Geschwisterbeziehung prägt das ganze Leben

„Kinder kriegen die Leute immer“, äußerte Konrad Adenauer Anfang der sechziger Jahre des letzten Jahrhunderts. Seine Prog­nose trifft heute nicht mehr zu, denn die Deutschen bekommen immer weniger Nachwuchs: Rein rechnerisch bekommt eine Frau heute nur noch rund 1,3 Kinder. Anders ausgedrückt: Fast jedes dritte Kind in Deutschland wächst alleine auf. Dabei wünschen sich viele Einzelkinder Brüder und Schwes­tern. Nur rund sieben Prozent der Kinder haben aber drei oder mehr Geschwister. Diese Kinder wiederum wünschen sich ihre Eltern gerne einmal für sich alleine. Wer startet nun mit besseren Erziehungsbedingungen ins Leben: Einzel- oder Geschwisterkinder? Die Geschwisterforschung belegt, dass sowohl der Status Ein­zel- oder Geschwisterkind als auch der Geburtsrangplatz bei Ge­schwistern heute nur noch eine untergeordnete Rolle bei der Erziehung einnimmt. Offenbar legen Eltern Wert darauf, dass ihre Sprösslinge eigenständig und unabhängig voneinander ihre besonderen Interessen und Fähigkeiten entwickeln können. So treffen die Klischees des verhätschelten, egoistischen Einzelkindes, des strebsa­men Erstgeborenen, des benachteiligten (mittleren) „Sandwich“-Kindes oder des verwöhnten Nesthäkchens meist nicht mehr zu.

Geschwister erleben jedoch, dass das gemeinsame Aufwachsen ein Leben lang prägt. Schließlich ist die Geschwisterbeziehung die längste verwandtschaftliche Beziehung und die intensivste Erfahrung von Nähe in der Kindheit. Geschwister streiten und vertragen sich, sie helfen einander in brenzligen Situationen, sie lieben und hassen sich. Das verbindet und prägt, selbst wenn der Kontakt später einmal abbrechen sollte. Im Herzen bleiben Geschwister immer zusammen. Lesen Sie mehr zum Thema in Hof & Familie.

Stephanie Lehmkühler