Hafer: Der Standort muss stimmen
LSV und Anbausituation Sommerhafer 2014
Sommerhafer wurde im vergangenen Jahr in Hessen noch auf rund 9 000 Hektar angebaut, damit hat sich der Anbauumfang weiter verringert. Obwohl, wie die Landessortenversuche zeigen, sehr leistungsfähige Sorten vorhanden sind, entscheiden sich immer weniger Anbauer für diese Kultur. Gabriele Käufler, Fachreferentin Marktfruchtbau, LLH Eichhof, gibt Anbau- und Sortenempfehlungen.

Foto: agrarfoto
Landessortenversuche in den hessischen Hauptanbauregionen
Die hessischen Versuchsstandorte Korbach (Hof Lauterbach) und Bad Hersfeld (Eichhof) repräsentieren die Hauptanbauregionen für Sommerhafer, der überwiegend in den feucht-kühleren Mittelgebirgsregionen seinen Platz findet. Das Prüfsortiment bestand aus sieben Sorten, davon ein Weißhafer. Vom Bundessortenamt wurde im Vorjahr nur eine neue Sorte, nämlich der Gelbhafer Tim, zugelassen und ebenfalls in den LSV aufgenommen.
Bedingt durch das frühe Abtrocknen der Flächen im Frühjahr 2014 konnte die Haferaussaat, wie auch in der Praxis, schon in der ersten Märzhälfte erfolgen. Nach anfänglich trockener Witterung war die Vegetationsperiode trat ab Ende April Wassermangel nicht auf, sondern die Bestände litten zeitweise eher unter einem Zuviel an Wasser beziehungsweise unter Verschlämmung.
Am Standort Korbach wurden im Versuchsdurchschnitt in der unbehandelten Stufe 82,3 dt/ha geerntet. Da insgesamt nur ein geringer Krankheitsbefall aufgetreten war, erzielte die Pflanzenschutz- und Wachstumsreglerbehandlung nur 1,8 dt/ha Mehrertrag. Etwas anders zeigte sich das Bild am Eichhof, wo die Erträge insgesamt etwa 10 dt/ha geringer blieben. Durch die höhere Intensität konnte der Ertrag von 71,3 dt/ha zwar auf 75,1 dt/ha in der Stufe 2 gesteigert werden, aber in diesem Versuch trat trotz Wachstumsreglereinsatz aufgrund der sehr niederschlagsreichen Witterung im Juli verstärkt Lager in fast allen Sorten auf. Nur die Kurzstrohsorte Kurt sowie tendenziell die Sorte Poseidon zeigten etwas bessere Standfestigkeit.
Gelbhafersorte Simon ertraglich an der Spitze
Der langjährig empfohlene Max streute ertraglich in diesem Jahr deutlich. Während er in Bad Hersfeld in beiden Intensitätsstufen überdurchschnittlich erntete, blieb er in Korbach vor allem in der Stufe 2 deutlich hinter den Erwartungen zurück. Ertraglich an die Spitze setzte sich in Stufe 2 an beiden Standorten die Gelbhafersorte Simon mit einem Durchschnittsertrag von 85,2 dt/ha. In Korbach erreichte er mit über 91 dt/ha den Höchstertrag. In der unbehandelten Stufe erzielte er dort ebenfalls ein überdurchschnittliches Ergebnis, während er am Eichhof das Schlusslicht bildete.
Der Weißhafer Symphony brachte in der Stufe 1 ein überdurchschnittliches Ergebnis, enttäuschte jedoch in den behandelten Varianten. Bei dem aus dem gleichen Zulassungsjahrgang stammenden Poseidon ergab sich ein gegenläufiges Bild. Hier lagen bei geringerer Intensität die Erträge im Vergleich unter dem Durchschnitt. Dass er Spitzenerträge bringen kann, zeigte sich in Korbach mit über 90 dt/ha in Stufe 2.
