Hafer brachte 2014 zufriedenstellende Erträge

Landessortenversuche Sommerhafer 2014

Wie bei den anderen Getreidearten war die Haferernte 2014 gar nicht mal so schlecht. Auch wenn das Frühjahr zunächst sehr trocken begann und sich so das Auflaufen nicht immer problemlos gestaltete, so präsentierten sich die Bestände nach den Mainiederschlägen recht gut. Das verregnete Erntewetter hinterließ allerdings doch seine Spuren, indem es die Qualität teilweise etwas verschlechterte. In den Landessortenversuchen wurden recht ordentliche Erträge und Qualitäten ermittelt. Ferdinand Hoffmann, Dr. Albert Anderl und Marko Goetz, DLR Rheinhessen-Nahe-Hunsrück, erläutern die Ergebnisse.

Die Anbaufläche von Hafer ist in Rheinland-Pfalz im Gegensatz zu einigen anderen Bundesländern konstant und liegt bei 5 500 bis 6 000 ha.

Foto: agrarfoto

Mit den Sommerhafer-Erträgen 2014 konnte man insgesamt recht zufrieden sein. Nach den Angaben des Statistischen Landesamtes wurden etwas unter dem Vorjahr liegende Ergebnisse erzielt, die aber immer noch deutlich über dem langjährigen Mittelwert lagen.

Haferanbau auf konstantem Niveau

Die Haferflächen in Rheinland-Pfalz entsprechen ziemlich genau dem Vorjahresumfang. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass der Anbau in den zurückliegenden Jahren auffallend konstant geblieben ist und sich nunmehr bei 5500 bis 6000 ha eingependelt hat. Diese vergleichsweise geringe Anbauveränderung weist auf eine stabile Nachfrage hin, die offenbar durch andere Umstände wie Auswinterung oder Marktentwicklungen bei anderen Kulturen kaum beeinflusst wird.

Sommerhafer wird hierzulande in erster Linie zu Futterzwecken angebaut, also für die Pferdehaltung oder für den eigenen Betrieb zur Aufbesserung des Kraftfutters. Hierfür wird eine mehr oder weniger jährlich feststehende Fläche benötigt. Andere Verwertungsrichtungen wie etwa für die Nahrungsmittelindustrie haben kaum Bedeutung.

Hafer kann ertraglich nicht mit anderen Getreiden konkurrieren

Ein weiterer Grund für geringe Bedeutung des Hafers dürfte in der nach wie vor schwächeren Konkurrenzfähigkeit gegenüber den anderen Kulturen liegen. Vor allem auf besseren Böden ist Hafer dem Winterweizen oder dem Winterraps ökonomisch deutlich unterlegen. Ähnliches gilt auch für Sommergerste. Während beispielsweise im abgelaufenen Erntejahr bei Hafer im Landesmittel gut 48 dt/ha geerntet wurden, lagen die vergleichbaren Hektarerträge von Sommergerste immerhin noch 9 dt/ha höher.

Die schwächeren Ertragsleistungen des Sommerhafers lassen sich aber auch dadurch erklären, dass er häufig auf ohnehin ertragsschwächeren, meist höher gelegenen Standorten und dort auch noch meist extensiv angebaut wird. Auf der anderen Seite belegen die Versuchsergebnisse, dass auch Sommerhafer bei entsprechender Produktionstechnik zu beachtlichen Ertragsleistungen befähigt ist. Dennoch sind seine hohen Ansprüche an eine ausreichende Wasserversorgung, an gut Wasser nachliefernde Böden und an eine zeitige Aussaat entscheidend für die jährlichen Ertragsschwankungen und die unsicheren, oftmals geringe Qualitäten.

Ob die Vorgaben zur GAP-Reform (Anbaudiversifizierung) dem Hafer für die bevorstehende Frühjahrsaussaat einen Impuls geben können ist mehr als fraglich. Deshalb kann man davon ausgehen, dass sich bei Hafer auch 2015 wenig ändern dürfte.

