Gute Marktbedingungen für Frühkartoffeln erwartet

Pfälzer Grumbeere stehen in den Startlöchern

Die Pfälzer Kartoffelbauern erwarten eine positive Marktentwicklung bei Frühkartoffeln, auch wenn die ergiebigen Regenfälle in der letzten Zeit die Rodebedingungen erschweren. Das Marktumfeld ist gut, urteilen Marktexperten und Vertreter des Kartoffelhandels.

Der Krankheitsdruck in den Kartoffelbeständen nimmt bei der feucht-warmen Witterung deutlich zu. Qualitätssichernde Maßnahmen haben oberste Priorität.

Foto: Brammert-Schröder

Die heimischen Frühkartoffeln treffen auf einen gut geräumten Markt, stellte Christoph Hambloch, Geschäftsführer der Bundesvereinigung Erzeugergemeinschaften Kartoffeln, vergangenen Dienstag auf einer Informationsveranstaltung zum Frühkartoffelmarkt in Mutterstadt fest. Hambloch beleuchtete auf Einladung der Erzeugergemeinschaft für Pfälzische Früh-, Speise- und Veredelungskartoffeln kurz vor Beginn der Frühkartoffelsaison den Markt und machte viele positive Vorzeichen für die Saison aus. „Ab der zweiten Juniwoche bestehen gute Marktchancen für Frühkartoffeln aus der Pfalz und aus Niedersachsen“, sagte der Marktexperte.

Nur geringer Zeitvorsprung für die Pfalz

Denn mit dem zeitlichen Vorsprung, den die Pfälzer Grumbeere üblicherweise durch das milde Klima haben, wird es wohl in diesem Jahr nichts. Die ergiebigen Regenfälle Ende Mai/Anfang Juni erschweren die Abreife der Kartoffeln. Viele Flächen rund um Mutterstadt sind nur schwer zu befahren. Einige Flächen sind durch Starkregen und Hagel wohl zu Totalausfällen geworden. In der Erzeugergemeinschaft sind 303 Frühkartoffelerzeuger organisiert, die ihre Kartoffeln unter dem Namen „Pfälzer Grumbeere“ vermarkten. Georg Riede, Vorsitzender der Erzeugergemeinschaft, rechnet mit durchschnittlichen Erträgen in diesem Jahr. „Es kommen wohl alle Regionen gleichzeitig auf den Markt“, schätzt Hambloch. „Aber Platz am Markt ist da.“ Dennoch mahnte er bei der Vermarktung zur Besonnenheit: „Ab der dritten Junidekade bestimmen die deutschen Anbauer mehr denn je, wo es am Markt hin geht. Eine gute Absprache der Mengen ist notwendig.“

Hambloch ordnete seine Marktprognose in die Geschehnisse und Entwicklungen in den wichtigsten Kar­toffelerzeugerländern in den letzten Monaten ein. In der EU war die Anbaufläche im vergangenen Jahr deutlich zurückgegangen, es gab mit 52 Mio. t eine kleine Ernte. Vor allem in den osteuropäischen Staaten wurden, so Hambloch, weniger Kartoffeln geerntet. Im Kerngebiet der EU 15 gab es hingegen eine fast normale Ernte. Er rechnet damit, dass in Deutschland in diesem Jahr wieder mehr Kartoffeln angebaut werden, vor allem in Niedersachsen, wo der Speisekartoffelanbau noch einmal deutlich ausgebaut, der Stärkekartoffelbau aber heruntergefahren wurde. Den Anteil der Industriekartoffeln sieht der Kartoffelmarktexperte stabil.

Fritten-Kartoffeln nach Belgien

„Der Markt hat die Kartoffeln gut aufgenommen“, erklärte Hambloch. Viel deutsche Ware sei nach Südosteuropa gegangen. Auch in Frankreich ist nur durchschnittlich geerntet worden. Die Franzosen liefern große Mengen an Verarbeitungskartoffeln nach Belgien. „Belgien hat auch für die westdeutschen Kartoffelerzeuger eine zunehmende Bedeutung“, sagte Hambloch. Denn Belgien importierte im vergangenen Jahr 1,6 Mio. t Konsumkartoffeln, vor allem aus Frankreich und den Niederlanden, aber auch aus Deutschland.

