Gemeinsam oder gar nicht

Die Zuckerrübenanbauer erwarten in diesem Jahr wieder eine sehr gute Ernte. Doch auf den jetzt abgehaltenen Versammlungen ist die Freude da­rüber verhalten. Das Ende der EU-Quoten- und Mindestpreisregelung am 30. September 2017 rückt näher, und die Erzeuger fragen sich, inwieweit der bislang lukrative Rübenanbau noch lohnen wird. Entscheidend ist die Preisfrage. Auf dem Weltmarkt schwanken die Notierungen stark und liegen derzeit auf dem niedrigsten Niveau seit Jahren. Für Exporte aus dem zuckergesättigten EU-Raum heraus gäbe es zumindest derzeit keine guten Aussichten. Hinzu kommt ab 2017 der Wettbewerb mit der aus Stärke hergestellten und bislang gedeckelten Produktion von Isoglukose.

Unterdessen müssen sich die Zuckerunternehmen dem stärker werdenden Wettbewerbsdruck stellen. Südzucker hat in den Winterversammlungen angekündigt, mit Kostenführerschaft und Flexibilität bestehen zu wollen. Werkskapazitäten sollen zur Senkung der Festkosten künftig stärker ausgelastet, der Anbau ausgedehnt und die Kampagnen auf durchschnittlich 120 Tage verlängert werden. Der Anbauer ahnt, welcher Preisdruck auf ihn zukommen kann.

Entscheidend für den Anbau in den einzelnen Regionen sind aber auch die Frachtkosten, die für Quotenrüben bislang zu Lasten des Zuckerunternehmens gehen. Anbauer und Zuckerfabriken müssen sich auf eine Neuregelung einigen. Es wird sich zeigen, wie weit die Solidarität zwischen den Erzeugern und Zuckerherstellern und zwischen den nah oder fern zu den Werken produzierenden Anbauern reicht. Schwierig werden auch die künftigen Verhandlungen über die Aufteilung der Zuckererlöse zwischen Erzeugern und Zuckerunternehmen. Bei der langen Zeitspanne zwischen Anbauplanung und Zuckervermarktung und der sich gleichzeitig ändernden Weltmarktpreise ist eine Kalkulation äußerst schwierig. All dies wird zu einem neuen Verhältnis zwischen Anbauer und Zuckerunternehmen führen. „Wir werden schwierige Zeiten miteinander haben“, räumte der Südzucker-Vorstand Kirchberg im Frühjahr bei den Erzeugern ein. „Aber entweder schaffen wir es gemeinsam, oder wir gehen gemeinsam unter.“

Cornelius Mohr – LW 37/2014