Für die Region und den Weltmarkt

Bemühungen, regionale Wirtschaftskreisläufe bei der Erzeugung und Vermarktung landwirtschaftlicher Produkte zu stärken, gibt es schon lange. Derzeit werden sie von der Politik stark propagiert. Regionalität liegt im Trend bei den Verbrauchern. Dem Trend stehen günstige, aber auch konträre Entwicklungen gegenüber. So sind die Strukturen im Fleischsektor in Hessen und im südlichen Rheinland-Pfalz seit Jahrzehnten immer weiter eingebrochen. Mittlerweile gibt es kaum noch größere Schlachtunternehmen, die kostengünstig Tiere aus der Region verarbeiten könnten. Viele heimische Mäster sind auf Metzger und kleinere Schlachtstätten vor Ort angewiesen. Doch diese haben mit relativ hohen Kosten, unter anderem hohe Beschaugebühren, zu kämpfen. Wenn diese Metzger wegfallen, fällt auch die regionale Fleischerzeugung weg. In manchem mittel- und südhessischen Landkreis oder in der Westpfalz gibt es mittlerweile jeweils nur noch eine Handvoll Schweinehalter. Dies muss die Politik auch im Auge behalten, wenn sie regionale Erzeugung wünscht.

Eine weitere Entwicklung ist der Verkauf regionaler Produkte im Lebensmitteleinzelhandel. Er hat in den letzten Jahren stark zugenommen, zum Teil sogar zu Lasten der Hofladenbetreiber und Wochenmarktbeschicker. Dennoch bietet der Verkauf über den LEH, beispielsweise unter der Marke Landmarkt, für viele Erzeuger eine gute Absatzmöglichkeit, vor allem in den ländlichen Regionen, wo eine eigene Vermarktung nur schwer zu betreiben ist. Eine günstige Entwicklung für die Regionalität bieten auch Verkaufsautomaten für Milch und für andere selbst erzeugte Produkte als Alternative für den personal- und kostenaufwändigen Hofladen.

In der regionalen Vermarktung liegen viele Chancen, wenn der zusätzliche Aufwand mit einer höheren Marge entlohnt wird. Die Frage, ob die regionale Vermarktung oder der Weltmarkt die Lösung ist, um ein vernünftiges Einkommen zu erzielen, muss jeder Betriebsleiter selbst beantworten. Beide Vermarktungsschienen brauchen aber die politische Rückendeckung.

Cornelius Mohr – LW 45/2016