HBV-Präsident Schmal beim KBV Fulda-Hünfeld

Jahreshauptversammlung 2020 in Künzell

In einer Stellungnahme zur Agrarpolitik auf der Jahreshauptversammlung des KBV Fulda-Hünfeld in Künzell bezeichnete HBV-Präsident Karsten Schmal den Landkreis Fulda mit seinen vorbildlichen landwirtschaftlichen Betrieben als eine Boomregion. Deutschland habe die bestausgebildeten Landwirte weltweit, betonte er auch in seiner Eigenschaft als Vizepräsident des Deutschen Bauernverbandes sowie als Präsident des Verbandes der Deutschen Milchwirtschaft.

Im Zuge der Öffentlichkeitsarbeit hat der KBV Fulda-Hünfeld ein Info-Mobil angeschafft. Bei Veranstaltungen soll es zum Einsatz kommen, um unter anderem mit Verbrauchern in Kontakt zu treten und über die Landwirtschaft zu informieren. Mit im Bild die KBV-Mitarbeiterinnen Marion Müller (von links) und Malin Krieg (Öffentlichkeitsarbeit).

Foto: Burkhardt

Bei steigender Weltbevölkerung stehe die Landwirtschaft zugleich im Mittelpunkt globaler Herausforderungen von Ernährungssicherheit, nachhaltiger Energieversorgung, dem Klimawandel sowie dem Umwelt- und Ressourcenschutz.

Der Politik warf er vor, sich vielfach völlig auf dem Holzweg zu befinden. Schmal kritisierte Vorschriften und Auflagen. Vielerorts hemmten solche auch Baumaßnahmen in der Landwirtschaft. Manches Pflanzenschutzmittel, das im Ausland erlaubt sei, habe man in Deutschland verboten, was zu Wettbewerbsverzerrungen führe. Unter anderem ging er auf Themen wie Massentierhaltung, Überdüngung, Biodiversität oder Tiertransporte ein, mit denen man sich der Diskussion stelle. Dass man in Hessen zum Schweine freien Land werde, hänge auch mit dem Kupieren von Schwänzen, der Ferkelkastration sowie mit Kastenstand-Urteilen bei Zuchtschweinen zusammen. Erstens gestalte sich die Lieferung von teuren Narkosegeräten schwierig, zweitens müssten Landwirte dafür Sachkundelehrgänge belegen sowie Prüfungen ablegen.

Da sei es doch einfacher, Schweine über große Strecken aus Holland und Dänemark zu importieren als solche hier groß zu ziehen oder zu mästen. Über sieben Prozent der Veredlungsbetriebe in Hessen haben ihre Stalltüren erneut geschlossen. Es waren vor allem kleinere Betriebe, vor allem solche, die die Ministerin eigentlich im Blick habe, so Schmal.

Der Präsident forderte von der Politik Planungssicherheit ein, damit Betriebsleiter Langfristentscheidungen bei Investitionen in ihre Höfe treffen können. So etwa im Milchbereich mit der Gülleverordnung und Anbindehaltung, die der DBV zwar nicht als Zukunftsmodell ansehe, müssten Regelungen geschaffen werden. In Bayern beschreite man den Weg einer Kombinationshaltung mit Weideauslauf, Laufhof und dergleichen. Da sei es unangebracht, wenn neuerdings Molkereien Landwirten ihre Milch aus der Anbindehaltung schlechter bezahlten. Verbrauchern müsse der Berufsstand erklären, wie Milchproduktion gehe. Vorbildlich voran gehe es diesbezüglich in Fulda, lobte der Präsident. Für völlig inakzeptabel hält Karsten Schmal, was die Düngereduzierung sowie die ausgeweitete Sperrfrist (1.11. bis 31.1.) betrifft. „Versuchen sie jetzt mal Gülle auf die Felder zu fahren. Wir dürfen fahren, aber es geht nicht. Im Herbst, wo die Äcker trocken sind, dürfen wir nicht.“ Da würden auch große Behälter zur Düngereinlagerung nichts nützen. Und in vier Wochen komme man außerdem nicht mehr in die Getreidebestände. Kreislandwirt Emil Funk dankte dem Berufsnachwuchs, dem in jüngster Vergangenheit kein Weg zu weit war, um für die Interessen der Landwirtschaft zu demonstrieren.

Ein Großteil der Bevölkerung habe deren Anliegen verstanden. Bei so manchem Politiker sei die Botschaft noch immer nicht angekommen. Bei grüner Politik wisse man, wo man dran sei, denn eine Landwirtschaft, wie wir sie heute betreiben, wollen Grüne nicht.

Und schwarze Politik verkünde, sie stünde hinter den bäuerlichen Familienbetrieben. Aber sie mobbten diese zugunsten der Automobilindustrie und führten Hormon-Rindfleisch aus Amerika zu Standards ein, die hier keine Gültigkeit hätten. Ferner, so Funk, nach dem Grundgesetz betrachtet sei in Deutschland wohl jeder Bürger gleich, nicht so die Landwirte. Wer hier 45 Jahre in der Landwirtschaft gearbeitet habe, bekomme heute im Schnitt eine Monatsrente von 530 Euro. Bei der von der Bundesregierung beschlossenen Grundrente blieben Altbauern und –bäuerinnen außen vor. Unter großem Beifall des Saales betonte der Kreislandwirt: „Wir hören gern eure lieben warmen Worte, aber wir werden euch in Zukunft nicht mehr an den Worten, sondern nur noch an den Taten messen. Geht nach Wiesbaden und Berlin und tut etwas.“

„In der Landwirtschaft rumort es, es gibt viele Probleme, die müssen wir offen ansprechen. Und wir tun das“, betonte Landrat Bernd Woide. Jungen Menschen müsse man eine Antwort für die Zukunft geben bei der Düngeverordnung, Insektenschutz, Tierwohl und bei vielen Fragen. Natürlich gebe es auch Ärger und Probleme. Jedoch sollte man in der Region auch über Chancen sprechen.

Er als Landrat könne daher sagen, die Landwirtschaft im Landkreis hat einen hohen Stellenwert und weite Teile der Bevölkerung schätzen sie. „Wir sehen in der Landwirtschaft nicht nur einen wirtschaftlich orientierten Betrieb, sondern auch Familien, die sich für die Region engagieren, auch unsere ländlichen Räume attraktiv halten.“ Sein Dank galt Dr. Hubert Beier für die langjährige konstruktive und vertrauensvolle Zusammenarbeit.

Grußworte sprachen die CDU-Landtagsabgeordneten Markus Meißner und Thomas Hering. Meißner hob hervor, es sei wichtig die Balance zwischen Öko und konventionell bewirtschafteten Höfen zu halten sowie ideologische Aktivitäten zu brechen. Dass etwas nicht stimme, zeige der enorme Rückgang der Sauenhaltungsbetriebe. Was die rot belasteten Wasserschutzgebiete betreffe, habe man Mittel zur Ursachenforschung bereitgestellt. Auch in der Kulisse von Gemarkungen, die aus der Agrar­ausgleichszahlung herausgefallen seien, tue sich etwas.

Für eine gute Präsentation der Landwirtschaft während der in Fulda bevorstehenden Landesgartenschau warb Christian Hartmann um Beteiligung junger freiwilliger Helfer.

bh – LW 11/2020