Hart bleiben beim Anbaustopp

Wenn es nach den Vorstellungen der EU-Kommission geht, soll spätestens 2018 Schluss sein mit dem Anbaustopp für Rebflächen. Dann soll, so die Brüsseler Meinung, der Markt liberalisiert werden und jeder Winzer kann dann ohne Rücksicht auf Pflanzrechte neue Rebflächen anlegen.

Dagegen laufen alle europäischen Weinbauverbände Sturm, weil sie befürchten, dass die unkontrollierte Flächenausweitung zum Preisverfall und zu strukturellen Problemen, vor allem in den Steillagengebieten, führen wird. Die Kellereien argumentieren umgekehrt. Sie glauben, der Wegfall des Anbaustopps würde zu einer gleichmäßigeren Beschickung des Marktes führen und erhöhe auch die Wertschöpfung des Winzers.

Agrarkommissar Dacian Ciolos, bisher ein klarer Gegner des Anbaustopps, ist inzwischen zumindest verbal auf dem Rückzug. Er will eine Regelung bei Wein mit und ohne geografische Angaben, die Regulierungsfunktionen übernimmt. Die Liberalisierung sei keine Option. Seine Beamten fordern aber weiterhin den Fall des Pflanzrechtesys­tems, wie bei einer Sitzung der Fachgruppe in Palermo wieder einmal deutlich wurde. Dass man bei dieser Sitzung, in der neben Kommissionsvertretern auch der Berufsstand vertreten ist, den Präsidenten der Weinbauregionen (AREV) nicht sprechen ließ, weil ihm der Generaldirektor das Wort entzog, zeugt von wenig Demokratieverständnis und wenig Gespür für die Sorgen und Nöte des Berufsstandes durch die Kommission. Es ist deshalb notwendig, der Kommission deutlich zu machen, dass die europäischen Winzer dieses Brüsseler Diktat so nicht hinnehmen werden. Die Auswirkungen auf den deutschen Qualitätsweinbau wären unkalkulierbar.

Mit den geplanten Demonstrationen in Brüssel zeigt der Berufsstand, dass er bereit ist, für seine Ziele zu kämpfen.

Henning Seibert