Gespür für die Stimmungslage
Wie mittlerweile üblich, kamen in den Medien zahlreiche selbsternannte Experten zu Wort. Die einen empfehlen den Anbau von „dürreresistenten“ Pflanzen, die anderen die Abkehr von vermeintlichen Monokulturen – als ob davon mehr Regen fiele. Eine Profilierung auf Kosten anderer ist die Pressemitteilung von Bioland, die mit der Überschrift „Ernteausfälle wegen Dürre: Landwirtschaft nicht nur Opfer“ titelt. Es folgen Hinweise, wie der Boden durch Ökolandbau mehr Wasser aufnehmen und länger speichern kann. Dabei leiden auch Ökobauern unter der Dürre und sie sind zum Teil froh, wenn sie Futter von konventionell wirtschaftenden Betrieben beziehen können.
Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner hat ein gutes Gespür für diese Stimmungslage gezeigt. Sie hat nicht vorschnell Hilfen zugesagt, sondern zunächst konkrete Schadenszahlen verlangt. Nur in ihrer Existenz bedrohten Betrieben, die einen erheblichen Schaden nachweisen können, besonders auch Futterbaubetrieben, wird geholfen. Mit dem kalkulierten Schadensausgleich bleibt sie zudem weit unter der angeblich geforderten Summe (es war immer nur ein Wunsch, der aber in den Medien zu einer Forderung umformuliert wurde) von einer Milliarde Euro des Bauernverbandes. Damit hat die Ministerin vielen Kritikern, die ihr gerne eine zu enge Verbindung mit dem Berufsstand vorwerfen wollen, den Wind aus den Segeln genommen. Zugleich hat Julia Klöckner die erhöhte Aufmerksamkeit sicherlich für sich, aber auch für die Belange der Landwirtschaft nutzen können.
Cornelius Mohr – LW 35/2018