Belgien produziert Tiefkühlfritten, neue Frittenfabriken werden nach Aussage von Hambloch gerade gebaut. Während die privaten Haushalte seit Jahren schon immer weniger Kartoffeln kaufen, ist bei den Tiefkühl-Fritten ein deutlicher Zuwachs zu erkennen. In Deutschland wurden in 2015 insgesamt 4 Mio. t Tiefkühlfritten produziert, 50 000 t mehr als noch vor fünf Jahren. „Ein Trend, der sich hoffentlich fortsetzt“, sagte der Marktexperte und verwies darauf, dass die Mengen an Tiefkühlprodukten, Chips und Trockenprodukten eher stagnieren. Fast 250 000 t Fritten haben die deutschen Produzenten im vergangenen Jahr exportiert, vor allem in die EU, aber in zunehmendem Maß auch in Drittstaaten im arabischen Raum, Brasilien und den USA.

Ausländische Frühkartoffeln nicht mehr lange am Markt

Christoph Hambloch beleuchtete in Mutterstadt den Frühkartoffelmarkt und sieht in diesem Jahr gute Marktchancen für die Pfälzer Grumbeere.

Der Frühkartoffelmarkt wird nicht nur durch die Verfügbarkeit und Preissituation von alterntiger Ware beeinflusst, sondern auch von den Mengen an importieren Frühkartoffeln. „Ägypten und Israel sind die wichtigsten Importeure, aber mit abnehmender Tendenz“, so Hambloch. In diesem Jahr sei mehr ägyptische Ware in Deutschland auf dem Markt gewesen, diese sei aber viel zeitiger ausverkauft als in anderen Jahren. Aus Israel komme hauptsächlich Vertragsware. Spanien als wichtiger Marktteilnehmer hat mit Problemen durch Frost und heftige Regenfälle im Mai zu kämpfen. „Hier ist in diesem Jahr wenig Menge verfügbar, sie haben einen hochpreisigen eigenen Markt“, so das Urteil des Marktexperten.

„Ausländische Ware ist in Deutschland nicht mehr in großen Mengen am Markt“, fasste Hambloch die Situation zusammen. Den Anbauumfang an Frühkartoffeln schätzte Hambloch unverändert ein. Nach einer langgezogenen Auspflanzung und einer langen Kälteperiode im März und April präsentierten sich die Bestände nach warmen Tagen im Mai gut mit einem guten Knollenansatz. „In Norddeutschland ist es 2 bis 3 °C wärmer gewesen als in normalen Jahren. Ich gehe davon aus, dass wohl alle Regionen gleichzeitig auf den Markt kommen werden“, sagte Hambloch. Die Nässe behindert in der Pfalz die Abreife, zudem ist der Infektionsdruck seit Ende Mai hoch. Doch auch in West- und Süddeutschland, Belgien und Frankreich hat es viel geregnet. Industrieware wird nach Einschätzung von Hambloch ab Juli in Belgien knapp. Die Vermarkter von verschiedenen Firmen, die an dem Abend anwesend waren, mahnten angesichts der Nässe auf den Feldern, bei Rodebeginn auf die Qualität zu achten. Vor allem in der ersten Woche müsse gute Ware aus der Pfalz auf den Markt kommen. „Die Ware muss in Ordnung sein“, sagte auch Georg Riede und verwies darauf, dass gerade bei nahezu zeitgleichen Rodeterminen der Handel auf Qualitätsmängel empfindlich reagiere und auf andere Herkünfte ausweiche.

Frühkartoffeltag bei Maurer Parat

Zwei Tage später, vergangenen Donnerstag, trafen sich Erzeuger und Vermarkter auf dem traditionellen Frühkartoffeltag bei Maurer Parat in Dannstadt. Auch hier ging es in den Vorträgen um die Marktaussichten bei Frühkartoffeln und Verarbeitungskartoffeln. Üblicherweise werden auf dem Frühkartoffeltag auch die Versuche zu verschiedenen Sorten im Speise- und Verarbeitungsbereich präsentiert. In diesem Jahr sind sie allerdings den starken Regenfällen – bis zu 120 l pro Quadratmeter fielen in Dannstadt und Mutterstadt innerhalb von drei Tagen – und Hagel zum Opfer gefallen. Maurer Parat-Geschäftsführer Ludwig Hartmann schätzt, dass etwa 1300 ha Gemüsebaufläche betroffen sind, 300 bis 400 ha davon Kartoffeln.

Dabei spielen die Frühkartoffeln für viele Pfälzer Betriebe eine wichtige Rolle, weil sie zu den wenigen Kulturen gehören, die den Erzeugern noch positive Deckungsbeiträge versprechen. „Das wird in diesem Jahr unter Umständen schwierig“, sagte Valentin Beckmann, Vertriebsleiter für Kartoffeln und Zwiebeln bei Maurer Parat. Die Marktbedingungen für Pfälzer Grumbeere beurteilt er trotz der Witterungserschwernisse als gut. Beckmann erwartet für die nächsten zwei bis drei Wochen noch Frühkartoffeln aus Spa­nien. „Ägyptische Kartoffeln stehen kaum noch zur Verfügung, diese Herkunft hatte in früheren Jahren den Absatz unserer Frühkartoffeln behindert“, führte er weiter aus. Allerdings seien aus Israel weitere Importe zu erwarten.

