Getreideernte: Logistik und Vermarktung im Blick haben

In diesem Jahr könnte sich die Ernte, falls sie nicht durch Regen unterbrochen wird, auf wenige Wochen konzentrieren. Durch die lange Blüte des Rapses wird sich die Abreife zum Teil zeitlich in die Abreife des Weizens erstrecken. Zudem hat der Anteil des Weizenanbaus zu Lasten der Wintergerste weiter zugenommen. Der Agrarhandel befürchtet schon logistische Engpässe. Große Mengen an Erntegut müssen in kurzer Zeit befördert und eingelagert werden. Um Lagerraum und Transportkapazitäten aber auch die Vermarktung besser planen zu können, strebt der Handel noch mehr Vorverträge für das Getreide an. Nach Auskunft der RWZ Köln, Vertriebsgruppe Hessen, hat sich die Erntemenge, die vertraglich gebunden ist, im Vergleich zum Vorjahr schon fast verdoppelt. Wenn die Ware besser abfließt, kann auch der Erzeuger davon profitieren, so der Handel. Denn auch der Landwirt muss bei immer leistungsstärkeren Erntemaschinen sehen, wie das Erntegut schnell und kontinuierlich vom Acker kommt, und der Handel kann gegebenenfalls logistische Lösungen anbieten.

Mit dem höheren Anteil an kontrahierter Ware haben die Landwirte auf der anderen Seite auf die mittlerweile möglichen starken Preisschwankungen auf den Getreidemärkten reagiert und zumindest einen Teil der Ernte preislich abgesichert. Risikoausgleich und Liquiditätsplanung sind bei der Vermarktung entscheidend. Ein wichtiges Element dabei ist die Aufteilung des Getreideverkaufs auf mehrere Termine. Für eine Liquiditätsplanung auf dem Betrieb bietet sich an, einen Teil der Ernte über eine börsenorientiertes Verkaufsmodell zu vermarkten. Der genossenschaftliche und der private Landhandel bieten dazu eine Reihe von verschiedenen Möglichkeiten an (siehe Seite 25).

Cornelius Mohr