tulpengesicht. Da hat ihr der Frühling entgegengelacht.“ So heißt es in dem Gedicht „Die Tulpe“ von Josef Guggenmos (1922 bis 2003).

Nicht nur in vielen Gärten sind sie zu finden; Tulpen erfreuen sich auch als Frühlingsstrauß für die Vase großer Beliebtheit. Ungefüllte und gefüllte Sorten werden in zahllosen Farbe angeboten. Es gibt Sorten mit besonders kurzen oder besonders langen Stielen, die Blüten sind einfarbig, mehrfarbig, gefleckt oder auch geflammt. Letztere sollen zufällig durch einen Virusbefall entstanden sein und werden Rembrandt-Tulpen genannt. Diese wurden zur Zeit des Tulpenwahns im 17. Jahrhundert besonders hoch gehandelt. Obwohl die Tulpe nach wie vor hoch im Kurs steht, wird der Handel mit ihr heutzutage keinen Börsenkrach mehr verursachen können. So geschehen in Holland, im Jahre 1637. Mit den begehrten Zwiebeln wurde so hoch spekuliert, dass Käufer ausblieben und es zu einem extremen Kurseinbruch kam. Danach sollen sich die Preise wieder normalisiert haben.

Gisela Tubes – LW 8/2014