Qualität liefern ist Pflicht

Valentin Beckmann, Vertriebsleiter Kartoffeln bei Maurer Parat, beurteilt den Markt für Pfälzer Frühkartoffeln ebenfalls positiv. Er sieht für festschalige Ware gute Absatzchancen, wenn die Qualität stimmt.

Beckmann schätzt, dass etwa 1000 ha in der Pfalz zur Ernteverfrühung mit Vlies und Folie abgedeckt worden sind, um den Markt früh bedienen zu können. Er sieht aufgrund der vielen Niederschläge und der durchnässten Dämme keine einfache Kartoffelsaison auf die Erzeuger zukommen. Die Kartoffeln haben offene Lentizellen und die Unterwassergewichte sind relativ niedrig. „Es wird noch mehr als in normalen Jahren darauf ankommen, die richtige Qualität an den Markt zu bringen, um die Kunden zufrieden zu stellen“, sagte Beckmann. Es sei Pflicht, haltbare Kartoffeln zu liefern. „Probleme mit der Qualität treiben die Kunden sehr schnell in andere Regionen!“, mahnte er. Zumal die Bestände in Niedersachsen, Breisgau und im Rheinland vergleichbar mit den Pfälzern entwickelt seien, teilweise aber auch unter zu viel Niederschlag leiden. „Die Pfalz hat es aber gefühlt am schlimmsten erwischt.“

Nach Beckmanns Worten bleiben die Absatzmöglichkeiten für Frühkartoffeln aus der Pfalz an den LEH im Juni auf regionalen Absatz beschränkt. „Die Belieferung der Großmärkte mit Sackware läuft seit etwa zwei Wochen mit guter Nachfrage bei stabilen Preisen, entsprechend der Witterung nicht ohne Probleme“, fasste er die augenblickliche Marktsituation zusammen. Mit reifegeförderter Ware rechnet Beckmann ab Ende der 25. Woche, das ist Ende Juni. Der Vermarkter schätzt, dass frühestens zur ersten Juliwoche nennenswerte Mengen an schalenfester Ware zur Verfügung stehen werden, die dann nicht mehr mit spanischer und israelischer Ware kollidiert. „Der deutsche Markt wird den Juli über aufnahmefähig für Pfälzer Frühkartoffeln sein. Ähnlich wie im letzten Jahr ergibt sich für die Vermarktung ein günstiges Zeitfenster“, sagte er. Zumal das Rheinland, Belgien und Holland eher verspätet seien und einige Zeit empfänglich für Pfälzer Ware sein dürften. „Es wird darauf ankommen, die Kunden mit der passenden Qualität zu bedienen!“ Beckmann fand klare Worte hinsichtlich der Anforderungen an die Erzeuger, gute Qualitäten zu roden. Der LEH erwarte unabhängig von den Rodebedingungen immer einwandfreie Ware, die optisch ansprechend und haltbar sei.

Gute Marktchancen bei Industriekartoffeln

Ferdi Buffen, Geschäftsführer der Wilhelm Weuthen GmbH, ging auf die Marktaussichten für Verarbeitungskartoffeln ein. „Der Industriekartoffelmarkt wird in der 27./28. Woche total leergefegt sein“, sagte er. Der Absatz von Fertigprodukten sei auf Rekordkurs, Ware aus Europa werde über die Seehäfen in die ganze Welt geschickt. „Die Nachfrage nach vorgebackenen Produkten ist größer als das Angebot.“ Bei den Chipskartoffeln würden die Hersteller auf die ersten Lady Rosetta waren. „Und die kommen aus der Pfalz“, so Buffen. Er zeigte sich von den Beständen positiv überrascht, die Belastung durch den Regen sei nicht so schlimm wie befürchtet. Zudem zeigten die Kartoffelbestände einen zeitlichen Vorsprung gegenüber anderen Regionen. Allerdings müssten Maßnahmen zur Qualitätssicherung und Krautfäulevermeidung jetzt oberste Priorität haben. Für Juli rechnet Buffen mit einem aufnahmefähigen Markt für Kartoffeln aus der Pfälzer Region, wenn die Qualität stimmt. Die Fabriken haben seiner Aussage nach eine höhere Vertragsdeckung als in anderen Jahren. Bei Tagespreisen für Ware aus alter Ernte von über 20 Euro sollte die neue Ware schnell wettbewerbsfähig sein. Zumal es im Rheinland und auch in Flandern ebenfalls stark geregnet hat.

Ibs – LW 24/2016