Grundvoraussetzungen nach wie vor positiv

Drei Monate vor dem Ende der Milchquote steht der Milchmarkt in Deutschland unter Druck. Gründe sind die gestiegenen Rohstoffmengen auf der einen und das Russlandembargo und die zurückgegangenen Importe Chinas auf der anderen Seite. Der deutsche Lebensmitteleinzelhandel hat die Situation genutzt und eine Preissenkungsrunde eingeleitet. Wenn man davon ausgeht, dass nach dem Ende des Quotenregimes die Mengen insbesondere in Deutschland weiter steigen werden, stellt sich die Frage, wie die Milch gewinnbringend vermarktet werden kann. Die EU-Kommission geht gleichwohl davon aus, dass die Grundvoraussetzungen auf dem Weltmarkt positiv bleiben werden. Sie prognostiziert einen jährlichen Anstieg der EU-Milcherzeugung von durchschnittlich 0,8 Prozent bis Ende 2024. Diese Erzeugung soll auf eine jährlich um 2,1 Prozent wachsende globale Nachfrage nach Milcherzeugnissen treffen. Vor allem in Indien, China, anderen asiatischen Ländern, dem Mittleren Osten und Afrika sei mit einem steigenden Verbrauch zu rechnen. Andererseits wird auch die Eigenerzeugung in den Ländern ansteigen, und es gibt andere Exportländer wie die USA und Neuseeland. Allerdings profitieren Europa und insbesondere Deutschland mit seiner leistungsfähigen Milchindustrie von dem guten Ruf ihrer Produkte.

Deutschland exportiert mittlerweile 48 Prozent der verarbeiteten Milch. Dadurch schlagen wirtschaftliche Schwächephasen aber auch Wachstumsschübe in den Importländern sehr schnell durch. Die Schwankungen der Milchpreise sind in den letzten Jahren noch größer geworden, auch wegen der eingeleiteten Marktreformen. Zwischen 2006 und 2014 gab es eine Differenz zwischen dem höchsten und dem niedrigsten Preis von 19,7 Cent. Das kann die Liquidität der Betriebe gefährden.

Doch die Instrumente, mit denen man die Folgen der Schwankungen abmildern kann, wie eine Warenterminbörse für Milchprodukte, sind noch unterentwickelt. Für die landwirtschaftlichen Betriebe wäre auf jeden Fall eine Risikoausgleichsrücklage sinnvoll. Sie ist jedoch derzeit offensichtlich nicht durchsetzbar, wie Staatssekretär Kloos kürzlich äußerte.

Cornelius Mohr – LW 51/2014