Große Schaubühne Grüne Woche

Die große Schaubühne Grüne Woche bietet vielen Akteuren Platz: den Politikern, den Vertretern von Nichtregierungsorganisationen, den Ausstellern und natürlich den tausenden Besuchern, die sich auf der weltweit größten Messe für Ernährung und Landwirtschaft vor allem an der Vielfalt von Nahrungsmitteln erfreuen. Wie in den Vorjahren nutzte Umweltministerin Barbara Hendricks die Gelegenheit, um kurz vor der Eröffnung mit ihrem Agrarkongress den Ball in das Feld ihres Kabinettskollegen Schmidt zu spielen. Nach dem Atomkonsens und der Grundsatzeinigung auf den Kohleausstieg sei auch bei der Landwirtschaft als drittem zentralen umweltpolitischen Thema die Zeit reif für Versöhnung und Konsens, sagte die Ministerin. Das hört sich grundsätzlich gut an, aber die Dimensionen stimmen nicht. Die Atomenergie birgt potenziell eine große Gefahr, die zuletzt durch den Unfall in Fukushima deutlich wurde. Diese in Zusammenhang mit der Landwirtschaft zu bringen, ist zumindest irritierend.

Weiter gewachsen ist die Grüne Woche in ihrer Bedeutung als Plattform der internationalen Agrarminister. Die Debatten zeigen auf, dass es weltweit viele gemeinsame Probleme gibt, aber auch große Unterschiede zwischen den Befindlichkeiten einer gesättigten Gesellschaft wie in Deutschland und den Bedürfnissen von sich entwickelnden Staaten. Eine nachhaltige Tierhaltung, bei der Deutschland viele Erfahrungen einbringen kann, und der Verzehr von tierischen Proteinen werden weltweit, zumindest außerhalb der Industriestaaten, an Bedeutung gewinnen.

Die Aussteller zeigen unter­deessen neben Altbewährtem Trends in der Ernährungswirtschaft auf: Viele Startup-Unternehmen, von denen es allein in der deutschen Foodszene jährlich tausend geben soll, präsentieren neue Produkte wie Insektenburger oder Chips aus Hühnerfleisch. Handelskonzerne wie Rewe gehen dem Trend der gesundheitsbewussten Ernährung nach und werben mit zuckerreduzierten Lebensmitteln. In diesem Jahr werden rund hundert solcher Produkte ins Sortiment eingeführt.

Cornelius Mohr – LW 4/2018