In ihrem ersten Prüfjahr erreichte die Neuzulassung Tim ausgewogene Ergebnisse jeweils etwas über dem Versuchsmittel, und zwar in beiden Behandlungsstufen. Der sehr kurzstrohige Kurt blieb bei besserer Standfestigkeit nur in Bad Hersfeld etwas über dem Durchschnitt, konnte in Korbach aber nicht mit den Spitzensorten mithalten.
Hinsichtlich der Qualitätsdaten konnte in diesem Jahr die Kornausbildung nicht befriedigen. Sowohl Hektolitergewichte als auch Marktwareanteile lagen deutlich unter den Ergebnissen der Vorjahre.
Unbefriedigende Qualitätsdaten
Zwar erreichte der Anteil der Ware über 2 mm mit nahezu 98 Prozent noch komfortabel die geforderten Werte, aber die hl-Gewichte enttäuschten mit nur knapp über 50 kg im Mittel in der behandelten Stufe. Nur die bekannt qualitätsstarke Sorte Max erzielte in beiden Intensitäten Mittelwerte um 54 kg/hl und erreichte in Korbach nahezu 56 kg/hl. Auch Simon, Symphony und Ozon lagen insgesamt noch bei leicht überdurchschnittlichen, aber dennoch die Qualitätsanforderungen nicht erreichenden Hektolitergewichten.
Wenn Hafer vermarktet werden soll, muss für die nötigen hl-Gewichte auf qualitätsstarke Sorten gesetzt werden. Darüber hinaus sind hohe Qualitäten nur unter günstigen Witterungsbedingungen bis hin zur Abreife möglich. Frühzeitig während der Kornfüllungsphase eintretendes Lager kann alle Qualitätsziele unerreichbar werden lassen. Ähnliche Auswirkungen haben Trockenperioden, die eine vorzeitige Abreife auslösen und dann zu unzureichender Kornausbildung führen. Standorte mit unzureichender Wassernachlieferung sind für den Qualitätshaferanbau immer Risikostandorte.
Mehrjährige und überregionale Auswertung
Da Jahreseffekte einen nicht unerheblichen Einfluss auf Ertrag und Qualität haben, ermöglicht erst die mehrjährige und mehrortige Beobachtung Aussagen zur Ertragstreue und Anpassungsfähigkeit. Sortenempfehlungen werden daher nur auf breiter Datenbasis ausgesprochen. Von den drei- und mehrjährig geprüften Sorten stehen in beiden Intensitätsstufen ertraglich Simon und der qualitätsbetonte Max vorn, danach folgt mit etwas streuenden Ergebnissen die Sorte Kurt. Bei dieser sehr kurzstrohigen Sorte kann eine zu starke Einkürzung zu Lasten der Ertragsfähigkeit gehen. Auf diese Besonderheit kann jedoch im LSV nicht eingegangen werden, da alle Sorten im Interesse der Vergleichbarkeit gleich behandelt werden müssen.
Zweijährig geprüft zeigt Poseidon in der Stufe 2 ein solides überdurchschnittliches Ergebnis, während er in Stufe 1 etwas zurück fällt. Symphony streut ertraglich etwas, bringt jedoch in der niedrigen Intensitätsstufe eine überdurchschnittliche Leistung. Ozon bleibt jeweils unter dem Versuchsmittel.
Die hessischen Versuchsstandorte gehören zum Anbaugebiet 14 (lehmige Standorte Nordwest). Aus diesem Anbaugebiet standen 2014 noch drei weitere Standorte aus Nordrhein-Westfalen zur Verfügung. Deren Ertragsniveau war mit den hessischen Versuchen vergleichbar. Am Standort Lage zeigt sich anhand des Durchschnittsertrages von 94,2 dt/ha erneut die Leistungsfähigkeit von Sommerhafer. Überregional bestätigen sich die guten Leistungen von Max und Poseidon in Stufe 2. Hier schneidet Simon unterdurchschnittlich ab und Symphony streut ertraglich etwas stärker. Die erstjährig geprüfte Sorte Tim zeigt um den Versuchsmittelwert schwankende Erträge, hier sind weitere Prüfjahre abzuwarten.
– LW 5/2015