Landessortenversuche mit schwachen hl-Gewichten

Aufgrund der geringen Anbaubedeutung des Sommerhafers in Rheinland-Pfalz (2 Prozent der Ackerfläche) erfolgt die Auswertung der Landessortenversuche in Kooperation mit Baden-Württemberg. So wurden im Jahr 2014 neun Sommerhafersorten auf sechs Standorten in Brecht/Eifel und Nomborn/Westerwald (Rheinland-Pfalz), Döggingen, Eiselau, Krauchenwies und Tailfingen (Baden-Württemberg) geprüft. Die Verrechnungssorten Poseidon, Symphony und Max erzielten im Mittel aller Standorte in den Intensitätsstufen 73 beziehungsweise 76 dt/ha. Damit wurden etwas über dem langjährigen Mittel liegende Erträge erreicht. Die Rekordergebnisse aus dem Jahr 2012 wurden jedoch um gut 17 dt/ha verfehlt.

Wie bereits im Vorjahr wurden die höchsten Erträge am Standort Tailfingen erzielt. Hier wurden im Mittel aller Sorten 80,2 beziehungsweise 87,9 dt/ha geerntet. Der rheinland-pfälzische Standort Brecht konnte mit 75,1 beziehungsweise 77,5 dt/ha hier noch recht gut mithalten. Um 13 dt/ha schwächer fielen die Ergebnisse auf dem Standort Nomborn aus.

Die bei der Vermarktung geforderten, sehr hohen Hektolitergewichte konnten an beiden Orten selbst von den besten Sorten nicht erreicht werden. Bei den Prüfkandidaten wird das Sortiment von Kurt in beiden Stufen angeführt. Gut behaupten konnten sich bei intensiver Bestandesführung Max und Simon.

Behandlungsmaßnahmen meist nicht rentabel

Bis auf Tailfingen, dem Standort mit dem höchsten Ertragsniveau, trat kein beziehungsweise kaum Lager auf, so dass demzufolge die Standfestigkeit der Sorten auf keine größere Probe gestellt wurde. Bei einem geringen bis schwachen Halmknicken konnten ebenso kaum größere Sortenunterschiede ausgemacht werden. Der Befall mit Mehltau bewegte sich auf einem mittleren Niveau.

Fungizide und Wachstumsregler brachten wenig Ertragsvorteile. Im Mittel der Orte und Sorten wurden nur 2,3 dt/ha höhere Erträge erzielt. Selbst bei etwas „anfälligeren“ Sorten beliefen sich die Mehrerträge nur auf 3,5 dt/ha. Unter Berücksichtigung der Erzeugerpreise und der Behandlungskosten rechnete sich 2014 damit die höhere Intensität im Mittel aller Sorten und Orte nicht. Eine Ausnahme machte hier lediglich der Standort Tailfingen, bei dem die Mehrerträge (7,7 dt/ha) die angefallenen Kosten geradeso decken konnten.

Die Sorten im mehrjährigen Vergleich

In Tabelle 1 wird die Rangfolge der Prüfkandidaten im mehrjährigen, überregionalen Vergleich dargestellt. Danach führen in den unbehandelten Stufen Kurt und Simon das Sortiment an, wobei anzumerken ist, dass die ersten fünf Sorten sehr dicht beieinander liegen. Hier wie auch in den Behandlungsstufen fallen der Schälhafer Ivory und die schon etwas ältere Sorte Scorpion in den Leistungen ab. In der intensiven Behandlungsstufe belegt Simon die Spitzenposition, gefolgt von Max und der Neuzulassung Tim.

Auffallend ist das etwas schwächere Abschneiden der Kurzstrohhafersorte Kurt bei intensiver Bestandesführung, dem vermutlich vor allem der Wachstumsreglereinsatz in diesen Stufen wenig zuträglich ist. Bei den ein- bis zweijährig geprüften Sorten müssen zur sicheren Einschätzung der Anbaueignung weitere Prüfjahre abgewartet werden.

 – LW 5/2015